In der Südsteiermark zeigt Otto Knaus, dass weniger oft mehr ist. Durch alternierendes Mähen fördert er gezielt die Biodiversität in seinen Rebzeilen. Für den Winzer bedeutet weniger mähen nicht weniger tun, sondern aktiv mehr Raum für die Natur zu schaffen. Und das hat positive Auswirkungen: für Insekten, Reptilien und die gesamte Pflanzenvielfalt.

Otto Knaus ist nicht nur Winzer aus Leidenschaft, sondern auch Pionier. Seit 2005 führt er im Sulztal die erste zertifizierte Biobuschenschank der Steiermark und serviert dort seinen Gästen auch vegane Brettljausen. Nachhaltigkeit ist für ihn kein Trend, sondern eine Selbstverständlichkeit – im Weingarten genauso wie in der Bewirtschaftung seines Betriebs. Während in seiner Umgebung viele Weinbaubetriebe ihre Zeilen regelmäßig und flächendeckend mähen, setzt Knaus auf eine andere Strategie: Er lässt immer eine Zeile unberührt stehen. Was für manche nach Nachlässigkeit aussieht, ist in Wahrheit eine gezielte Maßnahme, um Fauna und Flora wertvollen Lebensraum zu bieten. „Ich wollte herausfinden, wie ich den Weinbau biodiversitätsfreundlicher gestalten kann, ohne die Qualität der Reben zu gefährden“, erzählt Knaus.  

Weniger ist mehr  

Lange Zeit bewirtschaftete er seinen Hof konventionell, doch der Einsatz von Spritzmitteln und die immer eintöniger werdende Vegetation brachten ihn ins Grübeln. Schließlich begann er, seine Rebflächen genauer zu beobachten, und erkannte, dass weniger oft mehr ist. Anstatt seine Rebzeilen vollständig zu mähen, setzt Otto Knaus auf das Prinzip des alternierenden Mähens: Eine Zeile wird gemäht, die nächste bleibt stehen. Beim nächsten Schnitt wird das Muster umgekehrt. „So bleibt immer ein Teil des Bewuchses erhalten und Insekten, die auf Gräser und Blüten angewiesen sind, verlieren nicht von einem Tag auf den anderen ihren gesamten Lebensraum“, erklärt Knaus. Besonders wichtig ist für ihn dabei die richtige Schnitthöhe. „Ich lasse mindestens 10 bis 15 Zentimeter stehen. Das schützt die Bodenfauna und unterstützt das Mikroklima im Boden“, sagt er. Feuchtigkeit bleibt länger erhalten, der Boden heizt sich weniger auf. Dadurch entsteht ein ausgeglicheneres Bodenklima, das Regenwürmern, Mikroorganismen und anderen Bodenlebewesen zugutekommt – jenen unauffälligen, aber essenziellen Helfern, die die Nährstoffversorgung der Reben sichern.  

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Otto Knaus setzt auf Vielfalt – mit ungemähten Bereichen für mehr Leben im Weingarten.

Das richtige Timing  

Um die Artenvielfalt gezielt zu fördern, mäht Otto Knaus seine Rebzeilen nur zweimal im Jahr: nach der ersten Samenreife im Sommer und ein zweites Mal kurz vor der Ernte im Spätsommer. „Wildkräuter und Blumen brauchen Zeit, um sich über Samen zu vermehren. Würde ich zu früh oder zu oft mähen, würden sie verschwinden“, erklärt Knaus. Sein Ziel steht fest: „Auf einem Quadratmeter sollen mindestens 15 verschiedene Pflanzenarten wachsen.“ Doch nicht nur der Zeitpunkt ist entscheidend, auch die Tageszeit spielt eine maßgebliche Rolle. Knaus mäht erst ab Mittag. „Viele Insekten und Reptilien wärmen sich vormittags in der Sonne auf. Würde ich bereits morgens mähen, hätten sie keine Chance, zu flüchten“, erklärt er. Gerade Smaragdeidechsen und andere wechselwarme Arten profitieren von dieser Rücksichtnahme, denn sie sind stark von ihrer Umgebungstemperatur abhängig und brauchen die warmen Sonnenstrahlen, um aktiv zu werden. Ein weiteres Detail macht seine Mähtechnik besonders schonend: die Geschwindigkeit. „Wenn man langsam fährt, haben Insekten und Kleintiere mehr Zeit, sich zurückzuziehen“, sagt er.  

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Otto Knaus hält eine Mantis in seiner Hand: ein Zeichen für die Vielfalt in seinen Weinbergen.

Vögel als natürliche Schädlingsbekämpfer 

Otto Knaus denkt Biodiversität nicht nur im Sinne von Pflanzen und Insekten, sondern als funktionierendes Gesamtsystem. Neben dem alternierenden Mähen setzt er gezielt auf Vögel als natürliche Schädlingsbekämpfer. „Ein Wiedehopfpaar braucht rund 30 Kilogramm Insekten, um seine Jungen großzuziehen. Wenn ich Nistkästen anbiete und genügend Lebensraum für diese Vögel schaffe, trägt das zur natürlichen Regulierung im Weingarten bei“, erklärt er. Deshalb hat er sich an einem Projekt zur Wiederansiedlung des Wiedehopfs beteiligt. Inzwischen hängen in seinem Weingarten mehr als 40 Nistkästen, in denen sich nicht nur Wiedehopfe, sondern auch Meisen und andere Insektenjäger angesiedelt haben. Für Knaus ist klar: Wirtschaftlicher Erfolg und gelebter Naturschutz schließen einander nicht aus, sondern können Hand in Hand gehen. „Ich spare mir Zeit und Ressourcen, weil ich seltener mähe und keine Herbizide brauche. Außerdem denken heutzutage viele Gäste und Konsumenten bewusster. Sie interessieren sich für die Art der Bewirtschaftung. Und das ist ein echter Mehrwert für meinen Betrieb.“  

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In den ungemähten Bereichen kann Otto Knaus immer wieder gefährdete Arten wie diese Smaragdeidechse entdecken und fotografieren.

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