Früh übt sich, was eine kräftige Gemüsepflanze sein will. Deswegen heißt es jetzt schon, Fensterbank entstauben, Gartenhandschuhe aus dem Schuppen holen und Gemüse vorziehen. Hier erfährst du, worauf du achten musst, welche typischen Anfängerfehler du vermeiden solltest und wie du schon bald dein eigenes, knackfrisches Gemüse vom Balkon oder aus dem Garten erntest.

Das eigene Gemüse schmeckt einfach besser. Denn man weiß nicht nur ganz genau, was drinnen oder noch viel wichtiger NICHT drinnen steckt (chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel). Das eigene Gemüse vorziehen, die kräftigen Jungpflanzen in den Garten oder auf der Terrasse einsetzen und danach knackfrisch servieren – das alles verschafft einen ganz neuen Genuss. Der wohlverdiente Geschmack von „Das habe ich ganz selbst gemacht!“ und der natürlichen Freude an Dingen, die mit liebevoller Arbeit „voll aufgegangen sind“. Obendrein spart man sich viel Geld. Denn die eigene Gemüsevorzucht ist wesentlich günstiger als der Einkauf von Jungpflanzen, die danach nur noch eingepflanzt werden müssen.

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...damit die neue Lust auf das Gärtnern nicht schnell zum Frust wird, hier einige wertvolle Tipps:

Gemüse vorziehen, leichtgemacht!

Du brauchst vor Beginn:

  • Saatgut am besten in Bioqualität
  • Aussaatschale, Anzuchttöpfe oder Saatkiste
  • Anzuchterde bzw. Aussaaterde
  • Pikierstab oder Bleistift
  • Frischhaltefolie
  • Nährstoffreiche Erde: Komposterde oder Gartenerde-Mischung
  • Blumentöpfe, Kisten oder Joghurtbecher

Für viele diese Dinge gibt es auch kostengünstigere Alternativen. Berhard Haidler, Gartenexperte und Regionalbetreuer von Natur im Garten, empfiehlt zum Beispiel Obst- oder Fleischschalen, die sich genauso gut wie gekaufte Aussaattöpfe oder Saatkisten für eine Gemüsevorzucht anbieten. Zum Vereinzeln der Pflanzen muss es auch nicht immer ein gekaufter Pikierstab sein. Mit einem Bleistift lässt es sich genauso gut pikieren und statt Blumentöpfen oder Blumenkisten aus dem Fachhandel kann man auch ausgewaschene Joghurtbecher verwenden.

EXPERTEN-TIPP: In jedem Fall muss deine Aussaatschale absolut sauber sein. Das gilt auch für Schalen oder Töpfe, die bereits im Vorjahr verwendet wurden. „Eine saubere Aussaatschale und eine sorgfältige Reinigung ist absolut wichtig, damit keine Keime vom Vorjahr verschleppt werden“, empfiehlt Gartenprofi Haidler.

 

Schritt für Schritt das eigene Gemüse vorziehen

1. Aussaatschalen, -kisten oder -töpfe säubern und vorbereiten

EXPERTEN-TIPP: Wenn du aus Obst- oder Fleischschalen deine eigene Aussaatschalen bastelst, musst du unbedingt Löcher in die Schale bohren. Nur so kann das Wasser abfließen und sogenannte Staunässe verhindert werden.

2. Auf den richtigen Zeitpunkt achten

Dieser ist je nach Gemüseart und Art der Kultur unterschiedlich. Paradeiser sät man Anfang März, Paprika wegen ihres großen Wärmebedarfs und wegen ihrer langen Entwicklungszeit Mitte Februar. Einen Unterschied macht auch, ob man das Gemüse im Frühbeet bzw. Folientunnel oder im Freiland kultivieren möchte. Am besten man achtet auf die entsprechenden Hinweise auf der Samenverpackung oder im Saatgutkatalog!

3. Schalen, Kisten oder Töpfe bis 1,5 cm unter dem Rand mit Anzuchterde füllen

Anzuchterde ist nährstoffärmer und bekömmlicher als herkömmliche Gemüseerde, die erst später zum Einsatz kommt. Dadurch wird die junge Saat nicht gleich zu Beginn „verwöhnt“ und für eine ausreichende Nährstoffversorgung zur Entwicklung kräftiger Wurzeln angeregt.

UMWELT-TIPP: Bitte achte beim Einkauf deiner Anzuchterde auf torffreie Produkte – der Umwelt zuliebe! Aussaaterde kann auch selbst hergestellt werden, indem man reife Komposterde und Quarzsand in gleichen Teilen mischt.

