Schon einmal etwas vom Steingressling, vom Sterlet oder dem Schlammpeitziger gehört? In Österreichs Gewässern tummeln sich nach heutigem Wissensstand rund 60 heimische Fischarten. Noch ...

Denn so erfreulich diese geschuppte Vielfalt auf den ersten Blick anmuten mag, so dramatisch stellt sich die Bestandslage bei genauerer Betrachtung dar. 

Ganze 37 österreichische Fischarten, also mehr als die Hälfte, finden sich heute auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten.

Wie wir der Fischvielfalt unter die "Flossen" greifen können? Wie bei unseren bedrohten Schmetterlingen könnte ein landesweites wissenschaftliches Monitoring der Lebensweise und der Bestandsentwicklung gefährdeter Fischarten konkretere Maßnahmen zu deren Schutz einleiten.

Theoretisch. Denn in der Praxis stehen diesem die unterschiedlichen Interessen und Kompetenzen von Bundes- und Länderpolitik, Wirtschaft, FischerInnen und ArtenschützerInnen im Wege.

Dazu brauchen die stummen Fische deine Stimme: Die Öffentlichkeit muss ein Bewusstsein in Bezug auf die Ursachen für das allgemeine Artensterben, von dem auch Insekten und Vögel massiv betroffen sind, entwickeln – denn nur was man kennt, liebt und schützt man! 

Fische vor den Vorhang: Damit unter Wasser nicht gähnende Leere herrscht und die Fische nicht leise sterben, stellen wir dir 10 gefährdete Fischarten vor, die entweder schon vom Aussterben bedroht (CR - Critically Endangered) oder zumindest stark gefährdet (EN - Endangered) sind:

1Sterlet

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gefährdete Fische

Der Sterlet (Acipenser ruthenus) ist der kleinste der fünf Störarten. Er besitzt einen schlanken Körper mit dunkelgrauer bis brauner Grundfärbung und weißem Bauch, sowie das typische spitze, leicht aufwärts gebogene Maul mit insgesamt vier gefransten, gleich langen Barteln.

So wie für Störe üblich, verfügt auch der Sterlet über mehrere Reihen von Knochenplatten als Skelett. Im Gegensatz zu seinen Verwandten wandert der Sterlet aber niemals ins Meer.

Aufgrund von Flussregulierungen und Kraftwerksbauten ist der Sterlet aktuell in der österreichischen Donau im Nationalpark Donau-Auen nur noch in einem Abschnitt bei Aschach mit einem kleinen, sich natürlich fortpflanzenden Bestand erhalten. Ein Projekt der Wiener BOKU züchtet Sterlets in der Alten Donau.

Größe: 40 bis 100 cm

Gefährdungsstatus: vom Aussterben bedroht

2Schied, Rapfen

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gefährdete Fische

Der sportliche Rapfen (Aspius aspius) mit seiner lang gestreckten, wuchtigen Gestalt bevorzugt schnell fließende Gewässer mit starker Strömung. 

Als Jungfisch noch friedlich, ernährt er sich mit fortgeschrittenem Alter als einer der wenigen Karpfenfische räuberisch. Auf der Jagd nach Fischen, Fröschen, Reptilien und kleinen Wasservögeln kommt ihm dabei sein keilförmig spitzer Kopf mit dem breiten, oberständigen Maul zugute. 

Größe: 60 bis 120 cm

Gefährdungsstatus: stark gefährdet in Österreich (ausgenommen in Kärnten, dort wurde er eingeschleppt und gilt als nicht gefährdet)

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Pack die Gummistiefel ein – und am besten noch Regenjacke und -hose. Denn im Teich vom Naturpark Geras wird klar"fisch" gemacht. Erfahrene Fischer geben Tipps zur Pflege des Biotops. Mutige gehen auf Kuschelkurs mit dem Karpfen. Wer kann ihn wohl am längsten halten? Zum Naturerlebnis am Fischteich rudern

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3Europäische Äsche

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Europaeische Aesche

Obwohl die Europäische Äsche (Thymallus thymallus) mit ihren runden Schuppen und der Körperform zwar an Karpfen erinnert, ist sie jedoch mit den Lachsfischen verwandt. Ihr Erkennungszeichen ist die rot-schwarz-gefächerte Rückenflosse, die auch als Äschenfahne bezeichnet wird. 

Hierzulande gibt es zwei Populationen: Die Inn-Äsche (im Inn, in der Salzach und in der Traun) sowie die südliche Drau-Äsche (in der Mur sowie in der Drau). Durch die Renaturierung des Inn sollen sich die Äschen-Bestände erholen.  

Größe: 30 bis 50 cm

Gefährdungsstatus: stark gefährdet

4Renken, Felchen

Renken (Coregonus sp.) leben heute in allen größeren Voralpenseen Österreichs und Bayerns, von denen sie sich in die Donau und etliche andere größere Flüsse weiter ausgebreitet haben. Ursprünglich, als Nordseefische im Eismeer, gelangten sie vom Norden her bis zu den Alpen, und blieben mit der großen Schmelze am Ende der letzten Eiszeit in tiefen Seenbecken zurück. 

