Was das Great Barrier Riff für Australien ist, ist der Trockenrasen für Österreich – ein Hotspot der Artenvielfalt mit hunderten Tierarten und tausenden Pflanzenarten. Eine gigantische Vielfalt, die der dürftige Name “Trockenrasen” leider nicht vermittelt und nur die wenigsten Menschen um seinen Reichtum Bescheid wissen:
Irene Drozdowski und Manuela Achitz im Gespräch bei einem Pflegetermin

Zugegeben, beim Wort Trockenrasen denkt man eher an einen durstigen englischen Rasen anstatt ein quirliges und munteres Biotop. Derweil schlägt der Trockenrasen, auch "Heide" oder "Steppe" genannt, eine normale Blumenwiese (Biotop: Magerwiese) mit seinen tierischen und pflanzlichen Bewohnern um ein Vielfaches. So lassen sich auch die Schmetterlinge - als wichtige Bio-Indikatoren - mit Vorliebe in einem Trockenrasen zeigen: 

“Auf der Perchtoldsdorfer Heide haben wir über mehrere Jahre die Schmetterlingsarten erheben lassen und konnten auf 25 Hektar rund 1.200 Arten von den insgesamt etwa 4.000 in Österreich vorkommenden Arten dokumentieren!”, schwärmt Irene Drozdowski, Gründerin des Landschaftspflegevereins Thermenlinie, über ihr - zurecht - bevorzugtes Biotop.

 

Große Kuhschelle, Frühlings-Adonis, Gelbe Skabiose, Gelber Zahntrost und Zypressen-Wolfsmilch: Mithilfe dieser pflanzlichen Raritäten erkennst du das seltene Habitat auf einen Blick. Die Steppen- oder Heidelandschaften sind hauptsächlich im Osten Österreichs verbreitet und vereinzelt in den inneralpinen Trockentälern zu finden - wo die Blumen vom Frühling bis in den Spätherbst blühen.

“Urwälder und Trockenrasen im Offenland sind die artenreichsten Lebensräume Österreichs.”
- Irene Drozdowski

Der Trockenrasen als ewiger Pflegefall

Doch der üppige Lebensraum gedeiht heute alles andere als selbstverständlich: Mit der Aufgabe der Viehbeweidung und zunehmenden Monokultur in der Landwirtschaft, dem Umbruch oder der Verbauung der Flächen und dem starken Eintrag von menschengemachten Stickoxiden (Verkehr, Heizung, Industrie) aus der Luft wird das seltene Biotop in die Enge getrieben. Und auch wenn es Platz zum Aufatmen hätte – ein Trockenrasen ist auf die Hilfe von grasenden Tieren oder hilfsbereiten Menschen angewiesen. Wenn heute die Flächen nicht beweidet oder per Hand gepflegt werden, verbuschen sie. Ohne diese Unterstützung würde in zwanzig, dreißig Jahren auf dem einstigen Trockenrasen der Wald dominieren.

Sofern also Mensch, Ziegen oder Schafe nicht Hand bzw. Huf anlegen, verschwinden sie und ihre ganze Armada an Vielfalt ist Geschichte – und das wortwörtlich, weil viele Arten, die in Heiden und Steppen leben, vom Aussterben bedroht sind.

------------------------------

Ein weiterer Pflegefall ist ein Hohlweg am Wiener Johannesberg – einem Juwel der Vielfalt! Der rustikale Einsatz mit Balkenmäher und Rechen findet am 25. Juli und 23. Oktober 2019 statt. Mehr erfahren.

------------------------------

Rettung vor dem Wald: Schnipp, schnapp Büsche ab

Initiativen wie der Landschaftspflegeverein Thermenlinie rufen regelmäßig auf, bei einer Trockenrasenpflege die Ärmel raufzukrempeln, um den hoch hinaus wollenden Sträuchern und Jungbäumen Parole zu bieten. So auch am 20. Oktober 2018 bei der Trockenrasenpflege im Kurpark in Baden, einst ein beweidetes Gebiet, das heute hauptsächlich bebaut oder noch während der Monarchie im 19. Jahrhundert mit Föhren aufgeforstet wurde  – bis auf ein paar kleine, unscheinbare Flächendie größte davon, die kleine Steppe oberhalb der Ferdinand Raimund Aussicht.

32 Freiwillige, darunter 14 AsylwerberInnen, versammelten sich auf dem besagten Trockenrasen. Sägen, Krampen, Astscheren und Heckenscheren drängten die Büsche wieder in den Wald zurück. Der Radius der Fläche wurde wieder erweitert, sodass Rote Röhrenspinne, Gottesanbeterin oder Smaragdeidechse wieder an Lebensraum gewinnen konnten.

Manuela Achitz mit Astschere bei einem Pflegetermin

“Weshalb kann man den Wald nicht einfach roden und Offenland schaffen?”

