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Schutzwälder schützen Lebensräume, Menschen und Sachwerte (z. B. Häuser, Straßen, Bahnstrecken, Stromleitungen) direkt oder indirekt vor Naturgefahren wie Lawinen, Steinschlag oder Hangrutschen.

Allgemein

Österreich hat einen hohen Anteil an Berggebieten. Hier leisten Schutzwälder einen unentbehrlichen Beitrag zur Sicherheit, der keineswegs selbstverständlich ist.

Bedrohung

Der Schutzwald ist u. a. bedroht durch:

  • Verbiss (durch Wild und Weidetiere) kann bewirken, dass kaum Jungwald aufkommt. Das Resultat sind überalterte, zunehmend „gebrechliche“ Schutzwälder, die sich insbesondere nach „Störungen“ (z. B. Windwurf, Schneebruch) nur langsam erneuern.
  • Bestimmte Baumarten werden vom Wild stärker „geschädigt“ als andere, etwa die Tanne und zahlreiche Laubbäume. Es besteht die Gefahr, dass ihr Anteil immer mehr zurückgeht („Baumartenentmischung“). Gerade diese Arten sind aber für die Ökologie und die Stabilität von Schutzwäldern wesentlich.
  • Der Klimawandel bewirkt häufiger Hitze, Trockenheit und Stürme. Zudem wird der Borkenkäfer in Höhenlagen vordringen, die er bislang verschont hat. All das bedroht speziell die Fichte. Jahrzehntelang gezielt von der Forstwirtschaft gefördert, wird sie künftig in etlichen Regionen Österreichs erhebliche Probleme bekommen.
     

Pflege

Von Verbiss, Baumartenentmischung und Klimawandel ist Österreichs Schutzwald besonders stark betroffen. Man muss ihm daher rechtzeitig „unter die Äste“ greifen: z. B. durch Baumpflanzungen oder laufende Waldpflege, die in vielen Schutzwäldern erlaubt sind. Solche forstlichen Eingriffe sind allerdings oft aufwändig und teuer, da Schutzwälder häufig schwer zugänglich sind.
 
Lösungsansätze (u. a.)


Maßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung des Schutzwaldes können viele ergreifen: Naturschutzorganisationen, Behörden, Land- und ForstwirtInnen, JägerInnen, Tourismusverantwortliche und alpine Vereine.

  • Fördern nachwachsender Jungbäume, am besten durch Naturverjüngung (siehe eigenes Stichwort im Naturlexikon!). Denn der „ideale Schutzwald“ ist ein Mischwald mit alten und jungen Bäumen nebeneinander. Wachsen nicht ständig Bäume nach, kann der Wald seine Schutzfunktion irgendwann nicht mehr erfüllen.
  • Fördern „alternativer“ Baumarten neben der Fichte, z. B. Tanne, Lärche, Buche oder Bergahorn. Ziel ist ein Artenmix, der an die heutigen Lebensbedingungen am Standort ebenso gut angepasst ist wie an künftige Klimabedingungen.
  • Reduzieren der vielerorts zu hohen Wildbestände (v. a. Rehe, Hirsche) auf ein waldverträgliches Maß, z. B. durch Abschüsse
  • Lenkung des Wildes in vergleichsweise wenig sensible Waldbereiche, z. B. über die Anzahl und Positionierung von Winterfütterungen
  • Lenkung von Erholungssuchenden, damit das Wild vor ihnen nicht noch zusätzlich in den Wald flüchtet, z. B. durch Wanderwege und Skitourenrouten, die übliche Wildruhegebiete umgehen
  • Zurückdrängen oder möglichst waldverträgliche Gestaltung der Waldweide

Standortschutzwälder, Objektschutzwälder, Bannwälder

Das österreichische Forstgesetz unterscheidet drei Schutzwald-Kategorien:

  • „Standortschutzwälder“ schützen ausschließlich jene Bodenfläche, auf der sie stehen, vor Erosion durch Wind und Wasser.
  • „Objektschutzwälder“ dagegen können auch Menschen und Anlagen auf benachbarten Flächen bewahren (im Gebirge oft unterhalb gelegen) – und zwar direkt oder indirekt.
  • „Bannwälder“ sind eine Sonderform des Objektschutzwaldes. Sie sind zum direkten Schutz vor Naturgefahren behördlich „in Bann gelegt“. D. h. dort ist die Nutzung untersagt. WaldbesitzerInnen steht eine Entschädigung für den finanziellen Verlust zu.

