Wusstest du, dass in Österreich rund 4.500 verschiedene Großpilz-Arten vorkommen und knapp die Hälfte davon in der Roten Liste gefährdeter Arten steht? Welche Bedeutung haben Pilze für die Biodiversität und was können wir tun, um Pilze zu schützen?

Pilze sind neben Bakterien, Pflanzen und Tieren ein eigenes Reich der Lebewesen. Sie sind extrem vielfältige in allen Lebensräumen unserer Erde gegenwärtige Organismen. In Österreich kommen etwa 16.000 verschiedene Pilzarten vor, davon sind 4.500 Pilze sogenannte Großpilz-Arten (Makromyzeten), also jene Pilze, die für unser Auge ohne Hilfsmittel sichtbar sind.

Die Inventur der Pilze

Die Österreichische Mykologische Gesellschaft veröffentlichte 2017 das Buch „Die Pilze Österreichs – Verzeichnis und Rote Liste 2016“. Eine halbe Million Pilz-Fundmeldungen waren die Basis dieses umfassenden Grundlagenwerks zur Erhebung der Gefährdungssituation der Pilze Österreichs. Durch ein fortlaufendes Monitoring, an dem sich auch viele Citizen-Scientists beteiligen, werden die Daten aktuell gehalten.

Fast die Hälfte der dokumentierten 4.500 Pilzarten musste in die Rote Liste aufgenommen werden. 391 Pilzarten gelten als stark gefährdet, 147 Pilzarten sind vom Aussterben bedroht, bereits ausgestorben oder verschollen.

Gut behütet? Die Lebensräume der Pilze

Um zu sehen, wie wir die Artenvielfalt der Pilze erhalten können, ist es wichtig die Lebensweisen und Lebensräume der Pilze zu betrachten.

Viele der gefährdeten Pilze sind auf ganz spezielle Lebensräume angewiesen. Zu den Lebensräumen mit einer besonders hohen Anzahl von Pilzen der Roten Liste zählen:

  • Urwälder 
  • Auwälder
  • Moorwälder
  • Magerwiesen 
  • Halbtrockenrasen
  • Hochgebirgsrasen

Auch alle naturnahen Laub-, Misch- und Nadelwälder sind ein Refugium für viele gefährdete Pilzarten. Oberste Priorität für den Pilzschutz hat somit die Bewahrung und die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume. 

Pilze haben eine enorm wichtige Bedeutung in allen Ökosystemen. Jede Pilzart erfüllt eine ganz spezifische Aufgabe in ihrem Lebensraum. Pilze zu schützen bedeutet in erster Linie deren Lebensräume zu erhalten. 

Sehr viele Pilzarten - vor allem Mykorrhizapilze, die in Symbiose mit verschiedensten Baumarten und Sträuchern leben - sind aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte an nährstoffarme Böden angepasst. Durch die Verbrennung fossiler Energieträger und durch landwirtschaftliche Düngung und Viehzucht werden riesige Stickstoffmengen frei und durch die Atmosphäre in alle Lebensräume verfrachtet. 

Dieses Überangebot an Nährstoffen (Eutrophierung) wird als eine der Hauptursachen für den Rückgang und Verlust vieler Pilzarten gesehen. 

Der Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energieträger und eine weitere Ökologisierung der Landwirtschaft sind nicht nur zur Abwendung einer Klima- und Biodiversitätskatastrophe, sondern auch zur Reduktion des in die Umwelt abgegebenen Stickstoffs und somit für den Schutz der Pilze unumgänglich.

Die meisten Lebensräume der Pilze weisen heute nur noch selten einen naturnahen Charakter auf. Neben der Erhaltung von Naturwaldreservaten wäre generell eine naturnahe Bewirtschaftung der Wälder z.B. durch Einzelbaumentnahmen (Plenterwirtschaft) anstatt Kahlschläge wichtig.

Dabei sollten auch immer wieder einige alte Bäume im Wald belassen werden um ihre natürliche Altersgrenze erreichen zu können und dann als abgestorbene Stämme im Wald zu verbleiben. Damit können die Lebensräume saprobiontisch lebender Pilze erhalten werden, also jener Pilze, die sich von toter organischer Materie wie Holz ernähren, diese Stoffe in ihre Bestandteile zerlegen und sie für nachfolgende Organismen sowie zur Humusbildung verfügbar machen.

Diese Zusammenhänge zeigen, wie wichtig es ist, von politischer Seite umgehend die entsprechenden Rahmenbedingungen für den Arten-, Klima- und Biodiversitätsschutz umzusetzen.

Eine grundlegende Veränderung unserer Wirtschaftsweisen und unseres Konsumverhaltens ist der Schlüssel für die Erhaltung der Biodiversität und auch für den Schutz der Pilze.

 

Ästiger Stachelbart - hericium-coralloides

So kannst du den Pilzen helfen:

Doch auch als SpaziergängerInnen, PilzsammlerInnen oder GartenbesitzerInnen haben wir die Möglichkeit, etwas zum Schutz der Pilze zu tun. Hier bekommst du einige Tipps:

  • Wenn du Speisepilze findest, entnimm die Pilze behutsam aus dem Boden und lasse immer auch einige Exemplare zum Aussporen im Wald. Dies hilft der Ausbreitung der Pilze und somit der Erhaltung der Vorkommen von Speisepilzen.
  • Unbekannte Pilze in der Natur einfach in Ruhe lassen, niemals umtreten oder zerstören. Jeder einzelne Pilz hat eine ganz spezielle Aufgabe im jeweiligen Ökosystem und ist Wohnung und Nahrung für zahllose Kleintiere.
  • Findest du unbekannte Pilze, dann kannst du sie fotografieren und in den Pilzfinder stellen oder ein Einzelexemplar entnehmen und zur Pilzberatung bringen. Wir helfen dir bei der Bestimmung. Vielleicht könnte es ein Pilz der Roten Liste sein, den du gefunden hast?
  • Viele Pilzarten freuen sich über naturnahe Gärten. Die Verwendung von Kunstdünger und Spritzmitteln tötet die meisten Pilze ab. Mit etwas Ausdauer und Glück lassen sich auch im eigenen Garten seltene Pilzarten der Roten Liste finden und beobachten.

Pilze zu beobachten und dokumentieren ist eine wunderbare Möglichkeit die komplexen Zusammenhänge der Natur verstehen zu lernen, sich von ihrer Schönheit faszinieren zu lassen und gleichzeitig zum Pilz-Artenschutz beizutragen.


Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit von Irmgard Greilhuber mit Christian Apschner

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Wer kann WanderführerIn werden?

  • Alle Interessierten jeden Alters 
  • Personen aus allen österreichischen Bundesländern und dem Ausland
  • Personen, die in unterschiedlichen Berufen mit Gruppen wandern wollen: Ehrenamtliche in alpinen Vereinen, HotelmitarbeiterInnen, LehrerInnen, FreiberuflerInnen, etc.

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Was lernt man im Grundmodul?

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