„Dem Erbe verbunden und dem Wandel verpflichtet" – so schafft Bundesbäuerin und das Brennnessel-Jurymitglied 2019 den Spagat zwischen Landwirtschaft und Artenvielfalt.

Und nicht nur sie alleine: Sie vertritt 130.000 Bäuerinnen, die unser Land in seiner Vielfalt zum Aufblühen bringen. Wofür kämpfen sie? Wo haben die Männer noch das Sagen? Die Antworten erfährst du im aktuellen Interview:

Was ist Ihrer Meinung nach das schönste Platzerl Österreichs?

Generell ist ganz Österreich ein schöner Platz auf dieser Welt. Natürlich möchte ich aber meine Heimat hervorheben, die Alpe Steris im Biosphärenpark Großes Walsertal. Dort verbringe ich den Sommer auf der Alm, deren Bewirtschaftung wesentlicher Bestandteil unseres Bergbauernhofes ist.

 

Warum ist es wichtig, jetzt neue Zeichen und Aktionen für die Nachhaltigkeit zu setzen?


Meiner Meinung nach, haben bereits die Generationen vor uns den Nachhaltigkeitsgedanken vorbildlich gelebt. Sonst würden wir heute nicht diese Vielfalt vorfinden. Es ist unsere Pflicht, mit diesem Erbe sorgsam umzugehen, damit wir es in gutem Zustand an die nächste Generation weitergeben können. In diesem Sinne lebe ich als Bäuerin nach dem Motto: „Dem Erbe verbunden, dem Wandel verpflichtet, der Zukunft entgegen.” Es gilt den Boden als Grundlage für die Ernährung in seiner Fruchtbarkeit und Biodiversität zu erhalten. Dabei sind die rasant voranschreitende Versiegelung und der Klimawandel die größten Herausforderungen für die Zukunft. Gesunde Böden sind das größte Kapital für die produzierende Landwirtschaft und der beste Garant für die Lebensmittelsicherheit für die Bevölkerung.

„Dem Erbe verbunden, dem Wandel verpflichtet, der Zukunft entgegen.”

 

Wie bringen Sie - in Ihrer Position als Bundesbäuerin und Bewirtschafterin eines Bergbauernhofs - die heimische Vielfalt zum Aufblühen?

 

Unseren Betrieb bewirtschaften wir nach dem Prinzip des „abgestuften Wiesenbaues". Das heißt, die hofnahen und ebenen Flächen bewirtschaften wir mehrmähdig und versuchen dort Futter zu erzeugen, das eine möglichst gute Energie- und Eiweißversorgung für unsere Kühe sicherstellt. Die steileren und weiter vom Hof entfernten Wiesen bewirtschaften wir extensiv. Die ungedüngten Bergwiesen liefern das „Medizinalfutter“. Und auf der Alm gibt es nur Weidewirtschaft. So halten wir mit der Bewirtschaftung die Kulturlandschaft offen und fördern im Pflanzenbestand die Vielfalt auf unserem Hof. Bei dieser Art der Bewirtschaftung ist auch viel Idealismus dabei.

Das Thema Biodiversität ist mir ein grundsätzliches Anliegen. Die Bäuerinnen haben dafür ein besonderes Gespür. Daher ist die Biodiversität auch in der Arbeit unserer Arbeitsgemeinschaft „Bäuerinnen Österreich" ein zentrales Thema. Vor allem im Rahmen von Tagen der offenen Tür auf unseren Bauernhöfen und bei unserem Projekt „Schule am Bauernhof“ versuchen wir zu diesem Thema mit der nicht bäuerlichen Bevölkerung in den Dialog zu treten und aufzuklären. Dabei stellen wir immer wieder fest, das Wissen um die biologische Vielfalt ist in der Bevölkerung nicht sehr ausgeprägt. Wir betreiben natürlich auch Meinungsbildung in den eigenen Reihen. 

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Wie ist die Resonanz Ihrer 130.000 Bäuerinnen zum Thema Artenvielfalt?
 

Artenvielfalt ist uns ein grundsätzliches Anliegen. Wir freuen uns über artenreiche Wiesen. Das bringt die Verantwortung als Bäuerin und Bauer mit sich. In Vorarlberg zum Beispiel leisten wir einen hohen Beitrag zur Erhaltung gesunder Lebensräume: ein Drittel sind naturnah bewirtschaftete Wälder, ein Drittel in Vorarlberg wird landwirtschaftlich genutzt und davon werden ¾ extensiv bewirtschaftet und auf weniger als 10 % der Landesfläche wird Futter- bzw. Ackerbau betrieben.