.... kam die Frage auf. “Man muss sich eine Bewilligung bei der Forstbehörde holen. Die geben aber nur ungern einen Baum zum Fällen frei, da der Wald meist oberste Priorität hat. Wenn eine Forstbehörde dann grünes Licht für die Rodung gibt, zahlt man in der Regel eine Entschädigung von 3 Euro pro Quadratmeter oder muss Ersatzmaßnahmen zur Verbesserung des umliegenden Waldes durchführen, was bei großen Flächen zu Buche schlägt," erklärte Irene Drozdowski aus der Praxis der Landschaftspflege.

Deshalb ist eine regelmäßige Pflege notwendig. Wenn ein Baum die 3-Meter-Höhen-Grenze nämlich erreicht hat und die Bäume 50 % der Fläche überschirmen, ist die Fläche Wald nach Forstgesetz und ein Entfernen der Bäume ist nicht mehr erlaubt. So ging es dem Flieder, Liguster und Hartriegel und anderen Büschen beim Pflegetermin schnell “an die Wurzel” und sie wurden ausgegraben und entfernt.

Aber Vorsicht: Bei der Aktion sollte immer ein Biologe oder eine Biologin vor Ort sein, damit geschützte Pflanzen, wie der Felsenkreuzdorn beispielsweise, nicht Opfer der guten Sache werden.

Für die gute Sache haben sich auch Ronald Würflinger und Manuela Achitz von Blühendes Österreich an diesem Samstagvormittag eingesetzt, um den  Landschaftspflegeverein nicht nur finanziell zu unterstützen - sondern auch tatkräftig mitzuhelfen, die Steppe zu erhalten, damit neben den Schmetterlingen ihr Leitspruch gilt:

"Make Trockenrasen Great Again!"

 

----------------------------------------------

Wissenswertes aus dem Trockenrasen:

Östliche Heideschnecke

Schneckenhaus wird Bienenhaus

Einige Wildbienenarten legen die Eier in leere Schneckenhäuser, wie jene der Östlichen Heideschnecken. Die Biene transportiert Pollen und Nektar in das Schneckenhaus, legt das Ei hinzu, bildet eine Wand und dann kommt wieder ein Ei, Polle und Nektar in die nächste gefertigte Kammer usw. Ganz hinten drinnen liegen die Weibchen und weiter vorne die Männchen, die zuerst schlüpfen.

Hunde und Trockenrasen verstehen sich nicht

Neben dem Umstand, dass Ziesel, Feldhase oder Smaragdeidechse unnötig von freilaufenden Hunden in ihrem Lebensraum gestört werden, sind die Nährstoffe im Hundekot für den nährstoffarmen Trockenrasen ein Problem. So werden nämlich hochwüchsige Pflanzen begünstigt und die typischen Tier- und Pflanzenarten des Biotops verdrängt.

Blumen und Kräuter pflücken?

Der Trockenrasen ist Teil der "Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Österreichs" und ein Großteil seiner an den trockenen Standort angepassten Pflanzen sind vom Aussterben bedroht. Blumen für den Strauß und Kräuter für den Tee müssen anderswo gepflückt werden.

Je nährstoffärmer, trockener und strukturreicher desto artenreicher – hier sind die Top 5 der Biodiversität-Oasen im Offenland:

  1. Trockenrasen und Halbtrockenrasen
  2. Magerwiesen (Trespenwiesen)
  3. extensiv genutzte Bergwiesen
  4. extensiv genutzte Almweiden
  5. Feuchtwiesen

-----------------------------------------------

Du kennst einen Trockenrasen oder ein anderes wertvolles Biotop und möchtest, dass es mit reichlich Summen und Flattern wiederbelebt wird? Geh' zu deiner Gemeinde, die rechtlich dafür verpflichtet ist, gefährdete Biotope zu schützen. Hol' dir auch tatkräftige Unterstützung bei den Schulen und Kindergärten, um bei den Jungen ein Bewusstsein für die Juwele der Artenvielfalt zu schaffen.

Finanzielle Unterstützung bietet die Brennnessel – sie fördert Naturschutzideen mit € 200.000!

Meckerziege oder flotte Biene?

Flotte Biene! Dann bist du auf Österreichs größter Plattform für Naturerlebnisse genau richtig.

Jetzt registrieren

Verwandte Naturerlebnisse

Buch dir deinen Guide - Privat-Tour

Buch dir deinen Guide - Privat-Tour

19. Apr. |
Steiermark
Veranstalter: Nationalpark Gesäuse GmbH

Buch dir deinen Guide - Privat-Tour mit einem/-r Nationalpark Ranger:in

Unsere Ranger:innen stimmen ihre Führung individuell auf Ihre Wünsche, Vorstellungen und Interessen ab.

