Mähwiesen in den Kärntner Nockbergen: Warum sie so wichtig sind. Wie man ihre Artenvielfalt schützt. Weshalb der Mensch dabei ein nützlicher Störenfried ist. Und warum gerade bunte, blumenreiche Wiesen die Vorgeschichte des Biosphärenparks erklären.

Der Nationalpark, der kein „richtiger“ war

1987 war es soweit: Die Kärntner Nockberge wurden ein Nationalpark. Nicht zuletzt, um großangelegte Tourismusprojekte zu verhindern. Nur: Das Nationalpark-Etikett passte nie so ganz zu den Nockbergen. Es gab einfach zu wenig „wilde“, unberührte Natur. Stattdessen viel Wiesen und Weiden. Daher wurde der Nationalpark Nockberge auch nie international anerkannt.

Was nicht heißt, dass die Nockberge-Natur nichts zu bieten hätte. Im Gegenteil: Hier ist ein „Hotspot“ der Artenvielfalt. Denn die höchsten Gipfel der Nockberge waren während der letzten Eiszeit nicht vergletschert. Auf ihnen konnten zahlreiche Tier- und Pflanzenarten überdauern, die anderswo ausstarben.

Nützlicher Störenfried: der Mensch

Und dann kam der Mensch. Er rodete den Wald und ließ auf den freien Flächen über Jahrhunderte sein Vieh grasen – Weiden entstanden. Hänge, die zu steil fürs Vieh waren, mähten die BergbäuerInnen. Das Heu dieser Wiesen nutzten sie als Winterfutter für ihre Tiere.

Die abwechslungsreiche Nockberge-Landschaft aus Wald, Wiesen und Weiden ist somit Natur aus Menschenhand. Und zwar bis heute.

Kurskorrektur: Vom Nationalpark zum Biosphärenpark

Mittlerweile sind die Kärntner Nockberge kein Nationalpark mehr, sondern ein Biosphärenpark – zusammen mit dem angrenzenden Salzburger Lungau. Das passt besser zur Kulturlandschaft der Nockberge. Denn in diesem Schutzgebietstyp soll der Mensch weiterhin sanft (be)wirtschaften. Zum Beispiel, indem er Wiesen mäht.

Wiesen: Lebensraum mit radikalem Einschnitt

Schonend genutzte Wiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. 30 bis 60 Pflanzenarten können auf einer Wiese vorkommen: Gräser, Kräuter oder Wildblumen wie der Wiesen-Salbei. Und von jeder Pflanzenart hängen bis zu 100 Tierarten ab: gefährdete Schmetterlinge, Käfer, Heuschrecken, Wildbienen, Spinnen, Vögel. Macht bis zu 5.000 Tierarten pro Wiese!

Dieser Artenreichtum ist auf den ersten Blick paradox: Immerhin ist die Mahd ein gravierender Einschnitt – im wahrsten Sinne des Wortes. Speziell für die Pflanzen. Schließlich wird man nicht jeden Tag umgesäbelt. Aber wenn es regelmäßig passiert, lernen „Wiesenspezialisten“, damit umzugehen. Sie wachsen dann nach jedem Schnitt schnell wieder nach. So wird die Mahd sogar zum Vorteil: Sie hält diesen Pflanzen Konkurrenten vom Leib, die ihnen sonst über den Blütenkopf wachsen würden.

Wiesen mähen: So geht’s!

Für die Artenvielfalt in Wiesen ist aber nicht nur wichtig, dass sie gemäht werden, sondern auch wie. Nicht nur in den Nockbergen.

  • Regelmäßig mähen
    Ohne Mähen keine Wiese. Verzichtet man darauf, verschwindet die Wiese allmählich wieder. Sträucher übernehmen das Kommando, dann Bäume. Nur: Viele steile Hänge müssen auch heute noch oft von Hand gemäht werden, mit Motormäher oder Sense. Für viele LandwirtInnen rentiert sich das nicht mehr. Sie werfen das Handtuch. Dadurch gehören Bergwiesen heute zu den gefährdetsten Lebensräumen Mitteleuropas.
  • Zum richtigen Zeitpunkt mähen – und nicht zu oft
    Intensiv genutzte Wiesen werden heutzutage vier- bis sechsmal jährlich gemäht – anstatt früher je nach Wiesentyp ein- bis dreimal. Wird zu früh gemäht, haben viele Pflanzen nicht ausreichend Zeit, um zu blühen und Samen zu bilden. Sie können sich nicht vermehren.
  • Verschiedene Wiesenbereiche zu verschiedenen Zeitpunkten mähen
    So können auch spätblühende Blumen blühen. Und die Insekten verlieren nicht auf einen Schlag alle Nahrungs-, Versteck- und Brutmöglichkeiten. Viele Wildbienen und Heuschrecken z. B. brauchen aufrechte Pflanzenstängel für die Eiablage. Und von den ungemähten „Ausweichflächen“ aus kann die restliche Wiese wiederbesiedelt werden.
  • Mähgut kurz liegen und trocknen lassen
    Dadurch können die Samen herausfallen und wieder keimen. Zudem haben Tiere Zeit, auf günstigere Lebensräume auszuweichen. Wird das Gras gleich in Siloballen verpackt, entfallen diese Vorteile. Nach zwei bis drei Tagen sollte das Schnittgut aber entfernt werden.

Lebensraum für „Hungerkünstler“

  • Und vor allem: wenig bis gar nicht düngen
    Die Wiesenspezialisten unter den Pflanzen sind häufig an Nährstoffmangel angepasst. Wenn gedüngt wird, werden sie von wenigen konkurrenzstarken Arten verdrängt. Monoton grün-gelbe „Löwenzahn-Einheitswiesen“ entstehen. Solche „Intensivwiesen“ sind heutzutage bereits der flächengrößte Wiesentyp in Mitteleuropa. Was schade ist. Denn mit jeder kunterbunten Blumenwiese verschwindet auch ein Stück Artenvielfalt – nicht nur in den Nockbergen. (Autor: Uwe Grinzinger)

Aktiv werden:

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Im Biosphärenpark Nockberge lernst du, wie man Wiesen fachgerecht mit der Sense mäht.

Immer freitags, von 8. Juni bis 24. August 2018, 10:00 – 16:00 Uhr

Jetzt weiterlesen:

Bunte Schmetterlingswiesen selbst anlegen

Projekt „Wir schau’n drauf“ (Vermittelt Zusammenhänge zwischen Bewirtschaftungsweise und Artenvielfalt von Wiesen, Wäldern und Almen)

Projekt „Mahd einmahdiger Wiesen im Naturpark Weißbach bei Lofer“ (Einer der Gewinner des Brennnessel-Naturschutzpreises von Blühendes Österreich)

Bundesforste-Broschüre „Aktiv für Wiesen und Weiden“

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