Ein tief verschneites Tal. Geheimnisvolle Spuren und Fährten wilder Tiere. Geschichten, die am Waldboden liegen. Und am Ende wartet ein geflügelter Fuchs. Ein Tag beim Spuren- und Fährtenlesen mit dem Alpenverein.

„Wer Spuren und Fährten liest, der sammelt Geschichten ein“, sagt unser Guide Tom von der Alpenverein-Akademie, dem fast nie kalt ist. Er beugt sich tief über eine Spur im glitzernden Schnee, pustet, schnuppert, und späht dann in den Wald hinein, wo sich die Fährte verliert. Hier im märchenhaft tief verschneiten Grünau im Almtal sieht es so aus, als könnten das besonders gute Geschichten werden.

Vorausgesetzt meine Hände und Zehen spielen die nächsten Stunden mit. Es ist nämlich klirrend kalt an diesem Samstagmorgen und als Spuren- und Fährtenleser kommt man nicht unbedingt schnell voran. Bei Wildtieren geht dieses Tempo als Energiesparen durch: eine ihrer Taktiken, um durch die frostige Zeit zu kommen. Wenn man das weiß, lassen sich Fuchs- und Hundefährten auch gleich viel besser voneinander unterscheiden. Ein Fuchs würde niemals so viele unkoordinierte, kreuz und quer verlaufende Spuren hinterlassen, wie ein Hund. Kostet einfach zu viel Energie, und schließlich wartet im Fuchsbau ja kein gut gefüllter Fressnapf. „Die Tiere sind unsere Lehrer“, meint Tom, „sie zeigen uns, wie man hier draußen überlebt.“

Trittsiegel studieren und Angsthasen entlarven

„Spur“ und „Fährte“ werden oft synonym verwendet. Genau genommen gilt aber die Spur als das einzelne Trittsiegel des Tiers und die Fährte ist der Verlauf dieser Siegel – sozusagen das große Ganze. Und so fordert uns Tom auch immer wieder auf, nach dem eingehenden Studium eines kleinen Abdrucks im Schnee einige Schritte zurückzugehen, um das Gesamtbild zu beobachten. Wie verläuft die Spur? Ist das Wildschwein gemütlich dahingetrottet, hatte es das Reh vielleicht eilig? Wo hat das flinke Eichhörnchen gezaudert und der Fuchs Witterung aufgenommen? Wo lassen Trippelspuren erkennen, dass es der Hase plötzlich mit der Angst zu tun bekam?

Spuren spüren: eine emotionale Sache

Genau das ist es auch, was Tom mit den Geschichten meint. „Was wir hier machen“, sagt er, während wir andächtig einer Mäusespur im dichten Tannenwald folgen, „ist ja nur ein ganz kleiner Teil des eigentlichen Spuren- und Fährtenlesens.“ Wir untersuchen mit unseren Sinnesorganen, vor allem Augen und Nase, gewisse Spuren. Dazu gehören neben den klassischen Trittsiegeln auch Gewölle, Fege- und Fraßspuren und natürlich die Hinterlassenschaften der Tiere – in der Jägersprache Losung genannt.

"Den Geruch von Fuchsurin vergisst man so schnell nicht mehr."

Wir interpretieren also all diese Spuren mit unserem Verstand, unseren Sachbüchern, und im besten Fall hilft auch ein großer Erfahrungsschatz. Bei den richtigen Spuren- und Fährtenlesern aber, sagt Tom, so wie zum Beispiel bei den Kalahari-Buschleuten, liefe das ganz anders ab. „Sie versetzen sich vielmehr in das Tier und seine Emotionen hinein.“ Denn eines sollte man nie vergessen:

„Am Ende der Fährte ist immer das Tier.“

Eine Ahnung davon wie das mit den Emotionen ist, bekomme ich, als ich bis zur Hüfte im Schnee versinke und nur mit Mühe wieder herauskomme. Wenigstens wird mir dabei warm. Während über unseren Köpfen einige kohlrabenschwarze Kolkraben aufgeregt ihre Kreise ziehen, stapfen wir weiter querfeldein. Wir haben die Fährte einer Hirschkuh aufgenommen – zumindest sind wir uns einigermaßen sicher, dass es eine ist.

Insidertipps für Nachwuchsfährtenleser
- Werden (bei Tauwetter) gerne verwechselt: Hirsch & Wildschwein, kleiner Hund & Fuchs, Luchs & Schneehase
- Füchse hinterlassen oft eine Fährte, die wie eine Perlenkette aussieht
- Frische Eichhörnchenspuren sehen aus wie Schmetterlinge

Die Kolkraben krächzen aufgeregt. Wir ahnen immer noch nicht, welche Geschichte wir hier gleich einsammeln werden. Dabei dachte Tom schon beim Anblick einer Mäuse-Losung und drei gestochen scharfen Wildschwein-Fährten am Forstweg – als Trophäe gab es eine Schweineborste –, dass es auf unserer Expedition nicht besser laufen könne. Ganz abgesehen vom stattlichen Adler, der schon seit geraumer Zeit in einer Baumkrone thront und nicht nur die Vogelfans unter uns in Entzücken versetzt.

Spuren lügen nicht

Dank der scharfen Augen und dem gutem Gespür unseres Guides finden wir nun am Ende der Fährte nämlich tatsächlich eine Hirschkuh. „Spuren lügen nicht“, sagt Tom. Ein Bein des armen Tiers steckt tief im Schnee und erklärt vielleicht auch seine Todesursache. Das Fell ist recht stattlich – alt und schwach sieht anders aus. Aber wie das so ist in der Natur: Nichts wird verschwendet. Andere Wildtiere haben sich schon daran gemacht, seine sterblichen Überreste zu verwerten. Es ist ja auch wirklich eisig kalt und da braucht jeder ordentlich Kalorien, um zu überleben.

Haubenmeise unter Verdacht

All das erklärt auch, warum die Kolkraben so aufgeregt waren. Aus sicherer Entfernung beobachten sie uns jetzt von einer kahlen Baumkrone herab und fragen sich wahrscheinlich, wer hier ihr Festmahl stört. Mutiger ist da schon eine winzig kleine Haubenmeise. Sie flattert schimpfend um uns herum, bis wir uns einige Meter zurückziehen. Dann landet sie auf den Überresten der Hirschkuh – und fängt an, mit ihrem Schnäbelchen daran herum zu picken. Die Mutmaßungen darüber, wie die Hirschkuh ihr Leben gelassen hat, nehmen in unserer Gruppe immer kühnere Wendungen. Und dann taucht da noch ein geflügelter Fuchs auf.

Das große Finale

Gerade als wir höchst zufrieden mit all den eingesammelten Geschichten zurück zum Almsee stapfen wollen, machen zwei von uns eine ganz besondere Entdeckung: Spuren eines Fuchses enden abrupt auf einer Lichtung. Links und rechts daneben sind die Abdrücke großer Schwingen zu erkennen. Ob hier ein Kolkrabe oder gar der Adler auf Fuchsjagd war, der noch immer irgendwo dort oben sitzt und uns beobachtet? Und wie war das nochmal mit den Emotionen?

Eines ist jedenfalls sicher: Das Almtal mit seinen Wildtier-Spuren ist voller Geschichten, die nur darauf warten, eingesammelt zu werden.

(Autorin: Julia Kropik)

Sammle deine eigenen Geschichten!

Wenn auch du Lust bekommen hast, dich auf die Suche nach wilden Geschichten zu machen: Bei der Wildtierbeobachtung mit Schaufütterung im Habachtal warten am Ende der Spur ganz bestimmt Hirsch, Reh & Co.

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