Wieso sieht der Wald hier so wild aus? Und was genau macht diesen kleinen blauen Käfer besonders? Unsere Ranger:innen gehen bei einer exklusiven Führung auf Ihre Fragen ein und vermitteln dabei das Herzensanliegen unseres Nationalparks: die Werte der Wildnis.


Wenden Sie sich an das Informationsbüro in Admont und wir vermitteln Ihnen gerne eine:n erfahrene:n und bestens geeignete:n Nationalpark Ranger:in. Anfragen unter der Tel: +43(0)3613/21160-20;
info@nationalpark-gesaeuse.at, oder Sie nutzen die direkte Buchung: einfach Datum auswählen, Halb- oder Ganztag und los geht´s. Alles andere übernehmen wir für Sie.
Die Buchungsabwicklung und Bezahlung erfolgt über das Infobüro des Nationalparks Gesäuse in Admont.

Gesäuse Partner der Kategorie „Outdoor Anbieter" bieten ebenfalls eigene Programme und individuelle Touren an (Rafting, Schitouren, Klettertouren, Wandern... ): sich einmal mit Freund:innen auf schwierigere Wanderwege ins Hochgebirge wagen, die Kletterkünste testen oder im Winter eine Schitour ohne Sorge um Orientierung und Sicherheit machen...

Buslinie G912

Österreiche Bundesbahn: www.oebb.at
BusBahnBim-Auskunft: www.busbahnbim.at

Buslinie G912

Reisen Sie zu unseren Veranstaltungen, wenn möglich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln an oder benützen Sie im Sommerhalbjahr das Gesäuse Sammeltaxi (+43 3613 21000 99). Die Parkplätze im Nationalpark Gesäuse sind kostenpflichtig (Tagesticket € 6,00). Nähere Informationen zu den Parkplätzen finden Sie hier. Allgemeine Informationen zur Anreise in den Nationalpark Gesäuse finden Sie hier.

€ 195,00 für eine Halbtagestour
€ 290,00 für eine Ganztagestour

Gerne beraten wir Sie individuell und erstellen ein passendes Angebot für Sie!

Geführte Touren sind ganzjährig möglich.

Sie bezahlen bequem per Kreditkarte, Direktüberweisung.

Wenn Sie die Tour gerne nach Rechnungserhalten überweisen möchten, nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf.

Gibt es Beispiele für derartige Touren?

Ja, Sie können sich gerne hier einen Überblick über unsere Standard-Touren verschaffen. Sie können sich aber auch gerne einfach thematische Schwerpunkte, Routen oder Aktivitäten wünschen und wir organisieren eine:n genau für Ihre Bedürfnisse passende:n Ranger:in.

 

Ich möchte auch gerne eine:n Bergwanderführer:in oder eine:n Bergführer:in buchen?

Bei schwierigen Wanderungen in alpine Gipfelregionen, Klettertouren oder Schitouren sollten Sie sich von Bergführer:innen oder Bergwanderführer:innen begleiten lassen. Eine Auflistung finden Sie hier.

Treffpunkt und Zeitpunkt wird gemeinsam mit dem Guide bei Buchung vereinbart

Interessen und Intensität der Halb- oder Ganztagestour werden individuell angepasst.

Buch dir deinen Guide - Privat-Tour
Der Fährte folgen
Mit dem Nationalpark Ranger die Waldwildnis im Nationalpark Kalkalpen entdecken

Book a Ranger

20. Apr. |
Oberösterreich
Veranstalter: Nationalpark Kalkalpen

Mit unseren Nationalpark Rangerinnen und Rangern erlebst du den Nationalpark Kalkalpen von seinen schönsten Seiten: Wildtiere beobachten, besondere Pflanzen kennenlernen, die Waldwildnis entdecken oder das Weltnaturerbe "Alte Buchenwälder" erkunden.

Meinen ganz persönlichen Ranger buchen

Du wählst dein Thema und den Termin - alles andere organisiert unser Besucherservice für dich!
Folgende Themen stehen zur Wahl:

Preise für individuelle Ranger Tour:

Halbtagestour bis 4 Stunden, Euro 195,-
Ganztagestour, Euro 290,-

Info & Buchung:

Besucherzentrum Ennstal
+ 43 7254/8414, info-ennstal@kalkalpen.at

Infostelle Windischgarsten
+ 43 7562/5266-17, info-wdg@kalkalpen.at

Villa Sonnwend National Park Lodge
+ 43 7562/20592, villa-sonnwend@kalkalpen.at

Zum Treffpunkt:

Das Nationalpark Besucherzentrum Ennstal liegt direkt an der Eisenbundesstraße zwischen den Orten 4462 Reichraming und 4463 Großraming.

  • Nationalpark Infostelle und Tourismusbüro Steyr und die Nationalpark Region
  • Ausstellung Wunderwelt Waldwildnis
  • Nationalpark Shop
  • Kostenlose Parkplätze vor dem Besucherzentrum
Book a Ranger
Der Fährte folgen