30 Liter Wein lassen sich die ÖsterreicherInnen pro Kopf und Jahr im Durchschnitt schmecken. Die Lieblingsrebsorte bleibt hierbei unverändert: Der Grüne Veltliner dominiert seit vielen Jahrzehnten die österreichische Weinbaufläche. Die Nachfrage ist also gesichert.

Aber wie geht es den heimischen Weinbauern? Auf welche Veränderungen müssen sie sich einstellen und was tut sich bei Flora und Fauna im Weingarten in Hinblick auf die Klimakrise?

Wir haben zwei Weinviertler Weinbauern zur aktuellen Lage befragt. Über die Helenentalkellerei in Röschitz gelangen die Weintrauben der Weingüter Dommaier-Bachl und Schmidt-Harringer zu Österreichs größtem Weinproduzenten Wegenstein, einem Partner von Blühendes Österreich.

Wie sind Sie zum Weinbau gekommen?


Dommaier-Bachl: Ich bin mit Wein- und Ackerbau aufgewachsen. Heute bin ich Weinbauer im Nebenerwerb. Weinbau ist sozusagen ein intensives Hobby für mich, verbunden mit viel Arbeit und Zeitaufwand – und Idealismus gehört auch dazu. Die Arbeit im Weingarten ist ein schöner Ausgleich zur Arbeit in der Bauernkammer. Ich bin gerne in der Natur und genieße die Ruhe.

Schmidt-Harringer: Ich habe den Betrieb von meinen Eltern übernommen. Seitdem ich 17 bin, bin ich hauptberuflich Weinbauer – aus Liebe zur Natur und zum Wein. Für mich hat sich nie die Frage gestellt, etwas anderes zu tun.

 

Was bedeutet der Weinbau für den Erhalt der Kulturlandschaft – speziell bei Ihnen im Schmidatal bzw. in Retz? Hat sich hier in den letzten Jahren etwas verändert?

Dommaier-Bachl: Bei uns im Schmidatal sind die Flächen der Weingärten eher abnehmend. Das was früher Weinrieden waren, sind jetzt Ackerflächen. Man braucht schon eine Portion Idealismus in der Landwirtschaft. Wenn der Preis ok ist, macht man es gern – aber nun ist der Preis schon zwei Jahre in Folge schlecht. Dazu kommt der Strukturwandel – die Jungen machen oft nicht mehr weiter.

Schmidt-Harringer: Vor 200 Jahren gab es deutlich mehr Weingärten bei uns, dann sind es weniger geworden. In den 1980ern haben die Flächen wieder zugenommen, da wurden Ackergrundstücke in Weingärten umgewandelt. Aber seit einigen Jahren nehmen die Randlagen wieder ab, hier stehen wieder mehr Hutweiden und Wälder. 
 

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Blühendes Österreich wird durch den größten Weinproduzenten Österreichs "Wegenstein" unterstützt. Pro verkaufter Flasche der Sorten "Wegenstein Klassik" und "Edition Österreich" fließt 1 Cent in die Pflege unsere Kulturlandschaften und in den Erhalt der Artenvielfalt.

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Wie sehen Sie der Klimakrise entgegen, wird sich für Sie etwas ändern?

Schmidt-Harringer: Ich spüre es absolut. Der Spätfrost wird immer mehr zum Thema, die Lese ist früher, es wird wärmer, Hitze, Starkregen und Hagel nehmen zu. 2003 ist es mir zum ersten Mal aufgefallen, das war das erste richtig heiße Jahr. Diese Extreme wie zu heiss, zu nass, zu trocken, das sind alles Stressfaktoren für die Pflanzen. Es macht sie anfälliger für Schädlinge.

