Landwirtschaftliche Betriebe zählen zur „kritischen systemerhaltenden Infrastruktur“ – so beschreibt es das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus.

Aber wie geht es den heimischen Landwirten in der Coronakrise? Gibt es genügend Nachschub beim Futter, quillt der Stall schon über und wer kommt noch zum Ab-Hof-Verkauf?

Wir haben bei drei Biobauern nachgefragt und erfahren, warum die kleineren Betriebe jetzt mitunter große Vorteile haben, weshalb der Zugang zu Futterquellen verwehrt wird und weshalb autark so stark ist:

Auf den ersten Blick ist alles wie immer. Friedlich grasen die Angusrinder von Werner Altmann und Helena Kunes auf ihren Weiden im nordwestlichen Waldviertel. 

Will Werner Altmann aber wie gewohnt mit seinem Hänger über die nahe gelegene tschechische Grenze, um Einstreu und Futter aus einer gemieteten Lagerhalle zu holen, hat er ein Problem: Alle Forststraßen und Wiesenwege sind mit Betonblockaden versperrt. Der Umweg zum offiziell geöffneten Grenzübergang wäre mit mehr als 100 Kilometern viel zu weit.

„Der Anblick dieser Blockaden ist schon eigenartig“

meint der Landwirt, den diese Bilder ein wenig an die Zeit des Eisernen Vorhangs erinnern.

„Dass wir unseren Biohof als Selbstversorger führen und weitgehend unabhängig von Lieferungen sind, bekommt da eine ganz andere Bedeutung“, sagt er. Insgesamt 200 Hektar bewirtschaften sie primär zur Futtergewinnung.

Das Angusrindfleisch wird überwiegend ab Hof verkauft. Zwar sind die Kundinnen und Kunden etwas zurückhaltender, weil viele von ihnen aus dem Zentralraum Wien kommen, aber rund 30 bis 40 % bleiben auch jetzt treue Abnehmer. 

Entspannte Büffel, angespannte Lage

Schwieriger ist die Lage da mit den Wasserbüffeln der Altmann-Kunes. Als zottelige Retter des Artenschutzes beweiden die robusten Büffel ein Überschwemmungsgebiet der Lainsitz, das viele Jahre lang brach lag. Das feine Fleisch hätte ab diesem Jahr auch an die Gastronomie geliefert werden sollen. Hätte.

Für die geplanten "Büffelwochen" Anfang April hatte Werner Altmann schon zwei Büffel geschlachtet. Ihr Fleisch musste er tieffrieren, die Kosten dafür trägt er natürlich selbst. „Wir hoffen auf die Zeit, in der sich die Lage wieder entspannt. Dann werden die Restaurants das Fleisch hoffentlich wieder brauchen“, meint Werner Altmann. „Allerdings ist die baldige Wiedereröffnung der Gastronomiebetriebe mehr als fraglich und natürlich sind das Einnahmen, die uns jetzt fehlen.“

Autark ist stark

Dass die Altmann-Kunes während der aktuellen Ausnahmesituation sonst ganz gut über die Runden kommen, liegt wohl auch daran, dass sie einen verhältnismäßig kleinen Betrieb führen. So werden jeweils nur 2 bis 3 Tiere zum zehn Kilometer entfernten Schlachthof gebracht und rund 80 Prozent der Fleischverarbeitung und Verpackung übernehmen sie selbst. Damit sind sie nicht so sehr auf die Arbeit der Metzger angewiesen, denen es momentan an Personal fehlt. 

Die kleineren Fleischer haben weniger Probleme, weil ihre Angestellten meist aus Österreich kommen – so auch der Betrieb, mit dem Werner Altmann zusammenarbeitet. „Die großen Schlacht- und Fleischerbetriebe haben allerdings große Probleme damit, Personal zu bekommen und zu halten. Die meisten Arbeiter kommen aus dem Ausland, und können entweder nicht nach Österreich einreisen oder nirgendwo untergebracht werden“, erklärt Werner Altmann. 

Ein eigener Schlachtraum macht unabhängig

Etwas besser ergeht es da Walter Watzl. Im Waldviertel betreibt er eine Bio-Hochlandranch zu der aktuell 35 Rinder der französischen Rasse Aubrac gehören – vom Zuchtstier bis zum Kalb.

