Gregor Rinesch aus Hohentauern hat den Dachstuhl seines Wohnhauses mit Holz aus seinem Wald ausgebaut. Sein Wirtschaftswald und die Holznutzung sind für ihn untrennbar mit der Biodiversität verbunden. Mit kleinen Maßnahmen kann jeder Waldbesitzer und jede Waldbesitzerin viel bewirken.

Österreich ist ein waldreiches Land, in dem der Wald eine zentrale Bedeutung einnimmt. Tatsächlich sichern Wald und Holz in über 172.000 Betrieben Arbeitsplätze für rund 300.000 Menschen. Mit einem jährlichen Beitrag von 12 Mrd. Euro ist die Forst-Holz-Papier Branche ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, besonders im ländlichen Raum, die zur Jobentstehung und Infrastrukturentwicklung beiträgt. In Österreich besteht aber auch ein tiefes Bewusstsein für nachhaltige Waldwirtschaft. Die Verbindung zum Holz hat historische Wurzeln und fühlt sich für viele ganz natürlich an. Wald und Holz haben stets als tragende Säulen in Leben, Wirtschaft und Kultur gedient. Für den nachwachsenden Rohstoff Holz gibt es ebenso wenig eine Alternative wie für das Ökosystem Wald. Dass ein Miteinander zwischen Holznutzung und Biodiversität im Wirtschaftswald möglich ist, zeigen Waldbewirtschafterinnen und Waldbewirtschafter wie Gregor Rinesch aus Hohentauern.

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Gregor Rinesch steht am Waldrand

Waldfunktionen erhalten

Der gelernte Tischler und Förster Gregor Rinesch aus Hohentauern bewirtschaftet 30 Hektar Wirtschaftswald. 2019 hat er sich dazu entschlossen seinen Dachstuhl mit Holz aus dem eigenen Wald auszubauen. „Ich weiß ganz genau, wo die Bäume in meinem Wald standen. Ich habe den gesamten Prozess vom Wachsen der Bäume bis zum Schlägern, Transportieren und Zimmern begleitet“, erzählt er stolz. Insgesamt wurden 200 Festmeter geschlagen und daraus in Handarbeit neuer Wohnraum geschaffen.

„Für mich ist die Holznutzung ein wichtiger Bestandteil des Waldes, aber genauso wichtig ist auch, dass man das komplexe System Wald mit all seinen Funktionen erhält. Da ist die Biodiversität vorrangig.“-Gregor Rinesch

In seinem derzeit fichtendominierten Wald halten Tanne, Buche und Birke Einzug. Bei Neuaufforstungen auf Windwurfflächen werden sie gezielt gepflanzt. Besonderes Augenmerk legt er auf Birken. Die Pionierbaumart ist schnellwüchsig und für den Bodenaufbau wichtig, da ihre Blätter schnell verrotten. Rinesch setzt in seinem Wirtschaftswald auch gezielt auf die Unterstützung tierischer Bewohner. „Wichtige Borkenkäferjäger, die bei mir stark vertreten sind, sind der Schwarzspecht und der Ameisenbuntkäfer. Für mich sind Wald, Holznutzung und Biodiversität untrennbar verbunden. Ohne Biodiversität bringe ich nicht so eine Holzqualität zusammen.“ Im Gegenzug für ihre Dienste bietet Rinesch alte Veteranenbäume, sowie stehendes und liegendes Totholz seinen Helfern als Lebensraum an.

 

 

Das kleine 1x1 der regionalen Waldbiodiversität

Als langjähriger Forstberater der Landwirtschaftskammer Steiermark beobachtet Rinesch, dass der Wille zur Förderung der Biodiversität im Wirtschaftswald generell vorhanden sei. Was fehle, sei oft das Grundwissen über einfache Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität für die Waldbewirtschafterinnen und Waldbewirtschafter. „Was kommt eigentlich in meinem Wald vor und wie kann ich was umsetzen? Und vor allem: Was kostet das? Selbst mit kleinen Maßnahmen, die nicht mit großen Investitionen verbunden sind, kann man bereits viel erreichen. Antworten auf diese Fragen gibt es jetzt mit dem BIMUWA-Leitfaden, der kostenlos für alle Waldbewirtschafterinnen und Waldbewirtschafter zur Verfügung steht“, erklärt Rinesch. BIMUWA leitet sich von „Biodiversität und multifunktionale Bewirtschaftung im Wald“. Der Leitfaden, der unter der Projektleidung der Österreichischen Bundesforste AG entstand, liefert biodiversitätsfördernde Maßnahmenvorschläge für Waldbewirtschafter und Waldbewirtschafterinnen am Beispiel der Modellregion „Östliche Zwischenalpen“. In jeder Wachstumszone der Modellregion wurde ein eigenes Biodiversitätsleitbild erstellt. Daraus wurden dann regionalspezifische freiwillige Naturschutzmaßnahmen für eine multifunktionale Waldnutzung in der Modellregion entwickelt. „Spannend ist auch, dass hier biologische und ökologische Informationen gegeben werden, die im Zusammenhang mit den Maßnahmen stehen. Der Handlungsleitfaden gibt eine gute Orientierung, allerdings ist er derzeit nur für die PEFC-Region 6 ausgerichtet. Es finden sich aber viele Maßnahmen und Informationen darin, die auch in anderen Regionen umgesetzt werden können“, erklärt Rinesch.

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Gregor Rinesch sitzt und liest in Mappe

Aufwand und Kosten im Blick

Um freiwillige Naturschutzmaßnahmen in das bestehende Betriebskonzept einzubauen, sei es wichtig, dass sie einfach umzusetzen sind. BIMUWA bewertet, wie teuer und aufwendig die vorgeschlagenen biodiversitätsfördernden Maßnahmen sind. So kann auch mit kleinem Budget mit Maßnahmen in Bereichen wie Totholz, Strukturvielfalt oder der Schaffung von Kleinstrukturen viel getan werden. Der BIMUWA Leitfaden informiert auch über verfügbare Fördermöglichkeiten, Finanzierungsansätze und spannende Folgeprojekte, wodurch er einen Brückenschlag von der Theorie zur Praxis ermöglicht.

„Mit der richtigen Waldrandgestaltung kann man eine gute ökologische Nische schaffen. Das möchte ich in nächster Zeit mit Hilfe des BIMUWA-Leitfadens angehen“

, verrät er. Mit der Verbindung von Holznutzung und dem Erhalt der Biodiversität zeigt Gregor Rinesch, dass es nicht nur um das Nutzen, sondern auch um das Bewahren geht. Ein Beispiel, das inspiriert und zeigt: Im Einklang mit der Natur kann Wachstum und Vielfalt im Wirtschaftswald florieren.

 

Der Handlungsleitfaden kann kostenlos auf der Webseite der Österreichischen Bundesforste heruntergeladen werden: bundesforste.at > Service & Presse > Publikationen

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