Kaum ein einheimischer Schmetterling ist so unverwechselbar wie der Admiral. Mit etwa 6 cm Flügelspannweite, schwarzer Grundfarbe mit leuchtend roten Binden auf Vorder- und Hinterflügeln sowie weißen Flecken ist er leicht zu erkennen. Da der Falter darüber hinaus häufig ist, zählt er in der Schmetterlingsapp von Blühendes Österreich zu den beliebtesten Arten.
Beschrieben wurde die Art mit dem wissenschaftlichen Namen Vanessa atalanta bereits im Jahr 1758, von Carl von Linné. Es ist anzunehmen, dass der berühmte schwedische Naturforscher und Begründer der modernen Namensgebung für Organismen dabei an Atalanta, eine jungfräuliche Jägerin aus der griechischen Mythologie gedacht hat. Benennungen in Anlehnung an mythologische Figuren waren damals gang und gäbe und finden sich bei einer Vielzahl unserer Tagfalter.
Bekannt war der Admiral aber schon viel länger. So illustrierte Elazar Albin bereits 1720 die Art und ihre Metamorphose in einer prächtigen Kupfertafel – und nannte sie, vermutlich in Anlehnung an das Rote Kreuz der Royal Navy, „Admiral butterfly“.
Der prominente Falter gibt Rätsel auf
Man sollte also eigentlich annehmen, dass wir über diesen Schmetterling nach 300 Jahren so ziemlich alles wissen. Aber davon kann, wie so oft in der Lepidopterologie (so nennt sich die Schmetterlingskunde), keine Rede sein. Die größte und unzureichend geklärte Frage betrifft vor allem die Wanderungen des Admirals.
Tatsächlich galt der Edelfalter lange Zeit als klassischer Wanderfalter, mit einer aus dem Süden einwandernden Generation im Frühjahr und darauf begründeten zwei bis maximal drei Nachfolgegenerationen.
Solche Wanderungen von Schmetterlingsarten sind von einigen europäischen Arten bekannt. Sie können im Extremfall Strecken von mehreren tausend Kilometern zurücklegen, vom Mittelmeergebiet bis nach Skandinavien.
Wie orientieren sich die Wanderfalter?
Die Orientierung erfolgt dabei nach heutigen Kenntnissen an der Sonnenposition und einer inneren Uhr zum zeitlichen Abgleich bei geändertem Sonnenstandwinkel, dem sogenannten zeitkompensierten Sonnenkompass. Darüber hinaus spielt nach Untersuchungen beim amerikanischen Monarchfalter auch das Erdmagnetfeld eine wichtige Rolle.
Typisch für wandernde Arten ist aber auch eine Rückwanderung nach Süden in den Herbstmonaten, das macht auch Sinn, weil die Winter in Mittel- und Nordeuropa viel zu kalt sind (waren?) um hier zu überleben.
Blättern wir gute hundert Jahre zurück, so schreibt z.B. Hellweger in seiner umfassenden Bearbeitung der Großschmetterlinge Nordtirols zum Admiral: … „einer der zahlreichsten und spätesten Herbstfalter, jedoch nur ganz einzeln im Gebiet überwinternd.“ Das scheint sich nach heutigem Kenntnisstand deutlich geändert zu haben.
Von Langstrecke, Kurzstrecke bis zum Reisestopp
Blicken wir in die Schmetterlingsapp so bestätigt sich die Tendenz der zunehmenden Überwinterung auch in Österreich. Doch offensichtlich folgen bei weitem nicht alle Falter diesem Muster.
Wer ab dem Spätsommer/Frühherbst aufmerksam unterwegs ist, wird die zielgerichtet von Nord nach Süd flatternden Tiere bemerken. Sie lassen sich dabei in ihrem Kurs von keinem Hindernis aufhalten, egal ob Gewässer, Wald oder Gebirge und flattern als sogenannten Tiefenflieger den Geländekanten folgend, im Extremfall wie im Wallis bis auf 4000 Meter Seehöhe.
Die Einwanderungs- und Rückflugrouten sind aber ebenso wie mögliche permanente Populationen noch völlig unzureichend erforscht. So scheint die Rückwanderung vieler Falter seit einigen Jahren bereits in nahe gelegene Regionen wie der Poebene oder auch in südlichen Alpentälern sowie im Flachland und nicht mehr wie zuvor im Mittelmeergebiet zu enden.
Nach heutigem Kenntnisstand spielt die Einwanderung im Frühjahr zudem keine sehr große Rolle mehr, da der Admiral innerhalb von etwa 25 bis 30 Jahren in vielen Gebieten Mitteleuropas eine ganzjährig etablierte Art geworden ist.
Die Brennnessel als Winterquartier
Als Ausnahme unter den Schmetterlingen legt die Art keine echte Winterruhe ein. Prinzipiell können daher alle Entwicklungsstadien diese Jahreszeit überdauern, die Raupe überlebt aber nur in Gebieten, wo die einzige Futterpflanze, die Brennnessel, auch über den Winter grün bleibt. Das ist natürlich einzig in den klimatisch begünstigten Regionen Österreichs möglich.
Die Anpassung des Admirals Dauerfrost
Die Länge der Dauerfrostphasen scheint dabei der wesentliche limitierende Faktor für Erfolg oder Misserfolg einer Überwinterung zu sein. Jürgen Hensle berichtet in lepiforum.de von mitteleuropäischen Faltern, die vor der Jahrtausendwende noch kaum mehr als sieben Tage Dauerfrost überlebten, inzwischen ist diese Toleranz jedoch bei vielen Tieren auf bis zu 4 Wochen angestiegen. Damit kann der Admiral sein ständiges Verbreitungsgebiet immer weiter nach Osten und Norden ausdehnen.
Die Art ist mittlerweile im österreichischen Flachland, ebenso wie in Teilen von England und in Dänemark, fixer Bestandteil der Fauna geworden.
Um die vielen Unklarheiten und die offensichtlich dynamisch verlaufenden Anpassungen des Edelfalters besser verstehen zu können, widmet sich eine große Studie der Universität Bern den Wanderungen des Admirals in der Schweiz und Europa.
Zahlreiche Citicen Science Teilnehmer engagieren sich über ein Netz an Meldungsportalen, darunter auch Blühendes Österreich, an diesem Projekt. Jede Beobachtung zählt!