Ein Besuch in der Wurzelarena am Rande Wiens offenbart nicht nur das geheime Leben der Wurzeln. Er wird auch zu einer unerwarteten Reise. Angeführt von einem Bionauten bringt sie uns zwar nicht bis zum Mittelpunkt der Erde, dafür aber in die Tiefen der Marchfelder Schwarzerde. Was ein paar Quadratmeter Boden so alles erzählen und warum wir ihn nicht mit Füßen treten sollen.

Unsichtbares wird sichtbar

Christophorus Ableidinger führt an diesem frühsommerlich warmen Nachmittag durch die Arena. Er ist einer von insgesamt 21 Personen, die bei der Bioforschung Austria arbeiten. Und damit ein Bionaut: Jemand, der die Vorteile biologischer Landwirtschaft und all sein Wissen darüber einer möglichst breiten Öffentlichkeit nahebringen möchte.
Dazu zählen neben LandwirtInnen und ForscherInnn auch Laien – so wie ich und einige andere BesucherInnen, die jetzt staunend vor drei insgesamt 3 x 2,5 Meter großen Glasscheiben stehen. Immerhin bekommen wir da einen Blick auf das serviert, was sich sonst im Verborgenen unter der Erde abspielt.

„Christophorus Ableidinger ist ein Bionaut – jemand, der die Vorteile der biologischen Landwirtschaft einer breiten Öffentlichkeit nahebringen möchte.“

Wurzeln von Kopf bis Fuß

Über unseren Köpfen liegt die Grasnarbe. Dort strecken kleine Winterhafer-Pflanzen ihre Blätter der ersten Frühlingssonne entgegen. Dazu steht ein – abgestorbenes –Nussbäumchen. Es durfte drei Jahre lang wachsen, danach musste es im Dienste der Wissenschaft sterben: „Wäre es lebendig geblieben, hätten andere landwirtschaftliche Kulturpflanzen neben ihm keine Chance gehabt“, erklärt Christophorus Ableidinger. „Es wäre binnen Kürze das einzige Wurzelschauobjekt unserer Arena geworden.“

Vor unserer Nase bahnen sich haarfeine bis fingerdicke, schwarze, gelblich-braune und leuchtend weiße Wurzeln ihren Weg durch die dunkle Schwarzerde. In der Fachsprache wird sie auch Tschernosem genannt. Dieser Bodentyp gehört weltweit zu den fruchtbarsten, er bildet sich unter bestimmten Bedingungen auf kalkreichen Lockermaterialien wie Löss, oder wie hier in der Wurzelarena, auch über Auboden.

Zu unseren Füßen zieht sich ein Schotterband durch den Boden, das auf eine Überschwemmung hinweist, die es hier vor vielen Jahren einmal gegeben hat.

Reise durch die Zeit

Aber zurück ins Hier und Jetzt. Oder vielmehr in die Zukunft. „Der Nussbaum hat es zwar nicht geschafft“, meint Christophorus Ableidinger, „seine Pfahlwurzel wird in der Arena aber wohl noch lange nach meiner Pensionierung zu sehen sein.“ Jedenfalls wird in 20-30 Jahren unter der Erde noch erkennbar sein, wo einst ein Baum war. Eröffnet wurde die Wurzelarena 2013 mit dem Nussbaumkeimling, Kartoffeln, Radieschen, Rettich und Roten Rüben – ihr Wurzelkanal ist heute noch zu erkennen.

Wurzel im Pelz

Der Winterhafer hatte also schon so einige Vorgänger. Christophorus Ableidinger experimentiert nämlich gerne: Spinat, Rettich, Mais, Weizen, Roggen, Käferbohnen, Sonnenblumen, Zwiebeln, Knoblauch und Soja hat er hier schon angepflanzt. Aber zurück zu den vielen Wurzeln vor unserer Nase. Sind sie fein, weiß und tragen sie einen „Pelz“, sind sie frisch. Stirbt die Pflanze ab, verrotten die Wurzeln langsam. Sie werden zuerst gelblich, dann bräunlich. Nur Rote Rüben Wurzeln sind auch lebendig schwarzrot, und die vom Nussbaum braunschwarz – nur die 3 mm lange Wurzelspitze ist weiß.

