Willkommen in der „ObstStadt Wien“ – einem Projekt, das urbanen Raum neu denkt: als Streuobstwiese, Lernort und Treffpunkt. Seit 2018 wächst in der Millionenstadt ein Netzwerk von öffentlich zugänglichen Obstgärten. Bedrohte Igel, Schmetterlinge und Fledermäuse und behalten mit der ObstStadt ihren dringend benötigten Lebensraum. Das macht das Projekt zum Gewinner des #streuobst-Bewerbs von Blühendes Österreich.
„Es ist schön zu sehen, wie sich der öffentliche Raum zum Naturparadies entwickelt. Hier gehen Naturbildung, Bürger:innenbeteiligung, Genuss und Naturschutz Hand in Hand“, sagt Victoria Matejka, eine treibende Kraft hinter dem Projekt.
Seit 2018 sorgt der gemeinnützige Verein ObstStadt Wien dafür, dass Streuobstwiesen Wurzeln in Wien schlagen. Zehn Flächen sind bereits entstanden – mit einer Vielfalt an Obstbäumen wie Zwetschken, Birnen, Pfirsichen, Marillen und Kirschen. Für alle, die sich im Sommer im Schatten der Bäume ausruhen wollen – und die Früchte der Stadt nach dem Fair-Use-Prinzip („zwei Hände voll Obst“) naschen möchten.
Ein Obstgarten für alle
Doch das Herz der ObstStadt sind nicht die Bäume – sondern die Menschen dahinter. Rund 300 Wiener:innen kümmern sich als sogenannte Baumpat:innen um „ihren“ Baum. Sie gießen, schneiden, jäten – und lernen dabei nicht nur etwas über Natur, sondern auch über Verantwortung.
„Jede:r kann mitmachen“, sagt Victoria Matejka vom Verein ObstStadt Wien. „Gerade arbeiten wir an einem Handbuch, damit auch Anfänger:innen wissen, worauf es bei der Pflege ankommt.“ Werkzeuge, Gießkannen und sogar mobile Wassertanks stellt der Verein zur Verfügung. Beim gemeinsamen Pflegen und Ernten wird nicht nur Obst, sondern auch Freundschaft geerntet.
Ein Projekt, das verbindet: Natur, Menschen und Stadt
Hinter der ObstStadt Wien steckt mehr als nur die Pflanzung von Obstbäumen. Es ist eine Vision: Die Stadt und ihre Bewohner:innen sollen sich wieder stärker mit der Natur verbunden fühlen. Und das funktioniert – dank einer gedeihenden Partnerschaft zwischen der Stadt, der Wiener Bevölkerung und Unternehmen wie Henkel, das 12.000 Euro gespendet hat.
„Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie streben wir den Schutz und die Wiederherstellung der Biodiversität an. Das Leuchtturmprojekt ObstStadt Wien zu unterstützen, ist uns ein Anliegen, weil es hilft, Biodiversität gerade auch im urbanen Raum stärker sichtbar zu machen“, erklärt Birgit Rechberger-Krammer, Präsidentin von Henkel Österreich.

Streuobstwiesen als Klassenzimmer
Und die Zukunft? Die ist grün! Mit Bildungsangeboten für Schulen und Privatpersonen wird den Wiener:innen ein neuer Blick auf die Natur eröffnet. Auf den Streuobstwiesen der ObstStadt können Kinder und Erwachsene alles über die Bedeutung von Streuobstwiesen, Biodiversität und nachhaltigem Obstbau lernen.
Die Volksschule Ottakring, die Volksschule Zennerstraße oder das Gymnasium Heustadelgasse haben das Klassenzimmer unter freiem Himmel bereits besucht – viele Schulen werden folgen. „Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und etwas für die Natur und die kommende Generation zu hinterlassen“, sagt Matejka.
Das grüne Wien: Eine Stadt der Zukunft
„Unser Ziel ist es, ein Wien zu schaffen, das grüner, lebenswerter und nachhaltiger ist“, erklärt Victoria Matejka. „Dabei geht es nicht nur darum, Bäume zu pflanzen, sondern auch darum, das Bewusstsein für die Bedeutung dieser Archen der Vielfalt zu schärfen. Denn nur wer die Natur versteht und wertschätzt, wird sie auch schützen.“
Wien mag für seine Kaffeehäuser und Museen bekannt sein – doch zwischen Gemeindebau und Straßenbahn wächst leise eine neue Form von Stadtleben heran. Eines, das mit Teilhabe, Erde unter den Fingernägeln und süßen Kirschen im Juni zu tun hat.
Die Frage ist nicht mehr, ob eine Stadt Platz für Natur hat. Sondern: ob sie es sich leisten kann, es nicht zu tun.

Mehr Informationen zum Projekt.
Über #streuobst
Die BILLA-Stiftung Blühendes Österreich, die ARGE Streuobst Österreich und BILLA Regioscouts haben den Call #streuobst ins Leben gerufen, um dieses wertvolle Naturerbe in letzter Minute zu bewahren. Denn es ist höchste Zeit, diesen artenreichen Lebensraum zu schützen!
Seit 1965 sind bis zu 80 Prozent der Streuobstwiesen in Mitteleuropa verschwunden. Der #streuobst-Bewerb setzt sich daher aktiv für den Erhalt dieser nachhaltigen Anbauweise ein, die bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten beherbergt.
Eine Streuobstwiese ist ein von Menschen geschaffener Biodiversitäts-Hotspot, der Obstanbau und Naturschutz in Einklang bringt und unzähligen gefährdeten Arten ein wichtiges Refugium bietet.
Aus 44 eingereichten Projekten wurden 13 herausragende Vorhaben ausgewählt, die mit insgesamt 100.000 Euro gefördert werden. Dadurch können Projekte im Gesamtwert von 200.000 Euro realisiert werden, die kleinstrukturierte bäuerliche Betriebe unterstützen, die Biodiversität erhalten und die Produktion hochwertiger Lebensmittel aus Streuobst sichern.