Da sich die Fischpopulationen in den einzelnen Seen isoliert voneinander entwickelt und spezifisch an die jeweiligen Ökosysteme angepasst haben, gibt es heute eine Reihe unterschiedlicher Formen. Gemein ist Vertretern dieser Gattung das kurze, dicke und schräg nach unten abgeflachte Maul sowie eine silbern glänzende Haut und fast durchsichtige Flossen.

Größe: 15 bis 30 cm

Gefährdungsstatus: vom Aussterben bedroht

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5Der Wildkarpfen

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gefährdete Fische Cyprinus carpio

Die Wildform des Karpfens (Cyprinus carpio) bevorzugt warme, stehende oder langsam fließende Gewässer mit Pflanzenwuchs und weichem Grund. Sie hat einen länglich gedrungenen und vollständig beschuppten Körper mit einem dunklen, olivgrünen Farbton und einem hellen Bauch. Die hinteren Flossen werden an ihren Spitzen rötlich.

Im Gegensatz zu den anderen in Europa vorkommenden Karpfenfischen hat die Urform des Karpfen zwei Paar Barteln seitlich an der Oberlippe, von denen das vordere Paar kürzer ist. Nahrungsquelle sind vorwiegend Bodentiere wie Würmer, Schnecken, Muscheln, Kleinkrebse und Insektenlarven.

Größe: 30 bis 40 cm

Gefährdungsstatus: stark gefährdet

6Steingressling

Der Steingressling (Gobio uranoscopus) gehört zu den karpfenartigen Fischen Österreichs und bevorzugt schnell fließende, sauerstoffreiche Gewässer mit sandig-kiesigem Grund.

Der fast runde, langgestreckte Körper mit flachem Bauch mündet in ein unterständiges und vorstülpbares Maul, dessen Oberlippe zwei kurze Bartfäden zieren. Mit ihnen sucht der im Rudel lebende Fisch den Grund nach Insektenlarven, Würmern und anderen kleinen Bodentieren ab.

Größe: 8 bis 12 cm

Gefährdungsstatus: vom Aussterben bedroht

7Huchen

Der Huchen (Hucho hucho) besiedelt Gewässer mit mittlerer bis starker Strömung, hohem Sauerstoffgehalt und Pflanzenbewuchs. In Österreich kommt er noch in der oberen und mittleren Donau und in einigen ihrer östlichen Nebenflüsse vor. Auch die renaturierte Traisen freut sich über den Einzug der Huchen. Der Sensationsfund in Tirol 2017 macht auch bei der Renaturierung des Inn Hoffnung auf Einzug des Wanderfisches.

Er ist ein standorttreuer Einzelgänger, der sein Territorium gegen Eindringlinge verteidigt. Huchen, auch Donaulachs genannt, sind Raubfische und jagen vor allem Krustentiere, Amphibien und Fische. Ausgewachsene Exemplare können aber auch im Wasser schwimmenden Mäusen und Entenküken gefährlich werden.

Größe: 60 bis 150 cm

Gefährdungsstatus: stark bedroht

8Der Schlammpeitzger

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gefährdete Fische

Die Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) sind Grundfische mit einem länglichem, im Querschnitt runden, und mit kleinen Rundschuppen bedeckten Körper mit einer abgerundeten Schwanzflosse. Das unterständige Maul hat drei Paar Barteln am Ober- und zwei Paar am Unterkiefer. Schlammpeitzger kommen in stehenden Gewässern, an den Uferregionen größerer Flüsse sowie in Flussmarschen, Sümpfen und Mooren vor. Im Westen Österreichs fehlt die Art der Schmerlen. Sie leiden besonders unter:

  • Drainagierungsmaßnahmen von Feuchtflächen,
  • intensiven Flächennutzung
  • intensiven Landwirtschaft 
  • Regulierung der Bäche und Flüsse.  

Als einzige Vertreter der Darmatmer in Österreich können die Fische auch atmosphärische Luft schlucken: Mit diesem Atmungsapparat für den Notfall überleben sie auch in von längeren Hitze- oder Trockenperioden bedrohten Gewässern.

Größe: 15 bis 30 cm

Gefährdungsstatus: vom Aussterben bedroht

9Die Koppe

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Koppe

Der graubraun-marmorierte, spindelförmige Fisch mag es "bodenständig" – so schwimmt die Koppe niemals im freien Wasser. 

Diese Art lebt österreichweit in fast allen Flusssystemen. Auch in Forellenseen kannst du ihr begegnen. Sie ernährt sich von Bachflohkrebsen, Insektenlarven und von Fischlaich sowie kleinen Fischen. 