Gesucht: Frühlingsregen für Wurzeln mit Tiefgang

Wir vergleichen jetzt den im November gepflanzten Winterhafer mit dem von Ende Februar – oder vielmehr dem, was sich unterirdisch abspielt. Der eine hat sich schon in eine Tiefe von 1,20 Meter vorgearbeitet, der jüngere ist erst bei 20 Zentimetern. „Vor dem Winter angebaute Kulturen können die Winterfeuchtigkeit besser nutzen“, erklärt Christophorus Ableidinger, „das ist in Zeiten des Klimawandels besonders wichtig, da in den letzten Jahren die Frühlingsregen immer weniger wurden.“ Nebenan ist auch ein Korn zu sehen. Es dürfte durch einen Regenwurmkanal nach unten gerutscht sein, vermutet Christophorus Ableidinger.
Die Tiefe, in die Wurzeln reichen, überrascht – und zwar nicht nur uns Laien. „Einmal hab’ ich einen Gemüsebauern nach seiner Schätzung gefragt, wie tief die Wurzeln einer Zwiebel reichen“, sagt Christophorus Ableidinger. „Er hat 30 cm geschätzt, dabei reichen sie weit über einen Meter tief in die Erde.“

Von Löchern im Boden

Das mit den Löchern ist so eine Sache. Der Boden besteht zur Hälfte aus ihnen – und sie sind sehr wichtig für seine Qualität. Im Idealfall sind 25% des Bodenvolumens Luft und 25% Wasser. Pflanzenwurzeln brauchen die Luft zum Atmen, das Wasser für den Durst, die Nährstoffe holen sie sich aus dem Boden. Grobe Poren sorgen dafür, dass Wasser in den Boden einsickert und er belüftet wird. Kleine Poren in einer Größe von 20-70 Mikrometern speichern das Wasser – die sehen wir hier natürlich trotz Glasscheibe nicht. In sie können die Wurzeln aber noch eindringen, um sich mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen.

Den Boden nicht mit Füßen treten

Fährt man mit zu schweren Ackerfahrzeugen bei zu feuchtem Boden ins Feld, werden gerade diese Poren geschädigt und der Boden wird verdichtet. Mechanische Lockerung durch Agrartechnik hilft da wenig. „Nur der Bewuchs mit Pflanzen, ein aktives Bodenleben und die Fruchtfolge mit bodenschonenderen anderen Kulturen können diese Schäden wieder beheben“, meint Christophorus Ableidinger. „Deshalb ist biologische Düngung mit Kompost und der Anbau von Gründüngung – beides Futter fürs Bodenleben – so wichtig für die Fruchtbarkeit der Böden.“

In einem Hektar Boden leben 15 bis 25 Tonnen Lebewesen – diese brauchen natürlich Futter, um den Boden krümelig und fruchtbar zu halten.

Die Schatten über der Wurzelarena werden langsam länger und die Frühlingssonne verschwindet hinter den kahlen Baumkronen, auf denen ein Falke über das Areal der Bioforschung Austria wacht. Nach dieser Führung mit dem Bionauten Christophorus Ableidinger werde ich den Boden, über den ich täglich gehe, jedenfalls mit anderen Augen sehen. Nicht mit Röntgen-, aber dafür mit ein bisschen mehr Durchblick.

(Autorin: Julia Kropik)

Ab in den Garten der Vielfalt!
Ein Besuch bei der Bioforschung Austria lohnt sich nicht nur wegen der Wurzelarena. Gleich nebenan liegt der mit viel Liebe angelegte „Garten der Vielfalt“. Derzeit wachsen dort auf Schauparzellen unterschiedliche Winterkohl- und Getreidesorten. Im Lauf des Jahres werden außerdem noch Wassermelonen, Paradeiser, Paprika und Chiliraritäten sprießen. Der Garten der Vielfalt zeigt – dank der Arbeit der Bionauten – wie man Natur in den Garten holt: Schauparzellen zur Wildbienenförderung, Hecken, Totholzobjekte, Brachen, Wiesen, Teich und Trockenbiotop lassen es ordentlich summen und brummen. Nicht umsonst kommen 29 % der Wiener Wildbienenarten am Gelände der Bioforschung Austria vor.

Aktiv werden! Folgende Veranstaltungen gibt es zum Thema Boden:

Führungen Garten der Vielfalt und Wurzelarena der Bio Forschung Austria (10. Mai, 7. Juni, 5. Juli und 9. August 2019)

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