Welche Schrecken singen als Erste? Warum sind Flechten nie Single? Und warum sind Dickkopffalter so schwer zu fotografieren? Antworten darauf haben wir bei einer Exkursion ins Tal der Schmetterlinge im Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen bekommen.

Trotzdem die letzten Tage kalt und nass waren, ist Thomas Frieß guter Dinge, dass wir zumindest ein paar tagaktive Schmetterlinge sehen werden. Schließlich geht es in das Naturdenkmal Spitzenbachklamm bei St. Gallen. Und das ist auch bekannt als „Tal der Schmetterlinge“. Als Beweis für seine Zuversicht hat Thomas jedenfalls zwei große Fangnetze dabei.

 

16 Leute sind wir, die sich um 9.00 Uhr vor dem Gemeindeamt eingefunden haben. Thomas, der die von der Naturschutz Akademie Steiermark angebotene Exkursion leitet, ist studierter Biologe. Mit dabei ist heute auch Harald Komposch, ein studierter Botaniker (er ist zudem der Kartierer von Blühendes Österreich, schützenswerte Flächen werden von ihm analysiert). Geballte Kompetenz also, die sich für uns lohnen wird. Das sind die 10 spannendsten Dinge, die wir von der Exkursion in die Spitzenbachklamm mitgenommen haben:

1. Welche Schrecken als Erste singen

Thomas zeigt der Gruppe wie eine Grippe zirpt

Kurz nachdem wir den Ortskern verlassen, macht uns Thomas auf das laute Zirpen rundum aufmerksam: „Was ist das?“ Das ist einfach: Grillen, oder? „Und warum kann es keine andere der 140 Schrecken-Arten sein, die es in Österreich gibt ...“, hackt Thomas nach. Das ist schon schwieriger. Thomas klärt uns auf. Grillen sind die einzigen Heuschrecken, die als Larve überwintern und daher im Frühjahr bereits geschlechtsreif sind. „Singen“ tun übrigens nur die Männchen – das mit ihren Flügeln und um Weibchen anzulocken.

2. Warum Käfer Fremden ein Bein reichen

Ein Rosenkäfer streckt ein Bein als „Opfergabe“ von sich

Wenige Meter weiter hat Thomas einen Rosenkäfer entdeckt, der eines mit Schmetterlingen gemeinsam hat. Auch er liebt Blumen und deren Nektar. Während Thomas uns den Krabbler zeigt, streckt dieser ein Bein in die Runde. Will er grüßen? Nein, er hält uns für Fressfeinde und opfert lieber eine Gliedmaße als seinen ganzen Körper. „Opfergabe“ nennt man das. Ähnlich machen es auch Zauneidechsen wie wir später erfahren werden. Statt sich selbst geben diese lieber ein Stück ihres Schwanzes auf.

3. Dass Feuersalamander prickelnd bevorzugen

Junger Feuersalamander in einem Becher

Langsam wird es „klammig“. Die Bergwände rücken näher und das Rauschen des Bachs wird immer lauter. Ein kleineres Rinnsal lässt Thomas innehalten. Im etwas trüben Wasser hat er etwas entdeckt, das wir sicher übersehen hätten. Es sind drei junge Feuersalamander. Warum Thomas das so genau weiß? Feuersalamander sind die einzigen Amphibien, die in fließendem Gewässer aufwachsen. Alle anderen – Kröten, Frösche, Unken –, bevorzugen stilles Wasser.

4. Warum die Spitzenbachklamm „Tal der Schmetterlinge“ heißt

Eingang zur Spitzenbachklamm

Endlich! Der erste Schmetterling. Es ist ein Schwalbenschwanz, den einige an seiner hübschen Färbung erkennen. Zeit also, dass Thomas uns erklärt, warum die Spitzenbachklamm „Tal der Schmetterlinge“ heißt und sogar als Naturdenkmal geschützt ist: „Zu verdanken ist das dem Naturforscher Herbert Kerschbaumsteiner, der in St. Gallen auch Lehrer war. Er hat mit Freunden hier weit mehr als 400 verschiedene Arten dokumentiert.“ Darunter finden sich Schmetterlinge, die sogar europaweit geschützt sind und einige Besonderheiten wie der Große Schillerfalter, der Goldene Scheckenfalter oder der Gelbringfalter.

