Lebensräume schaffen für gefiederte Raritäten
“Seit Jahrzehnten verwenden wir keine Spritzmittel. Seit 2015 düngen wir die Wiesen auch nicht mehr – alles wird extensiv bewirtschaftet. Schmetterlinge, Wildbienen, Heuschrecken aber auch eine Vielzahl an Vögeln sind zurückgekehrt. Extra angelegte Blühstreifen, die nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden, sorgen für noch mehr Leben. Diese Blühstreifen bleiben bestehen und bieten den Tieren Rückzugsorte – letzte Oasen in einer Welt voller Monokulturen. Viele Menschen besuchen uns heute, um Tiere zu beobachten. Besonders der Singvogel Halsbandschnäpper ist ein Magnet für Vogelfreund:innen," sagt Jakob Mayer über sein Naturjuwel. Und er hat noch viel vor.
Um diese außerordentliche Vielfalt der Natur zu bewahren, setzt Jakob Mayer auf eine Vielzahl von Maßnahmen. Neben den traditionellen Streuobstwiesen, die durch ihre extensive Bewirtschaftung schon seit Jahrhunderten eine Heimat für viele Pflanzen- und Tierarten bieten, werden nun gezielt Zusatzstrukturen geschaffen: Lesesteinhaufen, Totholzstämme und Sandflächen dienen als wichtige Lebensräume für zahlreiche Insekten, die hier Nahrung, Unterschlupf und Brutplätze finden. Ein naturnaher Biotopteich rundet die neu geschaffene Vielfalt ab und bietet Amphibien und Reptilien einen sicheren Lebensraum.
"Unsere Vision ist es, den Lebensraum Streuobstwiese auch für die nächste Generation zu erhalten. Für uns und unsere Töchter ist es ein Weg, unsere Werte zu vermitteln. Es geht darum, zu schätzen, was man hat – nicht höher, schneller, weiter, sondern bewusst die Natur als Grundlage unseres Lebens zu pflegen, zu schützen und zu achten. Ohne einen Baum wäre kein Leben möglich; sie stehen direkt vor der Haustür und verdienen unsere Wertschätzung," sagt. Jakob Mayer
Schutz durch Forschung und Öffentlichkeitsarbeit
Das Projekt geht jedoch über die reine Schaffung von Lebensräumen hinaus. In Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten aus der Region werden die Insektenpopulationen und die Entwicklung der Streuobstwiesen regelmäßig untersucht. Dieses Monitoring ist entscheidend, um wertvolle Erkenntnisse für den Naturschutz zu gewinnen und die Effektivität der Maßnahmen kontinuierlich zu verbessern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des Projekts ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Durch Schautafeln, Broschüren und Führungen möchte Jakob Mayer seinen Gästen die Bedeutung der Streuobstwiesen für die Biodiversität näherbringen.
Naturschutz für Geduldige
Die Umsetzung des Projekts ist nicht ohne Herausforderungen. Besonders die Platzierung der Lesesteinhaufen und Sandflächen in den oft nassen Bereichen des Geländes erfordert viel handwerkliches Geschick und Geduld. "Maschinen können hier nur eingeschränkt eingesetzt werden, daher ist viel Handarbeit gefragt," berichtet Mayer. Doch gerade diese Herausforderungen machen das Projekt so einzigartig und wertvoll. Es zeigt, dass Naturschutz auch unter schwierigen Bedingungen möglich ist – wenn man mit Herz und Verstand an die Sache herangeht.
Die Kombination aus traditioneller Landwirtschaft und modernen Naturschutzmaßnahmen macht den Hof zu einem Ort, an dem die Biodiversität in all ihren Facetten erlebbar wird.
Eine Region voller Vielfalt
Die Region rund um Michelbach, auch bekannt als "Elsbeerreich", ist durch ihre frei stehenden Elsbeerbäume geprägt, die einen besonderen Reiz ausüben. Hier, am Rande des Wienerwalds, hat das Projekt "Summende Oase" das Potenzial, nicht nur die Biodiversität zu fördern, sondern auch ein Bewusstsein für die Schönheit und den Wert dieser einzigartigen Kulturlandschaft zu schaffen.
Jakob Mayer und sein Team laden alle Interessierten ein, den Hof zu besuchen und sich vor Ort über die Fortschritte des Projekts zu informieren. "Jeder kann einen Beitrag leisten, sei es durch den Besuch unseres Hofes oder den Kauf unserer Produkte," sagt Mayer und fügt abschließend hinzu, "Gemeinsam können wir einen Unterschied machen und die Vielfalt unserer Natur bewahren."
Über #streuobst
Die BILLA-Stiftung Blühendes Österreich, die ARGE Streuobst Österreich und BILLA Regioscouts haben den Call #streuobst ins Leben gerufen, um dieses wertvolle Naturerbe in letzter Minute zu bewahren. Denn es ist höchste Zeit, diesen artenreichen Lebensraum zu schützen!
Seit 1965 sind bis zu 80 Prozent der Streuobstwiesen in Mitteleuropa verschwunden. Der #streuobst-Bewerb setzt sich daher aktiv für den Erhalt dieser nachhaltigen Anbauweise ein, die bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten beherbergt.
Eine Streuobstwiese ist ein von Menschen geschaffener Biodiversitäts-Hotspot, der Obstanbau und Naturschutz in Einklang bringt und unzähligen gefährdeten Arten ein wichtiges Refugium bietet.
Aus 44 eingereichten Projekten wurden 13 herausragende Vorhaben ausgewählt, die mit insgesamt 100.000 Euro gefördert werden. Dadurch können Projekte im Gesamtwert von 200.000 Euro realisiert werden, die kleinstrukturierte bäuerliche Betriebe unterstützen, die Biodiversität erhalten und die Produktion hochwertiger Lebensmittel aus Streuobst – wie den Elsbeeren – sichern.