Das Tagpfauenauge kann mit Recht zu den schönsten Schmetterlingsarten Österreichs gezählt werden. Gemeinsam können wir uns glücklich schätzen, dass dieser tiefrot leuchtende Falter mit seinen irisierenden Augenflecken auch zu den häufigsten Arten Österreichs gehört.

Für mich persönlich ist er zugleich zum Symbolfalter meiner Liebesbeziehung zur Natur geworden, denn er hat mir seit Kindertagen Erfahrungen ermöglicht, welche meine Haltung zum Leben veränderten.

Darüber und wie du ihn selbst fördern kannst, erfährst du hier mehr.

Liebe auf den ersten Blick 

Mit dreieinhalb Jahren sah ich auf einem Spaziergang mit meinen Eltern zum ersten Mal ein Tagpfauenauge. Ruhig auf einem Heuhaufen sitzend, wärmte es sich in den ersten Strahlen der Frühlingssonne. Heute noch erinnere ich mich an den Anblick des im Sonnenlicht tiefrot leuchtenden Falters. Gänzlich fasziniert blieb ich stehen und verliebte mich auf den ersten Blick.

Seither ist die Tiergruppe der Schmetterlinge Teil meines Lebens und immer wieder suche ich Erklärungen dafür, warum ich gerade zu den Schmetterlingen eine so starke Beziehung aufgebaut habe. Schließlich kann man mit ihnen keinen Gefühlskontakt aufbauen wie mit Hunden, Katzen oder anderen höheren Tieren.

Die Erklärung liegt deshalb neben ihrer Schönheit wohl mehr in ihrer Symbolkraft. Meine Großmutter sagte als Kind oft zu mir: „Marion, die Natur ist ein ständiges ‘Täuschen-und-Tarnen‘, ein ‘Fressen-und-Gefressen-Werden‘ “. Das ist richtig, aber beschreibt es die Natur tatsächlich vollständig?

Die Tagpfauenaugen und Kleinen Füchse, die ich auf dem Sommerflieder vor unserem Gemeindebau mit Begeisterung beobachten konnte, waren und sind jedenfalls waffenlos, wehrlose Wesen. Sie stechen nicht, sie beißen nicht, sie übertragen keine Krankheiten und tun niemandem etwas zuleide.

Im Gegenteil. Durch das Bestäuben von Blüten sorgen sie für den Erhalt von Wiesenblumen und Sträuchern. Ihre Raupen fressen die zumeist unbeliebten Brennnesseln und bieten mit ihrer beachtlichen Vermehrungsfähigkeit einer Vielzahl von Tieren hochwertige Nahrung.

Zugleich sind sie mit ihrem leuchtendem Farbenkleid äußerst auffällig und unternehmen bei ihrem Tanz von Blüte zu Blüte keinerlei Anstrengung, sich vor ihren zahlreichen Feinden zu verstecken. Und trotzdem waren sie zumindest damals noch in Stadt und Land sehr zahlreich.

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Leben wie ein Tagpfauenauge?

Auch wenn ich es als Kind noch nicht bewusst reflektieren konnte, so waren diese Falter für mich so etwas wie ein sichtbarer Beweis, dass die Natur auch wehrlose, zerbrechliche Schönheiten hervorbringt, ohne dass diese im Kampf ums Überleben gleich wieder untergehen.

Und ist dieses Beispiel nicht nur eines von vielen, welches die Unzahl an Kooperationsbeziehungen in der Natur sichtbar macht? Diese überwiegen jene der Konkurrenz in Wahrheit deutlich. Heute – in Zeiten von Klima-, Arten- und Ressourcenkrisen - denke ich oft darüber nach, ob auch wir Menschen uns nicht das Tagpfauenauge mehr zum Vorbild nehmen sollten, welches im natürlichen Kreislauf so nützlich ist und auch ohne Waffen und Töten überlebt.

Könnten vielleicht auch wir unsere Verletzbarkeit so unverblümt zeigen, ohne dabei unterzugehen? 

