Teilweise eignen sich die Flächen in der Region nach wie vor sehr gut für die Landwirtschaft. Doch gerade in den letzten Jahren, in denen die Klimaextreme stärker geworden sind, nehmen die Niederschläge ab und der Boden trocknet aus. „An manchen Stellen hatten wir keine Erträge mehr. Da habe ich mir gesagt, ich muss diese Fläche anders nutzen“, erklärt Christian Danter. Ihm kam der Gedanke, den ursprünglichen Zustand der Böden wiederherzustellen. „Denn das alles hier war einmal ein richtiges Moor. Da gab es früher sogar Birkhühner.“ Der Hof von Danter befindet sich in einer der milchstärksten Gegenden Österreichs. Mit seinem Projekt ist er Vorreiter in der Region und möchte anderen zeigen, was möglich ist. „Intensive Landwirtschaft kann mit Renaturierung und Naturschutz Hand in Hand gehen. Man muss es nur richtig angehen“, ist Danter überzeugt. Von dieser Einstellung hat er einige seiner Nachbarn überzeugt, die ebenfalls Flächen zur Verfügung gestellt haben. Insgesamt handelt es sich um 17 Hektar zusammenhängendes Land, das für den Naturschutz genutzt werden sollen und relativ ungestört sind. „Wir Menschen leben von der Natur und durch die Natur. Ich will daher etwas zurückgeben“, meint Danter überzeugt.
Unterstützung und Gegenwind
Es ist aber gar nicht so einfach, solche Projekte wirklich umzusetzen, denn natürlich kostet das alles Geld und erfordert viel Arbeit und gute Netzwerke. „Zum Glück habe ich einige Sponsoren gefunden. Der Oberösterreichische Landesjagdverband sponsert 1.500 Bäume. Das Setzen der Pflanzen übernimmt dankenswerterweise die Landwirtschaftsschule Vöcklabruck als Projektarbeit. Und das Land OÖ unterstützt uns bei der Finanzierung der Teiche.“ Dennoch fehlen nach wie vor Gelder. Aber Danter ist zuversichtlich, dass er noch weitere Unterstützung auftreiben wird. Auch mit Gegenwind unter Kolleg:innen hat er zu kämpfen. „Manche Landwirte sagen, wir würden die Arbeit unserer Großväter vernichten. Diese haben mit viel Geld und Zeit die Flächen drainagiert und fruchtbar gemacht. Und wir machen das wieder rückgängig“, erzählt er. „Aber tatsächlich ist es doch so, dass wir die Flächen, die nicht so ideal sind für die Landwirtschaft, der Natur zurückgeben. Dadurch haben wir auf den bewirtschafteten Flächen wesentlich mehr Erträge.“ Ein Gewinn für die Natur und für die Landwirtschaft.

Wasser als Geschenk an die Natur
Was Christian Danter der Natur zurückgibt, ist Wasser. „Ich habe mich für Löcher mit Wasser entschieden, weil dieses Element hier schon immer da war. Man muss nur graben und das Wasser kommt wieder.“ Erste Probebohrungen vor drei Jahren haben gezeigt, dass das Wasser in den Tümpeln nicht versickert, was eine ideale Voraussetzung war. „Leben kann dort entstehen, wo Wasser ist. Wir haben Böden, die keine großen Erträge liefern, und wir haben Wasser.“ Eine solche wasserreiche Landschaftsstruktur ist etwas Besonderes für die nähere Umgebung, weiß auch Claudia Arming, Botanikerin und Landschaftsplanerin. Sie begleitet und berät Danter von Beginn an. „Wir haben hier einen generellen Mangel an Kleingewässern. Das sehen wir zum Beispiel bei den Amphibienerhebungen“, erklärt Arming. Teich und Ufer sollen aber nicht in erster Linie den Amphibien dienen. Der Lebensraum ist vor allem für die stark gefährdete Bekassine gedacht, deren Bestände seit Jahren immer mehr schrumpfen und die hier gerne die Winter verbringt. Auf dem Speisezettel der Bekassine stehen Würmer, Schnecken, Insekten, Larven, Krebstierchen und andere Kleintiere. Sie stochert mit ihrem langen Schnabel tief im feuchten Boden oder Schlamm. „Wir wollen mit diesen neu geschaffenen Feuchtlebensräumen die Bekassine zum Bleiben einladen“, sind sich Arming und Danter einig. Deshalb sind die Becken auch flachgestaltet und haben breite Ufer mit weichem Untergrund, in dem die Bekassine mit ihrem Schnabel stochern kann.
Ein echtes Vogelparadies zum Verweilen
Die flachen Ufer sollen zudem das Mähen erleichtern, damit hier kein Gebüsch wächst. Denn einer der Gründe, warum das Projekt überhaupt ins Leben gerufen wurde, waren die Vögel. Es gab in der Gegend schon immer interessante ornithologische Sichtungen. Zum Beispiel brüten hier noch die selten gewordenen Feldlerchen. Außerdem liegen die Flächen in einem wichtigen Verbreitungsgebiet von Rotmilan und Schwarzmilan. Im Winter kommen unterschiedliche fliegende Gäste zu Besuch. Vor ein paar Jahren wurde eine Sumpfeule gesichtet, aber auch der Brachvogel ist hier im Frühling regelmäßig anzutreffen und könnte in Zukunft das ganze Jahr lang bleiben. Was dieses Gebiet für die unterschiedlichen Vogelarten so attraktiv macht, ist das fehlende Gehölz. Es wachsen kaum allein stehende Bäume oder Hecken, wo sich Beutefänger wie Sperber oder Füchse verstecken können. Die flache Gegend bietet auch ein gutes Nahrungsangebot für Vögel. Die Feldlerchen profitieren darüber hinaus von der späten Mahd im Herbst, wodurch sie ungestört brüten können. Der erste Teich ist noch ganz frisch. Das Leben muss sich hier erst wieder ansiedeln. Weitere fünf Becken folgen nach dem Sommer. „Wir haben das Baggern unterbrochen, weil die Feldlerche zu brüten begonnen hat. Es macht natürlich keinen Sinn, dass wir einen Lebensraum für die Bekassine schaffen und gleichzeitig die Feldlerche vertreiben“, sagt Arming. Mit der Zeit wird sich die Natur diesen Raum zurückholen und wenn alles so läuft wie erhofft, wird auch die Bekassine hier erneut eine Heimat finden. „In der Pflanzenwelt kann ich die Renaturierung besser steuern. Für die Tiere ist das immer nur ein Angebot. Die Bekassine wird selbst entscheiden, ob es ihr hier gefällt.“ Was sicher ist: Die neu gewonnenen Feuchtlebensräume werden Organismen anziehen, die sich hier wohlfühlen. Der ebenfalls sehr seltene Ameisenbläuling ist bereits als Gast gesichtet worden. Christian Danter ist zufrieden: „Ich freue mich schon auf alle Arten, die noch kommen werden.“
