FLORA (Förderung von Landwirten und Organisationen zur Rettung unserer Artenvielfalt) ist das Programm von Blühendes Österreich zur Stärkung von Biodiversität und nachhaltiger Landwirtschaft. BirdLife Österreich, BILLA AG und OPST Obst Partner Steiermark starteten gemeinsam im Jahr 2014 diese Initiative, die in Folge zur Gründung von Blühendes Österreich führte. Seitdem wurden ein Beitrag zu Sicherung und Erhalt von 600 Hektar naturschutzfachlich wertvollen Flächen geleistet. Seit 2022 fokussiert Blühendes Österreich mit FLORA auf die Unterstützung von Naturschutzaktivitäten im Obst- und Gemüsebau in Österreich. Aktuell sind 46 Bäuerinnen und Bauern mit einer Biotopwirkung von 94 Hektar in der Oststeiermark und im burgenländischen Seewinkel unter Vertrag.
Was ist die Vision von FLORA?
Blühendes Österreich sichert mittels FLORA langfristig hochgradig gefährdete naturschutzfachlich wertvoller Biotoptypen in Österreichs Obst- und Gemüsebauregionen. FLORA stärkt die Arbeit und Wirkung von Obst- und Gemüsebäuerinnen und -bauern und deren Beitrag zur Sicherung der Biodiversität in Österreich. FLORA ist ein wichtiger Beitrag dazu, dass Blühendes Österreich sein Ziel erreicht, bis 2030 weitere 1.000 Hektar naturschutzfachliche Flächen zu sichern, zu verbessern oder wiederherzustellen.
Motivation für das Projekt
Trotz der bisher angestrengten Bemühungen ist in Österreich ein Aufhalten des Biodiversitätsverlusts bei weitem nicht abzusehen. Zu den gefährdetsten Lebensräumen gehören Trocken- und Halbtrockenrasen, Feuchtwiesen, Magerwiesen, Moore und Streuobstwiesen. Zu den gefährdetsten Tierarten gehören bestimmte Wasserschnecken, zahlreiche Insektenarten und eine Reihe von Vogelarten des Offenlands. Bei Naturschutzförderungen bzw. öffentlichen Agrarumweltprogrammen der Europäischen Union oder der Republik Österreich wie ÖPUL-WF werden der Wert der landwirtschaftlich genutzten Flächen über den Bewirtschaftungs-Mehraufwand und den Ertragsentgang bewertet. Ökologische und ökosystemleistungsbezogene Werte werden kaum bis gar nicht berücksichtigt bzw. nur marginal abgegolten. Derzeit werden bei diesen Programmen historisch-kulturelle und sozioökonomische Parameter (traditionelle Bewirtschaftungsweisen, kulturelle und landschaftliche Aspekte) kaum abgebildet.
Wen unterstützt Blühendes Österreich mit FLORA?
Blühendes Österreich finanziert über das freiwillige Naturschutzvertragsprogramm FLORA Obst- und Gemüsebäuerinnen und -bauern bei Ihrer Naturschutzarbeit in der Steiermark und im Burgenland. Angesichts der langen Entwicklungszeiträume naturschutzfachlich wertvoller Lebensraumtypen strebt Blühendes Österreich deren langjährige Sicherung an. Von 2015-2021 wurden über FLORA österreichweite weitere 60 Partner:innen bei ihren Naturschutzprojekten u.a. in Europaschutzgebieten, Naturschutzgebieten und Naturparken mit einer Flächenwirkung von knapp 450 Hektar unterstützt. Dafür zeichnete die Europäische Kommission Blühendes Österreich und mehrere FLORA-Partnerinnen mit dem renommierten Natura 2000 Award aus.
