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Allgemein versteht man unter Jauch oder Gülle die flüssigen Exkremente von Tieren, die als Dünger oder für Biogasanlangen verwenden werden. Daneben gibt es aber auch noch den Begriff der „Pflanzenjauche“, mit Wasser angesetztes Pflanzenmaterial zur Düngung und/oder Pflanzenstärkung im Garten.

Allgemein

Die Verwendung der Begriffe „Jauche“ und „Gülle“ zeigt regionale Unterschiede. In einigen Gebieten wird „Jauche“ ausschließlich in Zusammenhang mit dem Begriff „Pflanzenjauche“ verwendet. In anderen wiederum werden die Begriffe Gülle und Jauche ähnlich verwendet: „Gülle“ = Gemisch aus Kot, Urin und geringem Anteil aus Einstreu, Wasser und Umwandlungsprodukte – und „Jauche“ = Harn, Stallmist-Sickersaft, geringe Mengen an Kot- und Streubestandteilen und Umwandlungsprodukte.

Durch den Gärprozess werden Nährstoffe (vor allem Stickstoff und Kalium) zum Teil mineralisiert und damit für die Pflanzen schneller verfügbar gemacht. Jauche weist einen sehr hohen Ammonium-Gehalt (NH4) auf – rund 90 % - und entspricht daher in ihrer Wirkung fast reinem Mineraldünger.

Gülle oder Jauche ist für landwirtschaftliche Betriebe mit Viehhaltung (vornehmlich Rinder oder Schweine) der wichtigste hauseigene Dünger, der auf Grünland und Ackerflächen zur Anwendung kommt.

Belastung von Gewässern

Wird zu viel Gülle oder Jauche oder auch bei ungünstigen Bedingungen auf die Felder und Wiesen ausgebracht, kann der hohe Anteil an Ammoniumstickstoff (NH4) ausgewaschen werden und sich in Oberflächengewässern oder im Grundwasser durch die „Nitrifikation“ zu Nitrat (NO3)umwandeln.

Nitratbelastungen sind schon in geringen Konzentrationen für Kleinlebewesen und Fische schädlich. Auch Phosphor ist in Gülle und Jauche reichlich vorhanden, der in Gewässern eine Überdüngung verursacht (= Eutrophierung). Eine Algenblüte ist oftmals die Folge, die nach Absterben der Algen wiederum Fäulnisgase produziert und dem Gewässer Sauerstoff entzieht. Methan und Schwefel werden frei gesetzt, was man auch riechen kann. Sobald nur noch anaerobe (ohne Sauerstoff ablaufende) Abbauprozesse stattfinden und Lebewesen, die auf Sauerstoff angewiesen sind, sterben, gilt das Gewässer als gekippt.

Der Eintrag von Nährstoffen in Gewässern hat oftmals mit Fehlern bei der Ausbringung von Gülle oder Jauche zu tun, bzw. fällt in einigen Betrieben aufgrund des hohen Tierbestandes dieser Wirtschaftsdünger im Übermaß an.

Vermeidung von Fehlern bei der Ausbringung von Gülle und Jauche

  • Keine Ausbringung, wenn der Boden gefroren, schneebedeckt oder wassergesättigt ist
  • Keine Ausbringung außerhalb der Wachstumsperiode
  • Ausreichend Abstand zu Gewässern
  • Bei Hanglage Ausbringung von nur kleinen Mengen, zeitlich versetzt, damit kein Abschwemmen in Gewässer stattfindet
  • Düngegaben auf Pflanzenbedarf abstimmen

Auch der Lagerraum für Gülle bzw. Jauche muss einige Kriterien erfüllen: Beispielsweise sollte er groß genug sein, um Gülle oder Jauche für sechs Monate zu lagern.

Zahlen & Fakten

In Österreich gelten die Regelungen des „Aktionsprogramms Nitrat 2012“, die Grundwasserschutzprogramme sowie diverse ÖPUL (Österreichisches Programm für eine umweltgerechte Landwirtschaft)-Maßnahmen.

Das österreichische Aktionsprogramm sieht folgende Punkte vor:

  • Zeitliche Ausbringungsbeschränkung mit Verbotszeiträumen
  • Mengenmäßige Beschränkung
  • Örtliche Beschränkungen – z.B. in der Nähe von Gewässern
  • Vorgaben zur Kapazität von Lagerräumen für Wirtschaftsdünger
  • Aufzeichnungsverpflichtungen der Düngegaben

Gemäß Nitrat Bericht 2016 weisen die österreichischen Gewässer sowie das Grundwasser einen guten Nitratzustand (NO3) auf. Belastungen werden in mg NO3/l gemessen und zwischen sechs Güteklassen unterschieden – von 0-1,99 mg für Güteklasse 1 bis > 50 mg für Güteklasse 6

  • Fließgewässer: Der Großteil der Fließgewässer (80 Messstellen) liegt in den Klassen 2 und 3 (bis 24,99 mg NO3/l)
  • Seen (> 50 ha): von 28 untersuchten Seen weisen 19 die Qualitätsklasse „sehr gut“ – 0,15 – 4 mg NO3/l auf, wobei auch die Phosphor-Werte als maßgeblich für die Überdüngung verantwortlicher Stoff gemessen werden; diese liegen in der Klasse „sehr gut“ zwischen 2 und 12 µg/l. 9 Seen weisen die Klasse „gut“ auf.

Grundwasser: es wird zwischen „Karst-und Kluftgrundwasser“, „Freiem Grundwasser“ und „Gespanntem Grundwasser“ unterschieden. Karst- und Kluftgrundwasser weist den niedrigsten Nitratgehalt auf. In den beiden anderen Grundwässern ist vor allem die Tiefe entscheidend, da der Zustand mit zunehmender Tiefe besser wird. Eine deutliche Belastung zeigt aber generell das Grundwasser im Marchfeld (östlich an Wien grenzender Teil Niederösterreichs), im südlichen Wiener Becken und in der Parndorfer Platte (Nordburgenland) von mehr als 50 mg NO3/l. Diese Gebiete werden als „Maßnahmengebiet“, d.h. hier sind Maßnahmen zur Reduktion der Belastung notwendig, im Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan ausgewiesen.

Quelle: Nitrat Bericht 2016

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