Über 90 Prozent der Betriebe beteiligen sich am Österreichischen Umweltprogramm. Das beinhaltet unter anderem auch spätere Mähzeitpunkte, damit die Blumen länger blühen können. Unsere Bäuerinnen bilden sich auch in ihrem eigenen Interesse zu den Themen Artenvielfalt und Biodiversität weiter.

„Wir wollen den Zeichen der Zeit, dass nämlich Zusammenhänge verloren gehen, entgegenwirken." 

 

Was sind die täglichen Herausforderungen Ihrer Arbeitsgemeinschaft Bäuerinnen Österreich", wenn es um den Naturschutz geht?

Frauen sind sensibel für den Einklang von Landwirtschaft und Natur. Häufig sind es die Bäuerinnen auf den Betrieben, die zur Naturverträglichkeit der Bewirtschaftung ermahnen und zur Wertschätzung von besonderen Biodiversitätsflächen Bewusstseinsbildungsarbeit leisten. Wir haben ein ausgeprägtes Gespür für die Kreisläufe der Natur.

Es ist unser Anliegen, der Bevölkerung das auch zu transportieren. Denn in diesem Bereich ist die gängige Landwirtschaft mit vielen Vorurteilen behaftet. Die Initiative „Schule am Bauernhof” zum Beispiel zeigt Kindern und deren Lehrern, was es heißt, am Hof zu arbeiten und Naturschutz zu leben. Auch unsere Seminare „Wie kommt das Gras in den Burger?” oder „Mein Essen - meine Zukunft” klären Interessierte auf. Wir möchten partnerschaftlich mit den VerbraucherInnen in Kontakt treten, ein breites Bewusstsein dafür schaffen, dass nachhaltige Landwirtschaft auch Naturschutz ist und unser idyllisches Landschaftsbild prägt.

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Was bedeutet es für dich speziell als Frau, im Naturschutz in der Landwirtschaft wirksam zu sein?

Es ist mir persönlich ein Anliegen, dass die kommenden Generationen bis zu den Ururururur-EnkelInnen noch die Naturvielfalt vorfinden, wie auch wir sie erleben dürfen. 
 

Naturschutz in der Praxis: Kommst du eher mit Frauen oder Männern in Kontakt, wenn es um die Abwicklung eines Projekts geht? In welchen Bereichen werden Frauen sichtbar oder auch unsichtbar? In welchen Bereichen Männer?

Bäuerinnen führen mittlerweile in Österreich beinahe jeden zweiten Hof – in den agrarischen Entscheidungsgremien entscheiden jedoch hauptsächlich die Männer. 

„In den agrarischen Entscheidungsgremien entscheiden jedoch hauptsächlich die Männer." 

Was mir persönlich zudem auffällt: bei den Themen Kräuter stehen eher Frauen dahinter und beim Thema Wald sind die Männer unterwegs. Es kommt auf die Themen an. Ansonsten ist es von Projekt zu Projekt unterschiedlich. 

 

Wie kann jede/r im Alltag einen einfachen Beitrag leisten, um die Natur zu schützen? 

Es gibt ganz viele Bereiche, in denen man bei sich selbst anfangen kann. Beim täglichen Einkauf sollte man auf regionale Lebensmittel achten: Erdbeeren und Fleisch müssen nicht fliegen. Das beeinflusst unser Klima. Achte auf Saisonalität, alte Sorten kannst du aufleben lassen und den Rasen nicht immer auf den kürzesten Schnitt halten, damit Blumen und Insekten ihren Platz bekommen. Blumenmischungen für den Garten aber auch Fassadenbegrünung fördert die Vielfalt. Bei Freizeitaktivitäten in der Natur sollte man die Tiere und deren Ruhebedürfnis respektieren. 

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Über Andrea Schwarzmann: Die Bergbäuerin aus Vorarlberg und Brennnessel-Jurymitglied ist Vorsitzende der ARGE Österreichische Bäuerinnen in der LK Österreich. Sie vertritt über 130.000 Bäuerinnen. Mehr Infos gibt es hier: https://www.baeuerinnen.at/
 

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