Ein schmaler Weg zieht sich wie ein summendes und brummendes Band durch das monotone Ackerland im Süden Wiens. Es ist der Hohlweg am Johannesberg – er ist der letzte seiner Art südlich der Donau. Über Jahrhunderte haben Menschen dieses Naturdenkmal mit ihren Fuhrwerken und ihrem Vieh in den Lössboden gegraben. Dieser einzigartige Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenraritäten wie Löss-Löwenzahn, Siebenbürger Schuppenkopf, Wildbienen, Schmetterlinge & Co. drohte zuzuwachsen. Deshalb heißt es: Rechenschwingen für die Artenvielfalt!

„An sich stehen wir gerade auf den eiszeitlichen Schotterterrassen der Donau“, sagt Alexander Mrkvicka. Er ist ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landschaftspflegevereins Thermenlinie-Wienerwald-Wiener Becken und beruflich beim Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien tätig. Nach Eiszeit fühlt es sich an diesem späten Nachmittag im Süden Wiens allerdings nicht an: Rund um den Hohlweg am Johannesberg im 10. Wiener Gemeindebezirk zirpen die Heuschrecken, die Sonne brennt, es riecht nach Heu und Sommer.

 

Immer locker lössig bleiben - ein Hohlweg entsteht

Damals aber, in der letzten Eiszeit, trugen starke Stürme große Mengen Löss hier her. Sie häuften ihn zu Dünen von 20-30 Metern auf und formten diese kleine Erhebung namens Johannesberg. Und die ist äußert fruchtbar.

Löss ist ein lockeres, gelblich-graues Sediment, das sehr gut Wasser speichert, Pflanzen besonders tief wurzeln lässt und mit Grundwasser versorgt.

Und während die Eiszeit vorüber ging und die Jahrtausende ins Land zogen, nutzten Siedler diesen fruchtbaren Boden zum Ackerbau und als Weideland für ihr Vieh. Sie wanderten mit ihren Fuhrwerken und Herden den immer gleichen Pfad entlang – bis dieser im Laufe der Zeit zu einem immer tiefer eingeschnittenen Weg wurde: Ein sogenannter Hohlweg entstand. Heute ist er etwa 1,5 Meter breit, seine Böschungen sind ebenso hoch. Rechts und links grenzen noch zwei jeweils 5 Meter breite Wiesenstreifen als Puffer zu den großen Äckern an. Sie gehören den benachbarten Bauern und wurden im Rahmen von Naturschutzmaßnahmen in Kooperation mit den Bauern mit heimischem Wildlumen-Saatgut von Acker zu bunt blühenden Wiesen umgewandelt.

Ein Korridor zwischen Habitaten

Auf diesem schmalen Streifen blühen insgesamt rund 280 verschiedene seltene und teilweise streng geschützte Pflanzenarten. Zum Beispiel:

  • Löss-Löwenzahn
  • Sand-Lotwurz (kommt in Wien nur an 2 Stellen vor)
  • Niedriger Bergflachs
  • Rau-Tragant (kommt in Wien nur hier am Johannesberg vor)
  • Steppen-Wolfsmilch
  • Österreich-Zwerggeißklee
  • Siebenbürger Schuppenkopf (wächst österreichweit nur hier)
  • Feld-Mannstreu

Die Besonderheit des Hohlwegs besteht aber auch darin, dass er unterschiedliche Habitate miteinander verbindet. So können etwa die Ziesel, die weiter oben am Gelände eines Umspannwerks leben, unbeschadet zum Liesingbach hinunter wieseln. 

Naturdenkmal Johannesberg

Alte und neue Besucher des Hohlwegs

Der Weg ist mittlerweile etwas in die Jahre gekommen und bedarf einiger Pflegemaßnahmen. „In den späten 80er Jahren nutze ihn noch ein Bauer, um mit seiner alten Kuh zur Weide am höchsten Punkt der Erhebung zu kommen“, erzählt Alexander, „Einst standen dort Hutweiden, heute gibt es hier ein Umspannwerk – aber kein Vieh mehr.“ Die intensive Agrarwirtschaft rund um den Weg hat zugenommen, die heutigen Traktoren sind viel zu groß und zu schwer, um den Weg zu befahren. Kurz gesagt: Er drohte zuzuwachsen.

Nichtstun ist nicht die Lösung

Anfang der 90er Jahre wurde der Weg dann zum Naturdenkmal erklärt, vom Forst- und Landwirtschaftsbetrieb Wien wurden viele Gehölze entfernt und seit letztem Jahr kümmert sich der Landschaftspflegeverein mit freiwilligen Helfern und in Kooperation mit der Stadt Wien um seine Pflege. Denn, so praktisch es wäre: „Nichtstun ist nicht die Lösung für die Erhaltung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft“, erklärt Irene Drozdowski, als wir den Rechen schwingen, um den Weg vom Schnittgut zu befreien. Vor einigen Tagen waren sie und Alexander nämlich schon mit dem Balkenmäher zugange. „Zwar würde häufig nach Aufgabe einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung auf einer Brache die Artenvielfalt in den ersten paar Jahren zunehmen – dauert die Brachezeit aber zu lange gewinnen Arten wie Reitgras, Beifuß und Brennnessel die Überhand und verdrängen andere, oft seltene Pflanzen und Tiere. Später kommen Gehölze und zum Schluss der Wald.“, sagt die Biologin. Durch das händische Mähen kann außerdem auf bestimmte seltene Pflanzenarten wie den Österreich-Zwerggeißklee Rücksicht genommen werden, die nicht abgemäht werden. Denn diese Art hat einen verholzten Stamm - ist also eigentlich ein kleiner Strauch.

Die Mühen der Freiwilligenarbeit haben sich jedenfalls schon ausgezahlt. Während der Arbeit werden wir mit besonderen Sichtungen belohnt. An der Böschung mit ihren offenen Stellen und der darüber liegenden Wiese tummeln sich unter anderem

  • ca. 40 Wildbienenarten
  • Grabwespen
  • Radnetz-, Wespen-, Krabben- und Kräuselspinnen
  • Wiener Schnirkelschnecken und Östliche Heideschnecken
  • Europäische Laternenträger (Zikadenart)
  • viele Schmetterlinge
  • Brombeer-Prachtkäfer
  • Zauneidechsen
  • Hamster
  • Fasane
  • Rebhühner

„Was den Hohlweg so besonders macht“, erklärt Harald Gross, Experte der Umweltschutzabteilung der Stadt Wien, „ist dieses Nebeneinander der lockeren, vegetationsfreien Lösswände und der blühenden Wiesenstreifen.“ Das gefällt zum Beispiel den vielen Wildbienen und Grabwespen, die kleine Bruthöhlen für Ihren Nachwuchs in den Löss graben und nebenan reichlich Pollen und Insekten als Futter für den Nachwuchs finden.

Zwischen Rechen und Römern

Wie alt genau der Weg am Johannesberg wohl ist? „Das Gebiet ist seit rund 7.500 Jahren besiedelt. Es gibt Funde aus der Römerzeit, die auf große Landgüter hindeuten“, meint Alexander. Fest steht jedenfalls, dass der Hohlweg bis heute Heimat und Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten ist – und es sich definitiv lohnt, dieses artenreiche Erbe unserer Vorfahren zu erhalten.

Für alle, die dem Artenreichtum am Johannesberger Hohlweg auf die Sprünge helfen möchten: Der nächste Einsatz des Landschaftspflegevereins Thermenlinie-Wienerwald-Wiener-Becken findet im Herbst statt! Hier geht's zum Pflege-Termin im Naturdenkmal Johannesberg.

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