Wusstest du, dass jetzt im Spätwinter und Vorfrühling der Österreichische Kelchbecherling wächst? Er ist auf am Boden liegenden feuchten Laubholz-Ästchen zu finden und zählt wie die Speise-Morchel zu den Schlauchpilzen. Seine intensive rote Farbe erhält er durch den Farbstoff Carotin.

Schon im Spätherbst bildet der Österreichische Kelchbecherling (Sarcoscypha austriaca) winzige stecknadelgroße Fruchtkörper aus, die überwintern und sich nach Ende der Frostperiode und Schneeschmelze in den Monaten Februar bis April zu voller Pracht entfalten. Die roten bis zu sieben Zentimeter großen kelchförmigen Fruchtkörper bilden dann einen schönen Farbkontrast zu den letzten weißen Schneeresten und den ersten grünen Frühlings-Kräutern. Für Natur-FotografInnen sind sie daher ein überaus beliebtes Fotomotiv.

Du findest die Pilze am ehesten auf luft- und bodenfeuchten Standorten entlang von Wasserläufen in Au- und Schluchtwäldern aber auch sonst in schattigen Waldbereichen. Sie wachsen auf am Boden liegenden oder im Boden vergrabenen Laubholzästen und Holzstückchen verschiedener Baumarten wie Grauerle, Weide, Bergahorn, Robinie und Esche.

Der Österreichische Kelchbecherling zählt so wie der in unserem letzten Beitrag vorgestellte Zunderschwamm (Fomes fomentarius) zur großen Gruppe der holzabbauenden Pilze, den sogenannten Saprobionten, und ist ein Weißfäulepilz. In der Pilz-Datenbank der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft sind rund 800 Funde vermerkt. Somit zählt er zu den häufiger vorkommenden Großpilz-Arten. Er kommt in allen Bundesländern vom Tiefland bis ins Mittelgebirge vor.

In mikroskopisch kleinen zylindrisch geformten Zellen, den sogenannten Schläuchen, befinden sich jeweils acht elliptische Sporen.

Wie auch die meisten anderen becherlingsförmigen Pilze ist der Österreichische Kelchbecherling ein Schlauchpilz, in der mykologischen Fachsprache als Ascomycet bezeichnet. Die Sporen des geruchlosen Pilzes werden an der Innenseite der Becher gebildet. In mikroskopisch kleinen zylindrisch geformten Zellen, den sogenannten Schläuchen, befinden sich jeweils acht elliptische Sporen, die bei Reife des Fruchtkörpers aus den Schläuchen nach außen geschleudert werden um sich mit dem Luftstrom in die Umgebung auszubreiten.

Die Außenseite der Kelchbecherlinge ist blasser als die Innenseite und von einem feinen weißen Filz überzogen. Die recht kurzen 1-3 cm langen Stiele sind weißlich bis blassgelblich und relativ fest am Holz angewachsen. In seltenen Fällen wurden auch schon gelbe Kelchbecherlinge gefunden.

Der Farbstoff, der dem Österreichischen Kelchbecherling seine leuchtend rote Farbe verleiht ist Carotin - ein Naturfarbstoff, der in vielen Pflanzen besonders in deren Früchten und Wurzeln vorkommt.

In Pflanzenblättern und -blüten haben Carotine eine Funktion bei der Photosynthese und schützen vor den schädlichen Auswirkungen der UV-Strahlung. In Pflanzenwurzeln übernehmen sie eine Schutzfunktion vor Infektionen.

Grundsätzlich gelten die Kelchbecherlinge nach aktuellem Wissensstand als essbar. Nicht nur aufgrund ihrer Schönheit raten wir jedoch die Pilze an ihren Fundorten zu belassen. Sie sind fast geschmacklos, sehr dünnfleischig und kaum von den anhaftenden Erdresten zu befreien, sodass sich ein Sammeln zu Speisezwecken auch gar nicht lohnt.

Sprichwörtlich gilt in diesem Fall: „Augenweide geht vor Gaumenfreude“

In Österreich kommen noch zwei weitere Kelchbecherlings-Arten vor, die sich nur mikroskopisch sicher voneinander unterscheiden lassen. Der Zinnoberrote Kelchbecherling (Sarcoscypha coccinea) hat tendenziell einen etwas stärker befaserten Fruchtkörperrand und eine weniger deutlich weißfilzige Außenseite. Er kommt in wärmebegünstigten Gebieten vor und wächst hauptsächlich an Hasel und Weide.

Der Linden-Kelchbecherling (Sarcoscypha jurana) ist die seltenste Art der Gattung. In Österreich sind bislang nur fünf Funde in der Steiermark und in Niederösterreich dokumentiert. Man findet die Pilze ausschließlich auf Lindenholz, ihr bevorzugter Lebensraum sind naturnahe Schluchtwälder.

Die drei Kelchbecherlinge sind europaweit verbreitet. Im englischsprachigen Raum werden die Kelchbecherling liebevoll elf cups, also Elfenbecherlinge, genannt. Der Österreichische Kelchbecherling ist jedoch die mit Abstand häufigste Art der drei roten Kelchbecherlinge in Österreich und wird auch als Österreichischer Elfenbecher bezeichnet.

Die Artenvielfalt aller becherlingsförmigen Pilze ist insgesamt sehr groß. Es kommen in Österreich neben den Kelchbecherlingen noch einige Hunderte anderer verschiedener becherlingsförmiger Pilzarten vor. Viele dieser Becherlings-Arten sie recht klein und nur beim genaueren Hinsehen zu entdecken. Oft sind sie in verschiedensten Farbtönen bunt gefärbt. Einige MykologeInnen widmen sich aufgrund der Schönheit und Faszination, die von den Becherlingen ausgeht, ausschließlich diesen Pilzen.

Generell gilt, dass die Forschung an den in Österreich vorkommenden Schlauchpilzen (Ascomyceten) noch nicht so weit fortgeschritten ist, wie die Forschung an den Ständerpilzen (Basidiomyceten). Sowohl für Citizen-Scientists als auch für professionelle MykologInnen ergibt sich ein faszinierendes Betätigungsfeld, zumal sich die für die Bestimmung benötigte Fachliteratur in den letzten Jahren ganz wesentlich erweitert und verbessert hat.

Zahlreiche der in Europa beheimateten ExpertInnen für Schlauchpilze sind Amateur-MykologInnen. Einige von ihnen stellen ihre über Jahrzehnte lang erarbeitete Expertise der Dokumentation der Schlauchpilze für die Allgemeinheit zugänglich kostenfrei im Internet zur Verfügung – ein besonders wertvoller Beitrag zur Erforschung der Biodiversität, der gar nicht genug wertgeschätzt werden kann.

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit von Irmgard Krisai-Greilhuber mit Christian Apschner

 

Du möchtest auf Fotosafari gehen? Die Österreichische Mykologische Gesellschaft dokumentiert mit zahlreichen PilzfreundInnen und Institutionen österreichweit und darüber hinaus bestätigte Funde, die sicher auf Artniveau bestimmt wurden: https://www.pilzdaten-austria.eu/#tax/319405

Weiterführende Links:

Zur Bestimmung der heimischen Kelchbecherlinge: https://www.zobodat.at/pdf/JoanBot_01_0005-0026.pdf

Zum Thema Ascomyceten allgemein:

https://in-vivo-veritas.de

https://asco-sonneberg.de

http://www.ascofrance.com

https://all-about-funghi.org/ascomycota/becherlinge-discomyceten/

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