Was tun, wenn eine der artenreichsten Kulturlandschaften Mitteleuropas still und leise verschwindet? Wenn knorrige Obstbäume altern – und kein neuer nachkommt? Der Ökologe Daniel Stieringer aus St. Florian hatte die Lösung: Mit Leidenschaft, Fachwissen und einem langen Atem revitalisiert er eine historische Streuobstwiese am Sumerauerhof – und verwandelt sie zu einer Oase der Vielfalt, Vermittlung und Begegnung. Das macht ihn zum Gewinner von #streuobst -- der Initiative von Blühendes Österreich für die Förderung der artenreichen Streuobstwiesen.

Lebensraum sichern, Vielfalt bewahren

Der Sumerauerhof, einer der ältesten Vierkanthöfe Oberösterreichs, ist heute mehr als ein Museum bäuerlicher Kultur: Er ist heute ein Ort der Kunst-, Kultur- und Naturvermittlung – mitten im landwirtschaftlich geprägten Zentralraum. Dank der Finanzspritze von Blühednes Österreich werden seit 2024 auf einer Fläche von 0,8 Hektar gezielt alte Streuobstbestände gepflegt, nachgepflanzt und langfristig verjüngt. 35 neue Obstbäume in 16 alten, regionaltypischen Sorten fanden bereits ihren Platz – tatkräftig unterstützt vom Maschinenring und dem Obstbauverein St. Florian.

Streuobstwiesen zählen zu den vielfältigsten Lebensräumen Europas – sie vereinen Wiesen- und Waldelemente, bieten strukturreiche Kleinräume und dienen als Rückzugsort für unzählige Arten. Doch rund 80 % dieser Biotoptypen sind in den letzten Jahrzehnten verschwunden. Umso bedeutender ist die Revitalisierung hier: als Trittsteinbiotop in einer zersiedelten Agrarlandschaft, als Refugium für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.

 

Fledermaus-Check mit flatterhaften Sensation

Ein erster Höhepunkt des Projekts: das Fledermausmonitoring in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund. „Acht verschiedene Arten haben wir nachweisen können – und die große Hoffnung ist, dass sich sogar die Bechsteinfledermaus bestätigt. Das wäre wirklich ein Highlight“, so Stieringer. Die streng geschützte Art gilt als ein klarer Indikator für strukturreiche und naturnahe Lebensräume wie Streuobstwiesen.

Auch andere Arten kehren zurück: Seitdem Schafe, Ziegen und Esel auf der Fläche weiden, sind wieder Mehl- und Rauchschwalben zu sehen – sie profitieren von der offenen Weidelandschaft und dem neuen Nahrungsangebot. Alte Nutztierrassen wie Barockesel oder Zackelschafe tragen nicht nur zur Bewirtschaftung bei, sondern bringen auch ein Stück landwirtschaftlicher Geschichte zurück.

Wissen zum Anfassen: Der Biodiversitätslehrpfad

Damit sich auch Besucher:innen ein Bild machen können, wird ein moderner Lehrpfad gestaltet: Sortenporträts der gepflanzten Bäume, Infos über den Lebensraum Streuobstwiese, das Monitoring und die Rückkehr bedrohter Arten – all das lädt zum Staunen und Verweilen ein. Der Hof öffnet sich bewusst: als Ort für Workshops, Diskussionen und gelebten Naturschutz.

„Wenn ich in Pension gehe, möchte ich zurückblicken auf eine blühende Insel – auf knorrige Obstbäume, die Schatten spenden, auf summende Insekten und eine Wiese voller Leben“, sagt Daniel Stieringer. Seine Vision ist klar: Streuobstwiesen sollen wieder zu einem selbstverständlichen Bestandteil unserer Kulturlandschaft werden – und zeigen, wie Naturschutz und Lebensmittelproduktion Hand in Hand gehen können.

Ein lebendiger Ort mit Botschaft

Der Sumerauerhof verfolgt ein ambitioniertes Ziel: die Verbindung von regionalem Kulturerbe mit zeitgemäßer Biodiversitätsförderung. Streuobstwiesen erfüllen zahlreiche Ökosystemleistungen – vom Bodenschutz über Bestäuberförderung bis zur Klimaanpassung. Gleichzeitig ermöglichen sie gesunde, lokale Lebensmittel ohne lange Transportwege.

„Tue Gutes und sprich darüber“ – so das Motto des Projekts. Denn das Besondere soll sichtbar gemacht werden: Als Museum und Ort der Vermittlung erreicht der Hof tausende Besucher:innen jährlich. Hier wird nicht nur Biodiversität gepflegt – sondern auch Bewusstsein geschaffen. Für alte Sorten, bedrohte Arten – und eine neue Generation von Menschen, die hinschaut, wertschätzt und mitanpackt.

 

Über #streuobst

Die BILLA-Stiftung Blühendes Österreich, die ARGE Streuobst Österreich und BILLA Regioscouts haben den Call #streuobst ins Leben gerufen, um dieses wertvolle Naturerbe in letzter Minute zu bewahren. Denn es ist höchste Zeit, diesen artenreichen Lebensraum zu schützen!

Seit 1965 sind bis zu 80 Prozent der Streuobstwiesen in Mitteleuropa verschwunden. Der #streuobst-Bewerb setzt sich daher aktiv für den Erhalt dieser nachhaltigen Anbauweise ein, die bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten beherbergt.

Eine Streuobstwiese ist ein von Menschen geschaffener Biodiversitäts-Hotspot, der Obstanbau und Naturschutz in Einklang bringt und unzähligen gefährdeten Arten ein wichtiges Refugium bietet. 

Aus 44 eingereichten Projekten wurden 13 herausragende Vorhaben ausgewählt, die mit insgesamt 100.000 Euro gefördert werden. Dadurch können Projekte im Gesamtwert von 200.000 Euro realisiert werden, die kleinstrukturierte bäuerliche Betriebe unterstützen, die Biodiversität erhalten und die Produktion hochwertiger Lebensmittel aus Streuobst sichern.

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