5. Was eine Klamm zur Klamm macht

Bild der Spitzenbachklamm

Stellt sich die Frage, woher diese Artenvielfalt gerade hier kommt. Es sind die besonderen klimatischen Gegebenheiten. Denn eine Klamm zeichnet sich aus durch einen feuchtkühlen Talgrund und dadurch, dass sie „sich immer ein bisschen dreht“, so Thomas. Der daraus resultierende häufige Wechsel von Sonnen- und Schattenseiten fördert eine vielfältige Flora und Fauna. Auf– im wahrsten Sinne des Wortes – engem Raum finden so wärmeliebende Pflanzen und Tiere ebenso ein Zuhause wie solche, die es lieber kühler haben. Thomas: „Das zeigt sich ganz stark bei den Schmetterlingen, wo wir in der Spitzenbachklamm alpine Arten finden, ebenso wie subalpine und sogar wärmeliebende Arten.“

6. Warum Flechten nie Single sind

Schwefelgelbe Flechten auf einem Felsen

Je höher wir kommen, umso karger und felsiger wird die Landschaft. Gelbe Flecken am Gestein erregen unsere Aufmerksamkeit. Gut, dass wir einen Botaniker dabei haben. „Das sind schwefelgelbe Flechten. Die kommen nur dort vor, wo sie keiner direkten Beregnung ausgesetzt sind,“ verrät uns Harald Komposch. Und: „Flechten sind immer zumindest zu zweit. Sie bestehen stets aus einer Pilzart, die mit Algen und, oder Cyanobakterien – das sind Bakterien, die Fotosynthese betreiben – eine Symbiose bildet.“ In dieser Partnerschaft sorgt der Pilz für die Verbreitung am Fels, für Wasser und Nährstoffe von draußen. Die Alge oder das Bakterium produziert dafür Zucker, den wiederum der Pilz braucht.

7. Wie ein Profi Schmetterlinge bestimmt

Thomas hält einen Schmetterling

Während Harald noch spricht, holt Thomas mit dem Kescher aus und hat einen kleinen Falter gefangen. Als Biologe darf er das und weiß auch, wie man es richtig macht: „So, dass man die Flügel möglichst nicht berührt.“ Thomas hält den Körper des Falters ganz vorsichtig und so, dass er Ober- und Unterseite der Flügel gut erkennen kann: „Die Bestimmungsmerkmale befinden sich sehr oft auf beiden Flügelseiten und so sehe ich alle vier Seiten, ohne den Schmetterling zu verletzen.“

8. Dass Falter auch ohne Schuppen fliegen

Schmetterlinge am Boden sitzend

Von einer Nachahmung wird uns natürlich abgeraten. Aber was tust du, wenn du einen Falter befreien willst, der hinter dem Fenster gefangen ist? Kein Problem. Selbst, wenn er dabei ein paar Schuppen verliert. Denn, so Thomas, Schmetterlinge verlieren auch in der Natur Schuppen und können trotzdem fliegen. Daher sehen einige Schmetterlinge bisweilen auch etwas ramponiert aus. Vor allem am Ende der Flugsaison. Das liegt daran, dass die Schuppen nicht nachwachsen. Und vielleicht auch am eigenwilligen Flugstil dieses Falters ...

9. Welche Tiere im Gebirge schwarz tragen

Foto eines Waldbrettspiels

Etwas eigenwillig ist auch der kleine Mohrenfalter unterwegs, der uns am Rückweg begegnet. Wegen seiner markanten orange Flecken gehört er zu den Augenfaltern. Sonst ist er aber dunkel gefärbt, fast schwarz. Thomas weiß warum: „Das nennt man Gebirgsmelanismus und ist eine Anpassung an das Klima im Gebirge.“ Denn schwarz macht bekanntlich nicht nur schlank, sondern speichert auch Wärme besser. Daher bevorzugen wärmeliebende Tiere im Gebirge einen dunklen Teint. Auch das Waldbrettspiel auf dem Foto.

10. Dass Dickkopffalter besonders gut hören

Schmetterling auf einer Blüte

Und noch ein Schmetterling kreuzt unseren Rückweg: ein Dickkopffalter. Ihren Namen verdanken sie ihrem relativ großen Kopf. Das schmeichelt dem Falter zwar nicht gerade, dafür hat er ein umso feineres Gehör, weiß eine Teilnehmerin der Gruppe. Wir wussten das nicht, aber erklärt uns, warum diese Schmetterlinge besonders schwer zu fotografieren sind. Apropos: Noch einen Tipp haben wir fürs Fotografieren von Schmetterlingen mitbekommen. Bei Sonnenschein sind Schmetterlinge aktiver, bewölktes Wetter ist daher oft besser, um Schmetterlinge auch vor die Linse zu bekommen.

Naturerlebnis Spitzenbachklamm:

Enge Schluchten und hohe Wasserfälle darf man sich in der Spitzenbachklamm nicht erwarten. Trotzdem ist das Naturdenkmal Spitzenbachklamm nicht weniger spektakulär.

Die 2,5 Kilometer lange Klamm ist durchgehend über einen Forstweg begehbar. Das macht sie sogar mit einem Kinderwagen befahrbar. Ein Besuch kann – über Teufelskirche und Sonntagskogel – außerdem zu einem Rundweg ausgedehnt werden. Der dauert natürlich länger und ist nicht mehr kinderwagentauglich.

Im nächsten Jahr erwartet Besucher zudem ein neuer Naturerlebnisweg. Das Projekt trägt den Titel „Tal der Verwandlung“ und wird in neun „Zeitensprüngen“ die Entwicklung der Menschheit und die Veränderung der Landschaft erklären.

Weitere Informationen zur Spitzenbachklamm findest du HIER

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