Das Bild unserer Kulturlandschaft ist durch gemähte Wiesen, gepflegte Obstbäume oder bunte Äcker geprägt. Aber diese gibt es nur, wenn dahinter Betriebe stehen, die diese Flächen bewirtschaften. Das bedeutet auch, sich um Tiere zu kümmern, Wissen aufzubauen, Handwerk zu pflegen und natürlich Lebensmittel zu erzeugen. Spätestens wenn sich die Betriebsleiter:innen dem Pensionsalter nähern, rückt das Thema Hofnachfolge immer mehr in den Fokus. Nicht immer ist eine Nachfolge in der eigenen Familie vorhanden. Außerfamiliäre Betriebsübernahmen bieten deshalb neue Chancen.
Hofbesitzer sitzen bei Kaffee und Kuchen

Viele Schätze in unserer Kulturlandschaft gibt es nur, weil sie Jahr für Jahr von Bäuerinnen und Bauern gepflegt und genutzt werden. Wenn ein Betrieb aufgibt, bedeutet das oft auch die Aufgabe der Pflege dieser Flächen. Die Frage der Betriebsnachfolge ist deshalb auch für die Entwicklung unserer Kulturlandschaft eine enorm wichtige Frage. Bauernhöfe werden meist schon seit vielen Generationen innerfamiliär bewirtschaftet. Traditionell wird ein Hof in der Familie an die Kinder übergeben. Doch das ist nicht immer möglich und dann wird händeringend nach einer Nachfolge gesucht. So auch am Ferdlhof im oberöstereichischen Mühlviertel, der bereits in der dritten Generation von Josef und Margit Krenn geführt wurde. Als dann das Pensionsalter näher rückte, war es den beiden ein Anliegen, dass der Betrieb weitergeführt wird. Für ihre Tochter war die Hofübernahme keine Option. So suchten die beiden über die Plattform „Perspektive Landwirtschaft“ eine passende Nachfolge und wurden fündig: Christina Proßegger und Johannes Schullern haben den Hof übernommen. Die „alten“ und die „neuen“ Bewirtschafter:innen lernten sich im Sommer 2021 kennen. Danach ging alles schnell: Christina und Johannes arbeiteten mit am Hof, lernten den Betrieb kennen. Knapp ein Jahr später übernahmen die beiden offiziell den Betrieb, die Krenns gingen in Pension und zogen in das Haus gegenüber dem Stammhaus.

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Ziegen

Vom Rinderhof zur Ziegensensation

„Wir sind beide nicht auf einer Landwirtschaft aufgewachsen. Ich habe den landwirtschaftlichen Facharbeiter gemacht, da war natürlich Wissen da, aber nicht allzu viel Praxis. Wir haben zu Beginn ungefähr ein Jahr lang die Abläufe am Ferdlhof genauso übernommen, wie sie waren, um alles kennenzulernen. Schließlich hat das seit 40 Jahren gut funktioniert.“ sagt Proßegger. Nach und nach haben die Hofübernehmer dann ihre eigenen Ideen eingebracht. So wurde aus der Rinder- eine Ziegenbewirtschaftung. „ Johannes arbeitete bereits auf der Uni mit Ziegen und hatte da ein wenig Erfahrung. In der Umgebung haben wir uns dann einige Ziegenbetriebe angeschaut und sie gefielen uns gut. Mittlerweile haben wir einen neuen Stall mit vielen Außenflächen gebaut, um die Tiere biologisch halten zu können“. Knapp hundert gemsfarbige Gebirgsziegen, eine alte Nutztierrasse, sind am Hof, die Herde soll um die 150 Tiere groß werden, die Milch wird von einer Molkerei abgenommen. Gerade für schwer zu bewirtschaftende Flächen, die oft naturschutzfachlich sehr wertvoll sind, sind Ziegen bestens geeignet.

