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Ein Bergbauer, eine Bergbäuerin ist primär ein Landwirt, eine Landwirtin, dessen/deren Hof in der Bergregion steht. In Österreich ist er oder sie aber nur dann als Bergbauer bzw. Bergbäuerin definiert, wenn die Bewirtschaftung des Betriebs aufgrund der Lage, der Steilheit des Geländes und der extremeren Klimabedingungen nur erschwert möglich und der Betrieb jedenfalls mit jenen in so genannten Gunstlagen nicht konkurrenzfähig ist.
Im Folgenden sind unter „Bergbauer“ sowohl Bergbauen als auch Bergbäuerinnen gemeint.

Allgemein

Klassifizierung von Bergbauern(-betrieben)

In Österreich wird jeder einzelne Betrieb mit einem Bewertungssystem der Bewirtschaftungserschwernis – dem so genannte Berghöfekataster – klassifiziert. Wer keine großen Bewirtschaftungserschwernisse hat, ist somit auch nicht als Bergbauer eingestuft.

Die Bewirtschaftungserschwernisse werden in drei Hauptkriterien unterteilt:

  • Innere Verkehrslage – damit ist vor allem die Hangneigung gemeint
  • Äußere Verkehrslage -  damit wird die Erreichbarkeit, die Abgeschiedenheit und die regionale Lage definiert
  • Klima- und Bodenmerkmale – hier fließen die Seehöhe, die Temperaturwerte der Hofstelle sowie die Bodenklimazahl (Wertzahl, die die natürliche Ertragsfähigkeit eines Betriebes – aufgrund von Boden-, Wasser- Gelände- und Klimaeigenschaften – im Vergleich zum ertragsfähigsten Standort wiedergibt) ein

Ein Punktesystem teilt damit die Bergbauernhöfe in vier Erschwernisgruppen, wobei in Gruppe 4 Betriebe mit extremer Erschwernis zu finden sind.

Die Bedeutung der Bergbauern für die Bergregionen

Die Bergbauern spielen für den österreichischen Gebirgsraum eine essentielle Rolle, sowohl ökologisch, sozial als auch volkswirtschaftlich. Die Bauern produzieren unter erschwerten Bedingungen nicht nur hochqualitative Lebensmittel, sondern sie pflegen auch die Kulturlandschaft, erhalten das Landschaftsbild und beugen Erosion, Lawinen- und Murenereignissen vor. Bergbauern sichern mit ihrer Arbeit die natürliche Lebensgrundlage der Landbewohner, stärken die Infrastruktur, sichern Arbeitsplätze und tragen bewusst zur Erhaltung von Tradition und Kultur bei.
Die meisten Bergbauerhöfe verfügen zudem über Almflächen in höher gelegenen Regionen, die durch Beweidung und Mahd freigehalten werden. Almen sind ein prägendes Element der österreichischen Gebirgslandschaft (rund 20 % der Gesamtkatasterfläche entfallen auf Almen) und sind für unsere Art des Wander-  und Bergtourismus unersetzlich. Zudem weisen Almen aufgrund ihrer extensiven Bewirtschaftungsform eine hohe Artenvielfalt auf, die es zu erhalten gilt.

So gut wie jeder Bergbauer ist auch im Besitz von Wald. Mit dem Erhalt der Schutz- und Wohlfahrtsfunktionen (Schutz- und Bannwald, Wasserhaushalt, Klimapuffer, etc.) des Bergwaldes trägt er zusätzlich große gesellschaftliche Verantwortung.

Selbst im Vertragswerk der Alpenkonvention gibt es ein eigenes Protokoll zur Berglandwirtschaft, das für Österreich mit 28,7 % Anteil an der gesamten Alpenfläche von großer Bedeutung ist. Ziel des Protokolls ist, „eine standortgerechte und umweltverträgliche Berglandwirtschaft zu erhalten und zu fördern“.

Förderung:

Das mittlere Einkommen von Bergbauern liegt im Schnitt bei nur 60 % im Verhältnis zu Landwirten in Gunstlagen bei gleichzeitig hohen Ausgaben für Spezialmaschinen und vielfach schwerer körperlicher (Hand-)Arbeit. Ohne Förderungen aus öffentlichen Geldern wäre für viele Bergbauern, trotz Nebenerwerb, ein Überleben praktisch nicht möglich. Die Höhe der Förderung ergibt sich aus der Anzahl der Punkte nach dem Erschwernissystem. Bei Bergbauern in extremer Lage sind die Förderungen beispielsweise um 23 % höher als das landwirtschaftliche Einkommen (Dax, Hovorka: Die Berglandwirtschaft in Österreich, 2013).

Abgesehen davon, dass die meisten Bergbauern ihren Hof nur noch im Nebenerwerb (z.B. 80 % in Tirol) bewirtschaften, sind die hohe Qualität der produzierten Lebensmittel (hoher Anteil an Biobetrieben), die Vermarktung mittels spezieller Bergbauernschienen, die Direktvermarktung sowie der Tourismus (z.B. Urlaub am Bauernhof) für die Bauern wesentliche Standbeine, um trotz Förderung überhaupt wirtschaftlich lebensfähig zu sein.

Zahlen & Fakten

Anzahl der Bergbauernbetriebe

58.700 Betriebe, das sind 36 % aller land- und forstwirtschaftlichen Betriebe (Quellen: Agrarstrukturerhebung, Stand 2016). Obwohl die Zahl der Landwirtschaftlichen Betriebe immer noch leicht abnimmt, ist die Zahl der Bergbauernbetreibe in den letzten Jahrzehnten beinahe konstant geblieben (Dax, Hovorka: Die Berglandwirtschaft in Österreich, 2013)

Landwirtschaftliche Nutzfläche der Bergbauernbetriebe

 1.002.309 ha (37,5 % der gesamten bewirtschafteten Fläche), davon 351.746 ha Almfutterfläche
(Quelle: Agrarstrukturerhebung 2016, zur Verfügung gestellt von Thomas Dax, Bundesanstalt für Bergbauernfragen)

Höhe der Förderungen für Bergbauern

österreichweit im Schnitt 252 Mio. Euro / Jahr
(Quelle: Landwirtschaftskammer Oberösterreich)

Anteil der Bio-Landwirtschaft

78,8 % der Bio-Betriebe sind auch Bergbauernbetriebe, in Zahlen: 18.166 Betriebe; Zahl seit 2010 kontinuierlich steigend.
(Quelle: Grüner Bericht, Stand 2017, zur Verfügung gestellt von Thomas Dax, Bundesanstalt für Bergbauernfragen).

Anteil der von Frauen geführten Bergbauernhöfe

33 %, bei Betrieben, die von natürlichen Personen bewirtschaftet werden; Interessant ist dabei ein auffälliges Ost-West-Gefälle: In Gebieten mit einem großen Anteil am Berggebiet wie etwa in Tirol, werden nur 17 % der Höfe von Frauen geführt, in Ober- und Niederösterreich sind es hingegen über 40 %.

(Quelle: BMLFUW 2016, 66; aus Bundesanstalt für Bergbauernfragen: Fact Sheet Nr. 15: Frauen in der österreichischen Berglandwirtschaft, Theresia OedlWieser, Mathilde Schmitt;)

 

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