Was gibt es Erfrischenderes, als an einem drückend heißen Sommertag abzutauchen – und zwar tief hinein in einen Berg. Auf der Suche nach verborgenen Wassern entdecken wir in der Kreidelucke nahe des Nationalparks Kalkalpen genügsame Krebse, uralte Schnecken, einen Fledermausfriedhof und: Nix.
Es ist stockfinster und totenstill. Für ein paar Sekunden wenigstens. Dann schalten wir unsere Stirnlampen wieder an und tappen vorsichtig weiter über glitschigen Stein, noch tiefer hinein in den Bauch des Berges. Wir befinden uns in der Kreidelucke, einer Höhle im Dachsteinkalk des Toten Gebirges. Ihr Gangsystem erstreckt sich über insgesamt 1.160 Meter und sie zu betreten ist nicht ganz ungefährlich. Wegen der selten gewordenen Höhlentiere wie dem Höhlenflohkrebs oder dem Höhlenlaufkäfer, die in ihr zu Hause sind, steht die Kreidelucke außerdem unter besonderem Naturschutz. Dass wir nun trotzdem tief unter dem Gipfel des Kleinen Priel stehen und in die Finsternis lauschen, haben wir zwei Tatsachen zu verdanken: Die schützenswerten Fledermauspopulationen, die hier ihre Winterruhe halten, sind jetzt im Hochsommer ausgeflogen. Und außerdem begleitet uns der kundige Höhlenführer Heli Steinmassl auf unserer Tour durch das Naturdenkmal. Der fordert uns jetzt auf, uns ein Leben als Höhlenflohkrebs vorzustellen.