Daneben existieren noch andere Schutzwald-Definitionen, etwa nach dem österreichischen „Waldentwicklungsplan“. 

Zahlen & Fakten

Laut „Österreichischer Waldinventur 2018“ sind mehr als 4 Mio. Hektar Österreichs von Wald bedeckt. Das entspricht 48 % der Staatsfläche. 820.000 Hektar in Österreich (oder gut 20 % der Waldfläche) gelten als Schutzwald – Tendenz steigend, auch wegen aufgelassener Almwiesen, die mit Wald zuwachsen. Die höchsten Schutzwaldanteile haben Vorarlberg (48,5 %), Tirol (48,0 %) und Salzburg (35 %). Etwa zwei Drittel des österreichischen Schutzwaldes wird wirtschaftlich nicht genutzt. Je nach Schutzwald-Definition und Methode der Datenerhebung kursieren auch andere Werte.

Der Bedarf an „Nachwuchs“ im Schutzwald ist drei- bis viermal so hoch wie im „normalen“ Wirtschaftswald: Etwa zwei Drittel des Schutzwaldes brauchen mehr Jungbäume. Aber nur auf einem Viertel dieser Flächen findet sich auch eine ausreichende Naturverjüngung. Hier gilt es, rasch gegenzusteuern. Denn ohne funktionsfähige Schutzwälder müsste Österreich pro Jahr zusätzlich 350 Mio. Euro in technische Schutzmaßnahmen investieren. Und wenn im Zuge des Klimawandels künftig Wetterextreme zunehmen, wird die Bedeutung des Schutzwaldes noch weiter steigen.

(Quellen: BFW, BMNT)

 

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Im Waldkammergut®

20. Apr. |
Oberösterreich
Veranstalter: NATURSCHAUSPIEL

Mit dem Förster durch Wälder streifen.

Auf verschiedenen Routen sind wir mit Förster Poidl Putz unterwegs im Aurachtal. Er teilt mit uns sein Wissen über die Funktionen des Waldes, Pflege, Schutz und vielfältige Nutzung der Bäume, über Jagd und Wild, Vogel- und Naturschutz sowie Tiere, Pflanzen und Kräuter im Naturpark Attersee-Traunsee. Auch gehen wir der Frage nach, wie der Wald in der Blütezeit der Salzgewinnung genutzt wurde und welche aktuellen Veränderungen heute besonderen Einfluss auf den Wald haben. Die Führungen bieten durch die jeweilige Anpassung an aktuelle Forstarbeiten, Jahreszeit und Witterung besonders viel Abwechslung.

Vom Treffpunkt (Kirchenparkplatz Reindlmühl) aus wird mit Fahrgemeinschaften in das Forstrevier Schwarzenbach eingefahren. Am Waldrand, der ersten Station unseres Streifzuges, gibt es einen Einblick in das Arbeitsfeld Forst. Danach reihen sich, wie auf einer Perlenschnur, Anregendes und Wissenswertes aneinander. Dies ändert sich jahreszeitlich bedingt, da der Förster sehr darauf bedacht ist, die Teilnehmer*innen immer in aktuelle Arbeiten (Baumpflanzung und -pflege, Holzernte, Borkenkäferbekämpfung) und Geschehnisse im Wald (Balz- bzw. Brunftzeit, Wildfütterung im Winter, Spurenlesen) einzubinden.

Inhaltlich dreht es sich um die vier Funktionen des Waldes (Nutz-, Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion), den Lebenszyklus der Bäume (vom Samen bis zur Ernte bzw. Totholz), Jagd- und Wildtiermanagement, Vogel- und Naturschutz, Produkte und Arbeitsplätze im Wald.

Mit waldpädagogischen Spielen, Geschichten und dem Beobachten von nicht Erwartetem (Begegnung mit Auerhahn, Siebenschläfern etc., Besuch einer Holzknechtssölde) wird der Streifzug rund und kompakt wie ein Baumstamm. Auf einer abwechslungsreichen Route, die von Termin zu Termin variieren kann, werden auch die wirtschaftliche Bedeutung, die Produkte und Arbeitsplätze im und rund um den Wald besprochen – ganz unter dem Motto „WALD – Wir Alle Leben Davon".

Info & Anmeldung zum NATURSCHAUSPIEL
Individuelle Termine für Gruppen ab 7 Personen nach Vereinbarung.

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