Christina Proßegger und Johannes Schullern

„Wir wollten das.“

Unterstützung bei der Hofübernahme haben die beiden nicht nur von Familie und Freunden erhalten, sondern auch von den Vorbesitzern. Das sei gerade in der Anfangsphase eine sehr wichtige Stütze für die beiden gewesen. Eine außerfamiliäre Betriebsübernahme bietet Chancen für Menschen, die nicht auf einem Hof groß geworden sind, aber gerne in der Landwirtschaft tätig sein möchten. „Wir haben uns aktiv für die Landwirtschaft entschieden. Das war kein vorgegebener Weg, sondern eine bewusste Entscheidung. Wir wollten das. Wir brachten bei der Hofübernahme viel Motivation mit, was wahrscheinlich auch zu unserem Erfolg geführt hat.“

 „Da gibt es eine Verbundenheit und den Wunsch, dass es weitergeht.“

 

Interview mit Florian Jungreithmeier und Vanessa Kaiser vom Verein Perspektive Landwirtschaft

Perspektive Landwirtschaft Logo

Vor über zehn Jahren begannen BOKU-Student:innen aus dem Bereich Agrarwissenschaften, sich mit der außerfamiliären Hofnachfolge zu befassen, ein Thema, das sie in wissenschaftlichen Arbeiten vertieften. Das Ergebnis: etwa ein Drittel der österreichischen Betriebe hatte damals keine Nachfolge. 2013 gründeten sie einen Verein, bauten Netzwerke auf und arbeiteten mit Organisationen wie der ÖBV Via Campesina und der Landjugend zusammen. Seit 2017 betreiben sie die "Perspektivensuche", eine Plattform, die Hofübergebende mit Hofsuchenden verbindet.

Wie finden sich eure Mitglieder?

„Unsere Mitglieder finden sich selbstständig über unsere Plattform. Zirka 10 bis 15 Betriebe finden sich pro Jahr über unsere Plattform und starten den Übergabeprozess. Es ist wichtig sich im Vorhinein gut zu informieren und beraten zu lassen. Wir bieten einen kostenlosen Selbstcheck auf unserer Homepage an. Dort können Hofsuchende und Hofübergebende sich einen Überblick verschaffen, welche Motivation und Voraussetzungen sie mitbringen. Manchmal gibt es diese idyllische, romantische Vorstellung vom Leben am Bauernhof. Aber Landwirtschaft ist viel Arbeit, da muss man viel investieren, persönlich und auch finanziell.“

Was ist eure Rolle?

„Wir sind eine Anlaufstelle, an die man sich im Laufe des Kennenlernprozesses wenden kann. Wir haben ein großes Netzwerk von Ansprechpersonen, die Erfahrung haben, die wir weiterempfehlen. Die Hofübergabe ist kein fixes Datum und dann war’s das, sondern es ist ein längerer Zeitraum. Da sind wir gerne Begleiter und unterstützen bei Bedarf. Der Prozess ist auch mit Emotionen verbunden, es geht viel ums Loslassen, speziell bei den Übergebenden. Aber auch Hoffnung geben ist eine unserer Stärken. Gerade bei unseren Veranstaltungen passiert es immer wieder, dass ältere Menschen junge, motivierte Leute kennenlernen, die in die Landwirtschaft einsteigen möchten. Mehr Höfe bedeutet mehr Strukturen in den Regionen und das macht die Vielfalt aus.“

Was macht euch als Verein aus?

„Unsere große Stärke als Verein ist es, dass wir so viele unterschiedliche Köpfe haben, wir haben Mitglieder von der Landjugend, Personen von der ÖBV, Biobetriebe, konventionelle Betriebe. Und einen großartigen ehrenamtlichen Vorstand. Da kommt Wissen von ganz vielen unterschiedlichen Bereichen zusammen. Wichtig ist uns, dass es weitergeht. Wir setzen uns für umweltverträgliche Landwirtschaft ein, machen da Projekte - aber wir wollen niemanden ausschließen. Das Thema Hofnachfolge steht über allem. Da sind wir sehr offen, das ist eine Riesenstärke.“

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Florian Jungreithmeier (1. von li.) und Vanessa Kaiser (2. von li) mit dem restlichen Team von Perspektive Landwirtschaft

Bei Interesse hier nachlesen.

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