Früher hatten wir Probleme mit dem Traubenwickler, der wird aber gerade weniger. In jungen Lagen haben wir vor allem mit dem Drahtwurm und dem Rampenspanner zu tun. Seit etwa drei Jahren haben wir auch mit Stolbur zu kämpfen, einer Krankheit, die durch Insekten übertragen wird. Und dann gibt es noch Esca, einen Holzpilz der den Rebstöcken zusetzt. Er zerfrisst die Struktur des Stammes und der Stock stirbt ab. Das Problem ist: Gegen diese Krankheiten gibt es kaum Mittel, wir können uns nur mit vorbeugenden kulturtechnischen Maßnahmen helfen. Das bedeutet aber auch Mehrarbeit. Wir müssen mehr Entlauben, Stämme abschneiden und wieder frisch hochziehen, oder Stöcke ganz ausreißen und frisch pflanzen. Befallenes Holz muss natürlich gleich weggebracht und verbrannt werden.

Dommaier-Bachl: Frühfrost und Spätfrost gab es immer schon. Aber dass sich das Wetter ändert hat auch im Weinviertel mittlerweile jeder mitgekriegt. Wetterextreme werden mehr, es wird effektiv wärmer. Beim Weinbau merkt man das ganz eindeutig an den frühen Leseterminen. Letztes Jahr war es ganz extrem, da wurde am 22. August mit der Lese begonnen. 

"In Kindeszeiten hat man im September gar nicht gelesen!"

Heuer waren die Lesetermine zwar vergleichsweise normal – nämlich von Anfang September bis Anfang Oktober. Aber auch das war nicht immer so. Ich bin jetzt 39 Jahre alt, in Kindeszeiten hat man im September gar nicht gelesen! Die Qualitätsweinlese war mit Anfang Oktober vorgegeben.

Wie kommt es zu diesen frühen Leseterminen?

Dommaier-Bachl: Das ist nicht nur bei uns im Weinbau so, das ist generell bei allen Ackerfrüchten so. Es ist alles früher da. Der Winter wird milder, die Vegetation setzt früher ein und damit gibt es auch eine frühere Lese. Dass der Weingarten nun schon aufgrund der Wärme im April und Mai stark antreibt, wird dann zum Problem, wenn im Mai der Spätfrost kommt.

Hat sich für die österreichischen Weinbauern in den letzten Jahren sonst etwas verändert?

Dommaier-Bachl: In den letzten drei, vier Jahren gab es einen kompletten Wandel. Ein Großteil der Weinbauern macht jetzt nur noch Traubenverkauf, kaum jemand betreibt noch reinen Fassweinverkauf. Viele Einkäufer wollen lieber die Trauben und stellen ihren Wein unter kontrollierten Bedingungen selbst her. Das hat Vorteile für beide Seiten – wir haben weniger Arbeit, der Käufer macht sich seinen Wein selbst. 

Wie geht es den heimischen Weinbauern aktuell?

Schmidt-Harringer: Bei den Produzenten ist die Stimmung nicht so gut, bei der Flaschenvermarktung schaut es nicht schlecht aus. Das ist allerdings nicht jedermanns Sache – man muss in die Kellerwirtschaft und Vermarktung investieren. Wir machen beides, wir verkaufen Trauben und füllen auch selbst Wein ab.

Dommaier-Bachl: Die Zeiten sind gerade schwierig im Weinbau. Sowohl beim Traubenverkauf als auch beim Fassweinverkauf. Das Produkt ist zwar immer gefragt, aber es gab einen Preisverfall. Aktuell bekommt man für ein Kilo Trauben 30 Cent. Die Unkosten sind damit nicht gedeckt und es wird viel zu viel Wein zu Billigstpreisen importiert.

Das war nicht immer so, der Preis hat lange Zeit gepasst und lag bei rund 50 Cent, aber das hat sich in den letzten zwei Jahren gewandelt. Wir haben viel mehr internationalen Wettbewerb – gefühlt aus Südeuropa und Südafrika.

"Die Zeiten sind gerade schwierig im Weinbau."
 

Wie wichtig ist es, dass die Österreicher heimischen Wein kaufen?