4. Samen verteilen

Feine Samen behutsam über die Erde streuen und gegebenenfalls vorsichtig eindrücken, größere Samen mit einer ganz dünnen Schicht Erde bedecken. Als Faustregel gilt: Die Erdschicht über dem Samen sollte seiner Dicke entsprechen.

5. Aussaat abdecken

Die Erde muss immer schön feucht bleiben, damit die Samen optimal keimen können. Deswegen gleich zu Beginn die Anzuchterde mit der frischen Saat mit Wasser besprühen und je nachdem, ob Schale oder Topf verwendet werden, mit Frischhaltefolie, Einmachgläsern oder ähnliches abdecken. Die Erde sollte immer wieder angefeuchtet und mit frischer Luft versorgt werden.

6. „Wohlfühlplätzchen“ für deine Aussaat

Die richtige Positionierung deiner Aussaatschale, -kiste oder –töpfe ist ausschlaggebend für das erfolgreiche Gedeihen deiner Pflänzchen. Deine Saat freut sich über wohlig-warmes Gewächshausklima. Deine Schalen, Kisten oder Töpfchen sollten daher zu Beginn in einem warmen, hellen Raum stehen, aber keinesfalls in der prallen Sonne.

EXPERTEN-TIPP: Direkt am Fensterbrett ist es oft sehr kühl. Deshalb die Aussaatschale auf eine wärmedämmende Unterlage (Styropor, Holz, Filz oder Stoff) stellen.

7. Wichtige Abkühlung für Keimlinge

Gartenprofi Bernhard Haidler warnt vor einem typischen Anfängerfehler: „Sobald deine Saat zum Keimen anfängt, sollten die Aussaatschalen unbedingt umgestellt werden. Sonst könnten sie vergeilen.“ Das bedeutet, dass die Pflanzen zu schnell wachsen, langstielig und gleichzeitig kraftlos werden, wenn sie zu viel Wärme und Sonne abkommen. Hier empfiehlt sich eine Abkühlung. Aussaatbox in einen kühleren, aber dennoch hellen Raum stellen. Temperaturen um die 17 Grad sind ideal. Den Deckel oder die Folie über der Schale nun herunternehmen.

8. Umsetzen in nährstoffreiche Erde

Bereite neue Töpfe, Kisten oder ganz einfach gut gesäuberte Joghurtbecher für deine pikierten Pflanzen vor. Keine Sorge, wie man richtig pikiert, erklären wir im nächsten Schritt. Wenn du einen Joghurtbecher verwendest, vergiss keinesfalls ein bis zwei Löcher in den Boden des Bechers zu bohren, um Staunässe zu vermeiden. Fülle das „neue Zuhause“ deiner jungen Pflänzchen mit nährstoffreicher Erde (KEINE ANZUCHTERDE). Auch hier gilt wieder...

UMWELT-TIPP: Beim Kauf nährstoffreicher Gemüseerde achte darauf, dass kein Torf beigemischt wurde oder wähle ganz einfach Erde mit dem Gütesiegel „Natur im Garten“, dem österreichische Umweltzeichen oder dem Aufdruck „torffrei“ , um auf Nummer sicher zu gehen.

Pflanzenerde kann man auch einfach selber herstellen, indem man Komposterde, Quarzsand und lockere Gartenerde in gleichen Teilen vermischt.

Sobald deine Töpfe, Kisten oder Becher mit frischer Erde gefüllt sind, kannst du mit einem Pikierstab oder Bleistift ein Loch in die Erde stechen. Dort können es sich deine jungen Pflanzen dann gemütlich machen. 

9. Pikieren: Pflanzen brauchen Platz

Sobald sich die Keimblätter voll entfaltet haben und sich das erste Laubblattpaar heranwächst, solltest du die zarten Pflänzchen vereinzeln (pikieren). Vorsichtig stichst du die ausgetriebene Saat samt Wurzeln aus der Auszuchterde. Dafür kannst du entweder einen Pikierstab oder ganz einfach einen Bleistift verwenden. Es gilt weiterhin: Deine jungen Pflänzchen mögen es hell, aber pralle Sonne oder zu hohe Temperaturen solltest du vermeiden. Ein idealer Standort ist ein Raum mit 17°C (z.B. unbeheiztes Zimmer, belüftbarer Wintergarten oder Frühbeet). Danach siedle das „Babygemüse“ in sein neues Zuhause, das du zuvor vorbereitet hast. Nicht vergessen, am Ende die frische Erde befeuchten.