Genauere Infos zu den Aktivitäten zu FLORA seit 2015 sind hier zu in unserer Projektübersicht zu finden: Projekterfolge FLORA seit 2015
Welche Herausforderungen werden gelöst
In Österreich ist, vor allem im Hügel- und Bergland, aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten und der damit einhergehenden Kleinstrukturiertheit der Landschaft dieser Prozess noch nicht so weit fortgeschritten wie in manchen anderen industrialisierten Ländern Europas bzw. des globalisierten Nordens. Daher existieren hier noch extensive bewirtschaftete Lebensräume und eine nachhaltigere ökologisch-landwirtschaftliche Praxis. Zusätzlich existieren in Österreich seit Jahrzehnten Fördermaßnahmen des Bundes und der Länder zur Verbesserung der ökologischen Situation in der Land- und Forstwirtschaft, vor allem das Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL), das vom Europäischen Landwirtschaftsfonds (ELER) kofinanziert wird. Dabei ist jedoch zu beobachten, dass hiervon vor allem intensive Bewirtschaftungsweisen profitieren – Förderungen sind oft umso höher, je höher der Ertragsentgang oder die Bewirtschaftungserschwernis einer gesetzten Maßnahme ist, sodass ertragsschwache und damit meist naturschutzfachlich wertvolle Flächen nur wenig Förderung erhalten.
Was ist das Besondere an FLORA?
Über FLORA wird einzig der naturschutzfachliche Wert einer Fläche bemessen. Damit wird erreicht, dass naturschutzfachlich hochwertige Biotoptypen, ungeachtet ihres zumeist sehr geringen landwirtschaftlichen Ertragswerts, einen „ökologischen Marktwert“ erhalten, der ihrer historisch-kulturellen, sozioökonomischen und ökosystemrelevanten Wichtigkeit entspricht. Das Programm fußt auf der Bewertung des naturschutzfachlichen Zustandes der Flächen und der Einordnung dieser in den österreichischen Biotoptypen-Katalog. Die Stärkung und Förderung extensiver und ökologisch orientierter landwirtschaftlicher Betriebe und Produktionsweisen sind wesentliche Schlüssel und gesellschaftlicher Auftrag zur Sicherung der heimischen Biodiversität. Sowohl der Lebensmittelhandel als auch die Konsumentinnen und Konsumenten können dazu einen entscheidenden Beitrag leisten und Verantwortung übernehmen. Die Förderung und Erzeugung von Lebensmitteln aus nachhaltiger und umweltschonender Produktion durch den Handel sowie bewusste Kaufentscheidungen in den Märkten für diese Lebensmittel leisten einen wichtigen Beitrag für den Biodiversitätsschutz in Österreich.
Welche wertvollen Lebensräume, Tiere und Pflanzen werden erhalten?
Derzeit sind 606 Biotopflächen von 53 Vertragspartnerinnen unter Vertrag. Biotoptypen sind frische, artenreiche Fettwiesen der Tieflagen, Magerwiesen und Halbtrockenrasen, Streuobstwiesen, naturnahe Tümpel, Fettweiden, Hochstammalleen. Frische artenreiche Fettwiesen der Tieflagen sind in Österreich in der Roten Liste Gefährdeter Biotoptypen in die Kategorie „gefährdet“ aufgenommen, da sie zusehends durch landwirtschaftliche Intensivierung und im geringeren Ausmaß durch Nutzungsaufgabe zurückgedrängt werden. Ein wesentlicher Erfolg sind auch die Einsaatflächen, wo Saatgut bereitgestellt wurde und bis zu einer Entwicklung, die im Regelfall einige Jahre in Anspruch nimmt nur geringe Prämien ausbezahlt wurden. Die Flächen wurden überwiegend deutlich aufgewertet. Bezüglich der im Zuge von früheren Betriebsbesuchen neu eingesäten bzw. mit regionalem Saatgut übersäten Entwicklungsflächen kann positiv Bilanz gezogen werden. Alle Flächen wurden stark aufgewertet. Aus vormals ökologisch geringwertigen Flächen wie Intensiväckern, Intensiv-Obstkulturen oder Intensivwiesen, die durch Einsaaten im Rahmen von Flora aufgewertet wurden, wurden hochwertige Biotope.
Geografie der Projektregion
FLORA fokussiert seit 2022 auf gefährdete Biotoptypen und naturschutzfachlich wertvolle Lebensräume in der oststeirischen Apfelbauregion Gleisdorf-Weiz und in der Gemüseanbauregion Seewinkel im Burgenland.