Dommaier-Bachl: Das wäre natürlich bei jedem Lebensmittel nicht schlecht, vor allem bei den Grundnahrungsmitteln. Es ist aber immer auch ein Preisfaktor. Wenn man es aber vom Umwelt- und CO2-Aspekt her betrachtet, wäre das Regionale sicher besser. 

Schmidt-Harringer: Das wäre natürlich wünschenswert, denn die Marktsituation ist momentan wirklich schwierig. Das war auch schon voriges Jahr so, aber da gab es eine sehr gute Ernte bei uns und es hat sich dadurch einigermaßen ausgeglichen. 

In Österreich dominiert der Grüne Veltliner, 31 % der Weinbauflächen sind mit der wichtigsten autochthonen Rebsorte bepflanzt. Welcher ist ihr persönlicher Lieblingswein?

Dommaier-Bachl: Auch wir haben immer zwei Sorten Grünen Veltliner im Verkauf. Ich persönlich bin ein Rieslingfan. 

Schmidt-Harringer: Der Grüne Veltliner ist auch bei uns die Hauptsorte. Einen Lieblingswein habe ich persönlich nicht. Ich verkoste gerne Weißweine, trinke aber lieber Rotweine. 

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Mehr zum Thema Wein erleben: Im Naturkalender finden regelmäßig Veranstaltungen zum Thema Wein statt. 

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Im Waldkammergut®

20. Apr. |
Oberösterreich
Veranstalter: NATURSCHAUSPIEL

Mit dem Förster durch Wälder streifen.

Auf verschiedenen Routen sind wir mit Förster Poidl Putz unterwegs im Aurachtal. Er teilt mit uns sein Wissen über die Funktionen des Waldes, Pflege, Schutz und vielfältige Nutzung der Bäume, über Jagd und Wild, Vogel- und Naturschutz sowie Tiere, Pflanzen und Kräuter im Naturpark Attersee-Traunsee. Auch gehen wir der Frage nach, wie der Wald in der Blütezeit der Salzgewinnung genutzt wurde und welche aktuellen Veränderungen heute besonderen Einfluss auf den Wald haben. Die Führungen bieten durch die jeweilige Anpassung an aktuelle Forstarbeiten, Jahreszeit und Witterung besonders viel Abwechslung.

Vom Treffpunkt (Kirchenparkplatz Reindlmühl) aus wird mit Fahrgemeinschaften in das Forstrevier Schwarzenbach eingefahren. Am Waldrand, der ersten Station unseres Streifzuges, gibt es einen Einblick in das Arbeitsfeld Forst. Danach reihen sich, wie auf einer Perlenschnur, Anregendes und Wissenswertes aneinander. Dies ändert sich jahreszeitlich bedingt, da der Förster sehr darauf bedacht ist, die Teilnehmer*innen immer in aktuelle Arbeiten (Baumpflanzung und -pflege, Holzernte, Borkenkäferbekämpfung) und Geschehnisse im Wald (Balz- bzw. Brunftzeit, Wildfütterung im Winter, Spurenlesen) einzubinden.

Inhaltlich dreht es sich um die vier Funktionen des Waldes (Nutz-, Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungsfunktion), den Lebenszyklus der Bäume (vom Samen bis zur Ernte bzw. Totholz), Jagd- und Wildtiermanagement, Vogel- und Naturschutz, Produkte und Arbeitsplätze im Wald.

Mit waldpädagogischen Spielen, Geschichten und dem Beobachten von nicht Erwartetem (Begegnung mit Auerhahn, Siebenschläfern etc., Besuch einer Holzknechtssölde) wird der Streifzug rund und kompakt wie ein Baumstamm. Auf einer abwechslungsreichen Route, die von Termin zu Termin variieren kann, werden auch die wirtschaftliche Bedeutung, die Produkte und Arbeitsplätze im und rund um den Wald besprochen – ganz unter dem Motto „WALD – Wir Alle Leben Davon".

Info & Anmeldung zum NATURSCHAUSPIEL
Individuelle Termine für Gruppen ab 7 Personen nach Vereinbarung.

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