10. Ab ins Freie: Pflanzen erleben Frühlingsgefühle

Die Faustregel lautet, sobald sich die Eisheiligen wieder verzogen haben (Mitte Mai), ist es Zeit für Frischluft. Gerade wärmeliebende Gemüsesorten wie Paradeiser, Paprika oder Melanzani sollten nicht früher umgesiedelt werden. Salate oder Rote Rüben, Fenchel, Kohlrabi und einige andere Gemüsesorten dürfen, wenn das Wetter es zulässt, schon früher hinaus ins Freie (circa April). Auch hier gilt wieder: die entsprechenden Hinweise auf der Samenverpackung beachten!

11. Sanfte Eingewöhnung: „Warm gebeetet“

Deine zarten Pflanzen freuen sich über eine sanfte Eingewöhnung in ihrem neuen Zuhause. Vermeide Temperaturschocks oder zu harte Sonneneinstrahlung, die zu Blattverbrennungen führen können. In den ersten Tagen empfiehlt sich daher Gießen mit wärmerem Wasser. Vlies oder Schattennetze zur Abdeckung speichern die Wärme und schützen vor zu harter Sonneneinstrahlung. Frühbeete gibt es ebenfalls im Fachhandel und können für noch mehr Wärme in der Nacht geschlossen und untertags gelüftet werden.

Pioniere auf der Fensterbank und Tipp für Anfänger

„Südländer“ haben eine lange Anzuchtzeit und haben sich deswegen als erste einen Sonnenplatz auf der Fensterbank verdient. Sie werden ab Ende Februar oder Anfang März herangezogen. Zu diesen Südländern – also Gemüsesorten, die ursprünglich aus wärmeren Gefilden stammen - zählen unter anderem Paradeiser und Paprika. Beide Gemüsesorten sind gerade für „Garten Neulinge“ ein guter Start in die Saison. Denn diese lassen sich laut Gartenprofi Haidler besonders leicht auf Balkon und Terrasse kultivieren.

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Im Waldkammergut®

20. Apr. |
Oberösterreich
Veranstalter: NATURSCHAUSPIEL

Mit dem Förster durch Wälder streifen.

Auf verschiedenen Routen sind wir mit Förster Poidl Putz unterwegs im Aurachtal. Er teilt mit uns sein Wissen über die Funktionen des Waldes, Pflege, Schutz und vielfältige Nutzung der Bäume, über Jagd und Wild, Vogel- und Naturschutz sowie Tiere, Pflanzen und Kräuter im Naturpark Attersee-Traunsee. Auch gehen wir der Frage nach, wie der Wald in der Blütezeit der Salzgewinnung genutzt wurde und welche aktuellen Veränderungen heute besonderen Einfluss auf den Wald haben. Die Führungen bieten durch die jeweilige Anpassung an aktuelle Forstarbeiten, Jahreszeit und Witterung besonders viel Abwechslung.

Vom Treffpunkt (Kirchenparkplatz Reindlmühl) aus wird mit Fahrgemeinschaften in das Forstrevier Schwarzenbach eingefahren. Am Waldrand, der ersten Station unseres Streifzuges, gibt es einen Einblick in das Arbeitsfeld Forst. Danach reihen sich, wie auf einer Perlenschnur, Anregendes und Wissenswertes aneinander. Dies ändert sich jahreszeitlich bedingt, da der Förster sehr darauf bedacht ist, die Teilnehmer*innen immer in aktuelle Arbeiten (Baumpflanzung und -pflege, Holzernte, Borkenkäferbekämpfung) und Geschehnisse im Wald (Balz- bzw. Brunftzeit, Wildfütterung im Winter, Spurenlesen) einzubinden.

Inhaltlich dreht es sich um die vier Funktionen des Waldes (Nutz-, Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion), den Lebenszyklus der Bäume (vom Samen bis zur Ernte bzw. Totholz), Jagd- und Wildtiermanagement, Vogel- und Naturschutz, Produkte und Arbeitsplätze im Wald.

Mit waldpädagogischen Spielen, Geschichten und dem Beobachten von nicht Erwartetem (Begegnung mit Auerhahn, Siebenschläfern etc., Besuch einer Holzknechtssölde) wird der Streifzug rund und kompakt wie ein Baumstamm. Auf einer abwechslungsreichen Route, die von Termin zu Termin variieren kann, werden auch die wirtschaftliche Bedeutung, die Produkte und Arbeitsplätze im und rund um den Wald besprochen – ganz unter dem Motto „WALD – Wir Alle Leben Davon".

Info & Anmeldung zum NATURSCHAUSPIEL
Individuelle Termine für Gruppen ab 7 Personen nach Vereinbarung.

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