Wenn auf den Wiesen mit der Mahd die Ernte beginnt, tobt bodennah für viele Tiere ein Kampf ums nackte Überleben. Wer kann, flieht - aber die wenigsten können das. Es gibt allerdings einfache Methoden, um die Mahd tierschonender anzugehen. Robert Nesensohn aus Vorarlberg setzt einige davon erfolgreich um.

Wenn die Mähgeräte auf die Wiese kommen, dann gibt es für die dort lebenden Tiere nur noch ein Motto: Wer kann, der flieht. Je schneller, kraftvoller und großflächiger die Mahd erfolgt, umso mehr Wanzen, Webspinnen, Singzikaden, Schmetterlinge, Raupen, Käfer, Bienen, Fliegen, Frösche, Salamander, Schlangen und Kleinsäuger überleben den Tag nicht. Bis zu 97 % der Grashüpfer und Schmetterlinge werden bei der Mahd „kassiert“.

„Das ist mir nicht wurscht“

Robert Nesensohn in Vorarlberg macht sich darüber bereits länger Gedanken. „Das ist mir nicht wurscht. Es macht für mich keinen Sinn, dass ich mit dem Mähwerk alles niedermetzle.“ Er lässt schon lange Zeit auf naturschutzfachlich wertvollen Wiesen Rückzugsbereiche bis zur zweiten Mahd Ende Juli stehen. Streuwiesen, das sind sumpfige Wiesen, deren Pflanzen und Tiere sich verzögert entwickeln, mäht er im Herbst, damit sich die Insekten entwickeln können. „Das heißt, dass dort das Gras alt und dürr werden darf, Samen reif zu Boden fallen und unzählige Kleintiere wuseln, fressen, sich verstecken oder paaren, werben oder einfach nur in der Sonne dösen können“, schildert Nesensohn. Er mäht diese Wiesen meistens von innen nach außen, dann können die Tiere in die Umgebung flüchten. „Und wenn wir doch von außen nach innen mähen, lassen wir einfach in der Mitte eine Insel für Selige stehen“, erklärt er.

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Robert Nesensohn hält Heuschrecke in der Hand
Heuschrecke in Hand

Nur acht Zentimeter

Nesensohn hat neben Mahdzeitpunkt und Mähroute ein weiteres Prinzip, das einfach umzusetzen ist und für die Tierwelt viel bringt. „Wir haben die Schnitthöhe einfach auf acht Zentimeter angehoben. Da bleibt ca. eine Faust hoch an Stängeln und Halmen stehen und damit bewahren wir einen Teil des Lebensraumes für viele Lauf- und Kriechtiere.“ Voraussetzung für einen guten Erfolg ist aber auch, dass die weiteren Arbeitsschritte, wie das Wenden und Zusammenharken des Schnittgutes, ebenfalls mit diesem Bodenabstand von acht Zentimetern erfolgen. Auch in anderen Bundesländern haben sich die acht Zentimeter Schnitthöhe als insektenschonende Mähmethode herauskristallisiert. So wurde von einer „im positiven Sinn explodierenden Tierwelt“ berichtet. Gerade Heuschrecken sind deutlich mehr geworden und davon profitieren letztendlich auch Vögel und Fledermäuse. Die höhere Mahd wirkt sich aber nicht nur auf die Tierwelt positiv aus: Bei höherem Bodenabstand mähen die Messer über den Großteil von Steinen und Erdhaufen hinweg. Vor allem, wenn es längere Zeit geregnet hat und Maus- und Ameisenhaufen in die Höhe wachsen, wird auf diese Weise das Mähwerk geschont. Und weiters: „Eine höhere Vegetationsdecke schützt den Boden vor Austrocknung. Die Vegetation regeneriert sich schneller und verbrennt bei Hitze nicht bis auf die Wurzeln.“ Damit werden Ertragsverluste, die das Höhermähen verursacht, ausgeglichen.

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Robert Nesensohn neben Doppelmesserbalken

Auch die Art der verwendeten Geräte entscheidet, wie es nach der Mahd bei den Insekten aussieht. Nesensohn besitzt verschiedene Mähwerke. Ein Scheibenmähwerk, das auf den Traktor montiert wird und einen Handmäher mit Doppelmesserbalken. Das Scheibenmähwerk war zuerst da. Es kommt bei größeren, ebenen Flächen zum Einsatz: „Weil‘s schneller geht und ich nicht laufen muss“, lacht Robert. Doch seitdem er sich für die buckeligen und steilen Wiesen in Hanglage einen hydraulischen Balkenmäher mit Stachelwalzen zugelegt hat, mäht er immer mehr Flächen mit dem Doppelmesser. „Der Balkenmäher führt vorne zwei gegenläufige Schienen aus dreieckigen Messerspitzen. Der untere Balken bleibt starr, während der obere eine pendelnde Bewegung ausführt. Das Mähen dauert zwar etwas länger, aber das mache ich anderswo wieder wett“, erklärt er.  Zwei Reihen an scharfen Messern schneiden Halme und Stängel sauber auf einer Linie ab. Das Schnittgut fällt dabei flächig um, nicht in Schwaden wie beim Scheibenmähwerk, das durch Rotation das Schnittgut zur Seite schleudert. Die klare Schnittlinie, ohne Sog- oder Zugwirkung ist ein entscheidender Vorteil für Wiesenbewohner. Auch wenig mobile Tiere, wie Raupen und Schnecken, die auf Halmen und Blättern über bzw. unter dieser Schnittlinie sitzen, überleben den Mähvorgang.

Die Wiesen und deren Mahd sind wesentlichster Bestandteil der Futterbereitstellung für die Tiere am Hof.

„Wir sind ein Milchbetrieb und ich brauche gutes, nahrhaftes Futter für unsere Kühe. Wir produzieren Lebensmittel und brauchen dafür unser Grünland“

Aber das hindert ihn nicht daran, seine besonders wertvollen Wiesen so zu bewirtschaften, dass die Vielfalt an Tieren dort erhalten bleibt. Ein fausthoher Schnitt sorgt für einen entspannten Mähtag und eine bessere Zufriedenheit vieler Wiesenbewohner.

Autorin: Jolanda Tomaschek. Wir danken Suske Consulting für die freundliche Genehmigung zur Übernahme dieses Artikels, erschienen in "Wir tun was" 03/2023.

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