Der Fund eines Baumschläfers im Salzburger Lungau hat die Jugend motiviert, zum Schutz nachtaktiver Kleinsäuger selbst aktiv zu werden: Thomas Holzer und seine Kollegen und Kolleginnen der Landjugend Unternberg-Thomatal haben sich der Förderung seltener Säugetierarten gewidmet und gemeinsam gezimmert. 60 Quartiere sind dabei für Baumschläfer und Fledermäuse entstanden.

Das Interesse für seltene Säugetiere entwickelte Thomas Holzer bereits während seines Zoologiestudiums. Im speziellen haben es ihm damals Fledermäuse angetan, ihre nachtaktive und verborgene Lebensweise hat ihn fasziniert. In einer Vorlesung erfuhr er, dass es in seiner Heimatregion, dem Biosphärenpark Lungau, kaum Wissen und Daten über das Vorkommen von Fledermäusen gibt. Diese Tatsache hat Holzer keine Ruhe mehr gelassen. „Wie sollen wir in einer Region seltene Tiere schützen, wenn wir kaum etwas über ihr Vorkommen wissen?“ Als dann noch ein seltener Baumschläfer in einem Holzkasten der Österreichischen Bundesforste gefunden wurde, war für Holzer klar, dass er für diese besonderen Tiere etwas tun möchte.

„Da ich schon selbst lang bei der Landjugend Mitglied bin, war mir klar, wen ich dafür ins Boot holen möchte: Meine Kollegen und Kolleginnen der Landjugend Unternberg-Thomatal. Wir mögen alles, was mit handwerklichem Geschick zu tun hat und noch mehr Spaß macht es uns, wenn wir damit seltene Arten in der Heimatregion unterstützen.“ Thomas Holzer

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Junge Menschen fixieren Fledermauskasten auf Haus

Zimmern für den Artenschutz

In Österreich kommen 28 Fledermausarten und vier Schlafmausarten vor. Letztere werden auch „Bilche“ genannt, ihr bekanntester Vertreter ist der Siebenschläfer. Optisch sind Bilche und Fledermäuse sehr unterschiedlich, sie haben dennoch viele Gemeinsamkeiten: Sie sind nachtaktive, seltene Säugetiere, streng geschützt und sie brauchen Verstecke zur Erholung und Aufzucht ihrer Jungen. Fühlen sich Fledermäuse je nach Jahreszeit in Dachstühlen, Kirchtürmen und Höhlen wohl, sind Bilche, im konkreten Fall der Baumschläfer, in älteren Nadel- und Mischwäldern mit lückigem Kronendach zu Hause. Eine weitere, aber traurige Gemeinsamkeit ist, dass beide Tiergruppen vorwiegend von Lebensraumverlust und Habitatverschlechterung bedroht sind. War früher der Totholzanteil in Wäldern üppig, finden sich heute vielerorts nur noch ausgeräumte Monokulturwälder mit wenig Strukturvielfalt. Doch es gibt Hoffnung: Die Anzahl der Projekte zum Schutz seltener Säugetiere ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Eine effektive Methode kleinen Säugern wie Bilchen und Fledermäusen unter die Arme zu greifen ist die Installation von Holzquartieren. 20 Jugendliche der Landjugend Unternberg-Thomatal haben es sich deswegen zum Ziel gesetzt, 60 Holzquartiere für Fledermaus und Baumschläfer zu zimmern.

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Siebenschläfer

Unterstützung vom Sägewerk

Bevor es losging, war noch etwas Aufklärungsarbeit nötig. „Was allerdings einige Runzeln auf unserer Stirn verursacht hat, war das Wort Baumschläfer“, erzählt der 23-jährige Matthias Zehner. „Thomas musste uns diesbezüglich erst mal aufklären, damit wir überhaupt wissen, für wen genau wir etwas bauen“, lacht Zehner und fährt fort: „Es war sehr spannend zu hören, welche besonderen Tiere bei uns leben, von denen wir im Alltag gar nichts mitbekommen.“ Das ambitionierte Ziel 60 Holzquartiere, davon 40 Fledermausbretter und 20 Baumschläferkobel zu zimmern, erforderte nicht nur viele geschickte Hände, sondern auch Material und Werkzeug. Eine gut ausgestattete Werkstatt war bei Zehner zum Glück vorhanden, geeignetes Lärchenholz konnte über ein regionales Sägewerk bezogen werden. „Die Landjugend hat bei uns in der Region einen sehr guten Ruf, der uns auch beim Sägewerk geholfen hat. Das Werk hat unsere Idee mit einem niedrigen Holzpreis gerne unterstützt. Im Frühjahr dieses Jahres konnten wir die meisten Kästen fertigstellen und mit der Anbringung an geeigneten Plätzen beginnen“, so Holzer. Geeignete Standorte waren rasch gefunden, die Fledermausbretter wurden in den Heimatorten Neggerndorf und Thomatal angebracht, die Baumschläferquartiere in angrenzenden Wäldern.

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Fledermaus im Flog

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Die Hoffnung ist groß, dass die neu geschaffenen Quartiere von den Zielarten angenommen werden. Ist bei Fledermäusen viel Erfahrung über die Standortauswahl von Quartieren vorhanden, gibt es für den Baumschläfer aktuell noch wenig Informationen, wo und wie es ihm im Wald am besten passt. „Geplant ist auf jeden Fall eine regelmäßige Kontrolle aller Quartiere, um mehr wissenschaftlich fundierte Daten über diese Tiere bei uns im Lungau zu erhalten“, erklärt Holzer. „Unterstützt wird das Vorhaben durch die Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle für Fledermausschutz und Forschung Österreichs, die alle gesammelten Daten von uns erhalten werden.“ Um auch die Öffentlichkeit über das Vorkommen der seltenen Tiere zu informieren und zahlreiche Nachahmerinnen und Nachahmer für den aktiven Artenschutz zu gewinnen, hat Holzer eine besondere Idee entwickelt, die im Rahmen der Initiative Changemaker #nature ausgezeichnet wurde und unterstützt wird: Er und sein Team haben sich professionelle Hilfe geholt und ein spannendes Bildungsvideo über den Baumschläfer und konkrete Schutzmaßnahmen sowie eine Bauanleitung gedreht. Das Video wird demnächst auf Youtube veröffentlicht.

 

Autorin: Barbara Rems-Hildebrandt. Wir danken Suske Consulting für die freundliche Genehmigung zur Übernahme dieses Artikels, erschienen in "Wir tun was" 03/2023.

Changemaker #nature wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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