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Die Zuckerrübe ist eine landwirtschaftliche Kulturpflanze, die aus der Wilden Rübe entstanden ist. Sie wurde auf einen hohen Zuckergehalt hin gezüchtet. In Österreich ist die Zuckerrübe heute der bedeutendste Zuckerlieferant, wenngleich der dortige Anbau in den letzten Jahren durch Klima und Schädlinge Rückschläge erlitten hat.

Allgemein

Verwendung:

Die Zuckerrübe dient u. a.

  • zur Zuckerherstellung,
  • als „Energiepflanze“ (Energiegewinnung aus Biogas bzw. aus dem Treibstoff „Bioethanol“),
  • als Tierfutter (z. B. Rübenblätter, Rübenschnitzel, Melasse), und
  • zur Düngemittelherstellung (z. B. aus einem Nebenprodukt der Zuckererzeugung).

Von der Pflanze nutzt man hauptsächlich die Rübe, also die verdickte Hauptwurzel. Im Schnitt ist eine österreichische Zuckerrübe 770 Gramm schwer und enthält ca. 20 % Zucker.

Zucker:

Zucker wird meist aus Zuckerrüben gewonnen (= „Rübenzucker“) oder – in wärmeren Regionen – aus Zuckerrohr (= Rohrzucker“). Früher war Rohrzucker aus der Karibik ein Luxusgut. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts kann Zucker auch in gemäßigten Breiten aus Zuckerrüben hergestellt werden. Seither ist er auch für die breite Masse erschwinglich. Chemisch gibt es keinen Unterschied zwischen Rüben- und Rohrzucker. Beide bestehen zu 100 % aus Saccharose (= „Haushaltszucker“).

Zucker ist ein wichtiger Energielieferant für Mensch und Tier. In industrialisierten Ländern wird er heute jedoch im Übermaß konsumiert (siehe „Zahlen & Fakten“).

Zuckerherstellung:

Im Herbst und Winter verarbeiten Fabriken Zuckerrüben zu Zucker (diesen Zeitraum nennt man „Zuckerkampagne“). Dabei werden die Rüben zuerst gereinigt, dann maschinell zu Streifen zerkleinert (= „Rübenschnitzel“). Anschließend löst man durch Erhitzen den zuckerhältigen „Rohsaft“ aus der Rübe heraus. In mehreren Arbeitsschritten – die Zwischenprodukte heißen „Dünnsaft“, „Dicksaft“, „Melasse“ – nimmt der Zuckergehalt der Flüssigkeit zu. Schließlich werden Zuckerkristalle von der Flüssigkeit getrennt, Kristallzucker entsteht. Dieser ist übrigens automatisch weiß, muss also nicht gebleicht werden. Um verschiedene Zuckerarten herzustellen, z. B. Staubzucker, folgen unter Umständen weitere Verarbeitungsschritte.

Aus den Rübenresten, die bei der Zuckerherstellung übrig bleiben (Blätter, Rübenschnitzel, Melasse), entstehen Düngemittel, Viehfutter oder Kraftstoff (Bioethanol).

Anbau und Ernte:

Zuckerrüben werden in fast allen europäischen Ländern angebaut. In Österreich erfolgt die Aussaat zwischen Mitte März und Mitte April, die Ernte von Mitte September bis Ende November. Die Ernte findet heutzutage maschinell statt, etwa mit dem sogenannten „Rübenvollernter“. Er erledigt alle nötigen Arbeitsschritte am Feld.

Standortansprüche:

Zuckerrüben lieben gemäßigte Temperaturen, viel Licht, stetige Wasserversorgung und tiefgründige Böden. Vor allem stellen sie hohe Ansprüche an die Nährstoffversorgung des Bodens. Jungpflanzen sind anfällig für Nachtfröste, im Sommer benötigt die Zuckerrübe viel Wasser. Der Anbau von Zuckerrüben laugt den Boden stark aus. Daher sollte er in mehrjähriger Fruchtfolge erfolgen. Das heißt, die BäuerInnen bauen auf einem Feld nur etwa alle fünf Jahre Zuckerrüben an, in den vier Jahren dazwischen jedoch etwas anderes. Dadurch kann sich der Boden erholen und der Schädlingsdruck wird nicht zu hoch.