Da Gottus gobio nie frei schwimmt, sondern sich hüpfend am Boden fortbewegt, kann sie selbst kleinste Hindernisse nicht überwinden. Dazu ist sie sehr sensibel, was die Wasserqualität angeht. Durch die Entfernung von Barrieren kann der Koppenbestand wieder aufatmen. 

Größe: 10 bis 15 cm

Gefährdungsstatus: gefährdet

10Der Streber

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gefährdete Fische

Der extrem seltene Streber (Zingel streber) kommt auf der gesamten österreichischen Donaustrecke sowie einigen Zuflüssen vor und bevölkert gerne schnell fließende Flussbereiche. Seine Bestände leiden massiv unter den Donauregulierungen sowie Kraftwerkserrichtungen. 

Streber sind mit ihren schlanken und lang gestreckten, spindelförmigen Körper perfekt an ein Leben am Grund fließender Gewässer angepasst: So hat sich etwa ihre Schwimmblase vollständig zurückgebildet.

In kleinen Gruppen lebend, verstecken sich die nachtaktiven Fische tagsüber in Geröll oder selbst gebauten Gruben, um in der Nacht den Grund nach kleinen Krebstieren, Würmern und Insektenlarven abzusuchen. 

Größe: 12 bis 18 cm

Gefährdungsstatus: vom Aussterben bedroht

 

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Fischwissen kompakt

Fische haben genauso wie Menschen ein Skelett und gehören damit zur Gruppe der Wirbeltiere. Sie sind perfekt an ein Leben unter Wasser angepasst. Mit einigen wenigen Ausnahmen, wie etwa dem Wels, besteht die Haut von Fischen aus lauter kleinen Schuppen, die den Fischkörper schützen. Dazu ist ihre Haut mit einem durchsichtigen Schleim bedeckt, der es Fischen ermöglicht, sich schneller im Wasser fortzubewegen. 

Ihre Flossen benutzen Fische zum Schwimmen, zum Steuern, zum Bremsen und um sich im Gleichgewicht zu halten. Mithilfe des Seitenlinienorgans, das seitlich von der Schwanzflosse bis zum Kopf reicht, fühlt der Fisch Bewegungen im Wasser und kann so mitverfolgen, was um ihn herum geschieht. Zum Atmen haben Fische Kiemen entwickelt. Mit diesen aufklappbaren Filtersystemen nehmen sie Sauerstoff aus dem Wasser auf und geben CO2 wieder ab.

Im Inneren des Fisches befindet sich die besonders wichtige Schwimmblase: Mit ihrer Hilfe können sich Fische im Wasser nach unten und nach oben bewegen. Auch die Augen von Fischen sind für das Sehen unter Wasser bestens geeignet. So können sie bei der Nahrungssuche viele Richtungen gleichzeitig überblicken und mögliche Fressfeinde rechtzeitig ausmachen. Denn Fische fressen nicht nur Pflanzen, Würmer, Wasserflöhe und Krustentiere sondern auch andere kleinere Fische. 

Zu der jeweiligen bestimmten Jahreszeit, der sogenannten Laichzeit, vermehren sich Fische. Dazu legen die Weibchen in geschützten Orten ihre Eier ab, die daraufhin von den Samen der Männchen befruchtet werden. Wenige Wochen später schlüpfen aus den Eiern dann die jungen Fische. Gerade sie sind auf funktionierende Ökosysteme und Maßnahmen zu deren Schutz besonders angewiesen.

Die anthropogenen (vom Menschen verursachte) Veränderungen, die zur heutigen Gefährdungssituation vieler Fischarten geführt haben, sind neben der Wasserverschmutzung vor allem auf sogenannte wasserbauliche Maßnahmen zurückzuführen:

  • Regulierungsmaßnahmen 
  • Wildbachverbauungen 
  • Wasserkraftwerke

verändern Flusssysteme und zerstören die Lebensräume vieler Arten. Aber auch die zunehmende Freizeitnutzung von Gewässern, der Tourismus, die Befischung und fischereiliche Bewirtschaftung haben eine Veränderung und einen Rückgang unserer natürlichen Fischbestände bewirkt.

Um dem Fischsterben entgegenzuwirken, gehen die Bemühungen von BiologInnen in Kooperation mit der Wasserwirtschaft dahin, alle Wanderhindernisse wie Sohlstufen und Wehranlagen bei Kraftwerken und Mühlen aufzulösen. Wo sinnvoll und möglich werden für Fische zudem Aufstiegshilfen errichtet. Wertvoll sind auch alle Maßnahmen, die natürliche und naturnahe Gewässer und ihre Einzugsbereiche betreffen.

Vielerorts werden wichtige Rückbaumaßnahmen an Flüssen durchgeführt. Durch diese Schritte erhalten seltene und gefährdete Fischarten wieder vielfältige, natürliche Lebensräume und die natürliche Reproduktion der bedrohten heimischen Fischbestände in Österreich wird angekurbelt. 

 

Jetzt weiterlesen:

Top 10 Renaturierungsmaßnahmen Österreichs

Der Inn: Fischers Fritz sucht seine Fische

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