Sein eigener, EU-zertifizierter Schlachtraum macht ihn gerade jetzt besonders unabhängig. „Es ist zwar ein bürokratischer und finanzieller Aufwand“, erklärt Walter Watzl, „dafür ersparen wir den Tieren Transporte. Sie sterben völlig stressfrei bei uns im Stall und werden nebenan im Schlachtraum aufgearbeitet.“ 

Das letzte Rind vor Corona

Da auf der Hochlandranch verhältnismäßig selten geschlachtet wird, nämlich nur 6 bis 7 mal im Jahr, haben die Watzls aktuell auch keine großen Probleme mit dem Absatz ihres Fleischs. „Das letzte Rind haben wir kurz vor den Corona-Maßnahmen geschlachtet, das meiste Fleisch verkaufen wir Ab-Hof, nur ein bisschen davon geht an die Gastronomie – das wird jetzt natürlich nicht funktionieren.“

Außerdem züchten die Watzls Schafe und die Nachfrage nach Osterlämmern war auch in diesem Jahr hoch. 

Walter Watzl

Die Schafe dürfen übrigens auf dem Weideland des von den Watzls organisierten Naturschutzvereins freeNature weiden – allerdings müssen sie warten, bis die Vögel mit dem Brüten fertig sind. So sorgt der von Blühendes Österreich unterstützte Verein mithilfe der wolligen Landschaftspfleger dafür, dass hier Braunkehlchen zwitschern, die stark gefährdeten Rebhühner flattern und sich sogar der rare Wachtelkönig mit seinem „crex crex“ meldet.

Ganz verschont von den Auswirkungen der Coronakrise bleiben die Watzls allerdings auch nicht. „Die Holzabnahme ist ein Riesenproblem für uns“, sagt Walter Watzl, der auch einen Wald bewirtschaftet. „Gerade heuer hatten wir einen großen Pflegeeinsatz – und mussten einige hundert Festmeter Holz fast verschenken, weil die Lagerhallen der großen Sägewerke wegen der Coronakrise voll sind.“

Die Sorgen der Schafbauern

Von den Problemen der größeren Schlachtbetriebe mussten auch die Franks vom Bioschafhof Sonnleitner erfahren. Von „ihrem“ Schlachtbetrieb kam zuletzt nur die knappe Absage, dass derzeit keine Lohnschlachtungen durchgeführt werden können.

„Warum das so ist und wann wieder geschlachtet wird, wissen wir nicht“, sagt Renate Frank. So kurzfristig Ersatz zu finden, ist auch aufgrund bürokratischer Hürden sehr schwierig: Ein Fleischer, der Rinder und Schweine schlachtet, braucht eine eigene Genehmigung für Schafe. Und das ausgerechnet jetzt zu Ostern, in einer Zeit, in der die Nachfrage nach Lammfleisch besonders groß war.

„Aufgrund der Absage des Schlachthofes konnten wir überhaupt kein Frischfleisch liefern – dabei gab es in diesem Jahr mehr als dreimal so viele Bestellungen wie sonst. Das hat uns wirklich stark getroffen“, erzählt Renate Frank. 

Für Erich Frank zeigt sich damit deutlich, dass der recht hohe Selbstversorgungsgrad Österreichs bei Agrarprodukten zwar schön und gut ist, dabei aber oft unbeachtet bleibt, wer die Verarbeitung des heimischen Fleischs übernimmt – nämlich Menschen, die meist nicht aus Österreich stammen.

„Was du lokal machen kannst, das mach’ auch lokal“,
sagt Erich Frank

Dass die Franks nun für diese Jahreszeit ungewöhnlich viele kleine Krainer Steinschaf-Lämmer haben, ist eine Sache. Was ihnen mehr Sorgen bereitet, ist die große Ungewissheit. „Wir wissen nicht, worauf wir hinarbeiten sollen“, sagt Renate Frank. „Die Lämmer stehen zu Ostern natürlich nicht auf Knopfdruck bereit, wir brauchen eine Vorlaufzeit von circa eineinhalb Jahren.“

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