Auswirkungen auf Umwelt und Boden:

Zuckerrübenanbau geht in der konventionellen Landwirtschaft üblicherweise einher mit hohem Einsatz von Dünger und „Pflanzenschutzmitteln“ (Pestiziden), ausgenommen bei Bio-Zuckerrüben. Dadurch kann nicht nur die Vielfalt des oberirdischen Ackerlebens abnehmen, sondern auch jene der Bodenlebewesen. Weil der Boden erst recht spät im Jahr mit Vegetation bedeckt ist und die Rüben üblicherweise in Reihen gepflanzt werden, besteht die Gefahr, dass wertvoller Boden samt Nährstoffen ausgewaschen wird – ganz ähnlich wie beim Maisanbau. Eine flächendeckende Winterbegrünung am Feld kann die Gefahr des Bodenabtrages verringern. Diese Winterpflanzen lockern den Boden und werden normalerweise nicht geerntet. So verringern sie auch Nährstoffverluste am Feld.

Schädlinge, Krankheiten:

Etliche „Schädlinge“ (z. B. Fadenwürmer) und Krankheiten (z. B. Rübenfäule) können die Rübenernte bedrohen. Seit einigen Jahren stellt v. a. zwei Rüsselkäfer-Arten (Rübenrüssler (Tanymecus palliatus) und Grauer Kugelrüssler (Philopedon plagiatus)) die österreichischen Rübenbauern vor große Herausforderungen. Speziell im Jahr 2019 vernichteten die gefräßigen Käfer großflächig Rübenpflanzen. Bisher wurden die Rüsselkäfer oft mit den umstrittenen Neonicotinoiden bekämpft. Einige davon dürfen jedoch nicht mehr verwendet werden (siehe auch „Bienensterben“), zudem scheinen die Rüsselkäfer auf etliche Pflanzenschutzmittel weitgehend immun (geworden) zu sein. KritikerInnen argumentieren, dies sei eine Folge der zuvor weitverbreiteten Pestizid-Anwendung.

Zuckerpreis:

Lange Zeit hielt die EU-Zuckermarktordnung den Zuckerpreis in der EU weitgehend konstant. Sie legte eine Obergrenze für die Zuckerproduktion in der EU fest („Rübenquote“) und garantierte den BäuerInnen Mindestabnahmepreise für Zuckerrüben. Mit Ende September 2017 lief dieses Regelwerk aus. Seither ist der Zuckerpreis stärker den Schwankungen am Weltmarkt ausgesetzt.

Zahlen & Fakten

Weltweit wurden 2018 insgesamt rd. 275 Millionen Tonnen Zuckerrüben geerntet. Der Anteil der Zuckerrübe an der weltweiten Zuckerproduktion geht in den letzten Jahrzehnten zurück (zugunsten des Zuckerrohrs). Weil der Zuckerkonsum aber insgesamt stark gestiegen ist, blieb die absolute Menge an produziertem Rübenzucker recht konstant.

In Österreich hat sich der Zuckerkonsum in den letzten 100 Jahren auf das Zehnfache erhöht. Herr und Frau Österreicher nahmen im Jahr 2019 durchschnittlich 33 kg Zucker zu sich – in Reinform oder verarbeitet in Speisen und Getränken. Das entspricht 91 Gramm Zucker pro Tag. Die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Tages-Zuckermenge liegt bei max. 50 Gramm Zucker (idealerweise: bis 25 Gramm). Der hohe Zuckerkonsum führt zu zunehmender Fettleibigkeit und Folgeerkrankungen: u. a. Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nichtalkoholische Fettleber, chronisch Entzündungszustände.

In Österreich liegen die Hauptanbaugebiete für Zuckerrüben in Niederösterreich, dem Burgenland und Oberösterreich. 2018 bauten rd. 5.800 Bauern Zuckerrüben auf einer Fläche von etwa 31.000 Hektar an. Damit hat sich die Anbaufläche gegenüber 2017 um 27 % verringert (2018: knapp 43.000 ha). U. a. musste wegen des intensiven Rüsselkäferbefalls ein guter Teil jener Flächen, die mit Zuckerrüben bestellt waren, wieder umgebrochen werden. Auch die Anzahl der Rübenbauern war 2018 rückläufig. Insgesamt wurden 2018 knapp 320.000 Tonnen Weißzucker aus österreichischen Zuckerrüben hergestellt. Das waren 28 % weniger als im Jahr davor. Die 259 österreichischen Bio-Rübenbäuerinnen und Bauern waren ebenso von Schädlingsbefall, Hitze und Trockenheit betroffen. Auf rd. 700 ha Anbaufläche produzierten sie im Jahr 2018 knapp 30.000 Tonnen Bio-Rüben. Daraus wurden rd. 3.900 Tonnen Biozucker hergestellt.

In Österreich gibt es zwei Standorte zur Zuckerrübenverarbeitung: Tulln (Lagerkapazität: 180.000 Tonnen Zucker) und Leopoldsdorf (122.500 Tonnen). Die dortigen Fabriken erzeugen mehr Zucker, als ganz Österreich in einem Jahr konsumiert.

 

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Was sind VAVÖ-WanderführerInnen?

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