„Kaum jemand in Österreich hatte bisher das Glück, Krickenten-Küken in freier Wildbahn zu sehen“, erklärt Florian Billinger von BirdLife Österreich: „Dabei sind sie Symbol einer artenreichen Welt, die wir verlieren könnten – oder bewahren, wenn wir jetzt handeln.“
Brutzeit – Ein Rennen gegen die Zeit
Die Brutzeit der Krickente erstreckt sich von April bis Juli. In einer mit Pflanzenteilen und Daunen weich ausgepolsterten Bodenmulde legt das Weibchen durchschnittlich acht Eier gut versteckt in dichter Ufervegetation. Nach rund drei Wochen schlüpfen die Küken. Als Nestflüchter verlassen sie sofort das Nest und folgen ihrer Mutter, die sie alleine führt. Nach rund sieben Wochen werden sie flügge. In diesen Wochen müssen die Jungen selbständig kleinste Insektenlarven am flachen Ufer aus dem Schlamm sieben.
„Die Krickente stellt hohe Ansprüche an ihren Lebensraum. Störungsarme, seichte Stillgewässer mit dichtem Uferbewuchs sind essenziell, um ihren Nachwuchs großzuziehen“, erklärt Billinger: „Solche Brutlebensräume sind in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Ihr Vorkommen konzentriert sich aktuell in Österreich vor allem auf das nördliche Alpenvorland. Ohne verstärkte Maßnahmen zur Wiederherstellung dieser Lebensräume droht der kleinsten Ente Europas das Verschwinden!“

Verlust intakter Lebensräume - Bedrohung für Artenvielfalt
Rund 80 bis 90 Prozent der natürlichen Feuchtgebiete in Österreich gelten heute als geschädigt. Diese wertvollen Ökosysteme sind jedoch nicht nur für die Krickente, sondern auch für viele andere Arten essenziell. Ein Hoffnungsschimmer liegt in der neuen EU-Verordnung über die Wiederherstellung der Natur – dem „Nature Restoration Law“. Diese Verordnung bietet laut BirdLife Österreich eine historische Chance für echten Lebensraumschutz.
„Erfolgreiche Renaturierungsmaßnahmen von BirdLife Österreich im Ibmer Moor (Oberösterreich) zeigen, wie es gehen kann“, betont Florian Billinger und weiter: „Wir brauchen dieses Engagement jetzt österreichweit – von den Bundesländern über die Ministerien bis zur Zivilgesellschaft – für die Krickente und für unsere gemeinsame Zukunft. Nur so können wir das Überleben der Krickente und vieler weiterer gefährdeter Arten langfristig sichern!“