Ein Dienstagnachmittag voller Nähe zur Natur und Erholung mitten in Wien: Im Rahmen einer Biberexkursion in den Donauauen wird mir wieder bewusst, dass alles in der Umwelt seinen Sinn hat.

Der Biber muss nicht selten herbe Kritik einstecken. Von Fraßschäden an Nutzholz und Feldfrüchten, der Vernässung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen bis hin zu Nutzungskonflikten an Freizeitanlagen – immer wieder steht der pelzige Nager ungewollt im Rampenlicht.

Dass der Biber so viel mehr ist als ein Störenfried, das weiß Mag. Silke Dorner vom Nationalpark Donauauen. Sie beschäftigt sich schon seit ihrem Studium mit dem Biber und ist fasziniert von ihm. Die Faszination für diesen meist zu Unrecht kritisierten Teil des Ökosystems möchte sie uns heute näherbringen.

 

Wissenswertes über den Biber in der Waldschule

 

Gleich zu Beginn unserer Exkursion, klärt uns Silke darüber auf, dass der Biber keine Schuppen an seiner Kelle (also seinem Schwanz) hat. Vielmehr sind dies Hautrillen, wie man es von unseren Fingerkuppen kennt.

Die Kelle ist ein nützliches Steuerinstrument beim Schwimmen und wird vom Biber auch zum Warnen der Artgenossen vor Bedrohungen benutzt. Hierfür schlägt er mit der Kelle auf das Wasser und erzeugt so ein lautes Platsch-Geräusch.

Halloween steht vor der Tür – passend dazu zieht Silke plötzlich einen Zahn aus einem Biber-Totenschädel, den sie uns zur Veranschaulichung mitgebracht hat. Biberzähne wachsen ein Leben lang, sie sind gebogen und haben keine Wurzel. Damit der Biber sich nicht mit seinen eigenen Zähnen verletzt, muss er sie immer wieder abschleifen – mit ein Grund wieso er so gerne auf Bäumen herumkaut.

Den Kindern unter uns Teilnehmern fällt sofort die etwas längere Kralle an den Hinterfüßen des Bibers auf. Silke erklärt, dass er diese als „Kamm“ verwendet, um sein üppiges Fell zu pflegen. Zudem legt er großen Wert auf gesunden Glanz – daher werden die Haare regelmäßig mit Bibergeil, einem Sekret aus den Drüsensäcken des Bibers, eingefettet. Scherz beiseite – so eitel ist der Biber gar nicht: Die regelmäßige Pflege mit Bibergeil dient vielmehr dem Schutz vor Nässe. Das Fett sorgt dafür, dass das Wasser nicht am Fell haften bleibt.  

Die „magischen“ Kräfte des Bibergeils: Der Beginn eines Leidenszugs für den Biber

Um die positiven Eigenschaften des Bibergeils weiß leider nicht nur der Biber, klagt Silke – vielmehr entdeckte auch der Mensch, dass das Sekret nutzbar sein könnte. Da dem Bibergeil oder „Castoreum“ heilsame Kräfte nachgesagt wurden, wog man es noch vor etwa hundert Jahren mit Gold auf. Man sprach ihm zudem eine aphrodisierende Wirkung zu.

Die bräunliche, hormon- und fetthaltige Substanz wird in zwei hühnereigroßen Drüsensäcken gebildet. Der Biber nutzt sie neben der Fellpflege auch zur Markierung seines Reviers.

Da der Mensch das Bibergeil und den Pelz des Tieres ebenfalls vielseitig verwendete und daher intensiv Jagd auf ihn machte, galt der Biber bei uns 1869 als ausgerottet.

Dank Artenschutzmaßnahmen und Wiederbesiedlungsprojekten leben mittlerweile wieder um die 200 Tiere in Österreich.

Biberexkursion in den Donauauen: Hier ist der Biber los

Versorgt mit so viel neuem Wissen machen wir uns auf, um den natürlichen Lebensraum des Bibers zu erkunden. Die feuchten Gebiete in den Donauauen bieten optimale Bedingungen hierfür: Er findet hier genügend Wasser, Nahrung und Ruhe. Im Nationalpark lässt man ihm Raum zum Gestalten, durch seine Tätigkeit beeinflusst der Biber auch die Lebensräume anderer Tierarten in der Au. Er beeinflusst nicht nur – der Biber verbessert zudem die Lebensbedingungen für Fischotter, Schwarzstörche und zahlreiche Amphibien- sowie Libellenarten.

Der Biber als Umweltschützer

Der Biber trägt außerdem eine Menge zur Renaturierung der Landschaft bei:

  • Durch seine Umgestaltungsmaßnahmen werden Wasserlebensräume vielfältiger und weisen mehr Biodiversität auf.
  • Feuchtgebiete werden reaktiviert oder neu geschaffen.
  • Der Bestand an Totholz, welches als Lebensraum vieler Tier- und Insektenarten dient, wird vergrößert.
  • Die Güte des Wassers wird durch die Baumaßnahmen des Bibers positiv beeinflusst, unter anderem filtrieren die durch die Fraßtätigkeiten des Bibers zum vermehrten Austreiben angeregten Bäume das Gewässer effektiver.

Mit einem Lächeln auf den Lippen spazieren wir die letzten Meter durch die wunderschöne Auenlandschaft des Nationalparks und erfreuen uns an der intakten, naturnahen Umgebung, die wir auch dem Biber zu verdanken haben.

Mein Fazit? Die Rückkehr des Bibers muss unterstützt und gesichert werden. Nur mit unserer Hilfe kann er weiterhin das tun, was er am besten kann: Als ökologisch agierender Landschaftsarchitekt Lebensräume erschaffen und erhalten. (Autorin: Eva Schober)

Hast auch du Lust bekommen, den Biber oder ein anderes Tier in seiner natürlichen Umgebung zu erleben? Ebenfalls einer Biberexkursion in den Donauauen teilzunehmen? Der Veranstaltungskalender von Blühendes Österreich mit tausenden Naturveranstaltungen verrät dir tagesaktuell, wann und wo du die Möglichkeit dazu hast.

 

 

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