Könnten wir aufhören, anderes Leben zu unserem eigenen Vorteil zu benutzen, bis es monoton, ausgelaugt, vergiftet, verbrannt und verloren ist? Könnten wir stattdessen die Natur und ihre Gaben so nutzen, dass wir zugleich ihre Fruchtbarkeit und Lebendigkeit fördern?

Und dabei das Leben auch noch in vollen Zügen genießen, so wie es uns die Tagpfauenaugen vormachen, wenn sie im flüchtigen Vorüberflug von der konzentrierten Süße des Lebens naschen oder sich bei ihren Balztänzen hoch in den blauen Himmel schrauben?

Könnten wir vielleicht sogar die Regeln unseres Wirtschaftssystems derart neu ausrichten, dass wir wie die Natur mehr kooperieren als konkurrieren. Könnten wir die Förderung der lebendigen Vielfalt des Planeten systematisch belohnen, anstatt die ungebremste Zerstörung wertvollster Ökosysteme für die schnellste Rendite? Kostenwahrheit einführen, würde reichen.

Derzeit sieht es leider nicht so aus, als ob wir diesen Wandel noch rechtzeitig hinbekommen. Und dies, obwohl die dunklen Vorboten eines ökologischen, und in der Folge gesellschaftlichen Kollaps uns täglich deutlicher warnen, unsere Haltung zum Leben rasch zu ändern.

Vielerorts sehe ich, wie sich gerade die sensibelsten und wachsten Menschen zunehmend depressiv fühlen. Aber das Tagpfauenauge hat mich als Kind noch etwas Weiteres gelehrt.

Tagpfauenaugen auf Wasserdost

Wandlungsfähigkeit als Hoffnungsträger

Mit neun Jahren war es einer der ersten Falter, welche ich zu züchten begann. Damals gab es rund um meinen geliebten Robinsonspielplatz in der Wiener Donaustadt noch wilde Schrebergärten mit heimischen Frühlings-, Sommer und Herbstblumen, die Faltern wie dem Tagpfauenauge von März bis Oktober Nektar boten. Und es gab direkt hinter dem Spielplatz hunderte Quadratmeter große Brennnesselflächen am Stück.

Heute leider unvorstellbar. Im April und Mai konnte man dort ohne Mühe ein gutes Dutzend Raupennester vom Kleinen Fuchs und Tagpfauenauge beobachten. In meinem aus Holzleisten und Fliegennetz selbst gezimmerten Zuchtkasten konnte ich einen winzigen Teil davon - vor Feinden geschützt - zu den prächtigen Faltern großziehen. 

Dabei erstaunte mich, dass sich die schwarzen Raupen des Tagpfauenauges innerhalb nur einer Stunde in gelbgrüne Puppen verwandelten, die im Durchlicht bloß eine durchsichtige Flüssigkeit zu enthalten schienen. Dass sich aus dieser Flüssigkeit in nur zehn Tagen ein leuchtend roter, flugfähiger Schmetterling formte, erschien mir damals als echtes Wunder. Und so wurde die Natur der Schmetterlinge zum zweiten Mal Hoffnungsträger für mich. Sie zeigte mir, wie rasch sich Lebewesen frappierend verändern können.

Es ließ mich damals als Kind in familiär herausfordernden Zeiten hoffen, dass auch in der menschlichen Natur mehr Wandlungsfähigkeit steckt, als man auf den ersten Blick entdecken kann.

Vielleicht wachsen ja auch uns in der Krise unvermittelt Flügel.

Aktuell könnten wir solche jedenfalls brauchen, denn durch unsere aktuelle Wirtschaftsweise ist auch die menschliche Zivilisation bedroht.

Laut einer Studie des Umweltbundesamtes sind in Österreich 80 % aller Tierarten Insekten. „Sie stehen an entscheidenden Schaltstellen des Nahrungsnetzes. Bestäubung, Schädlingskontrolle und Abbau organischer Substanzen sind von Insekten erbrachte Ökosystemleistungen, die für die Menschheit unverzichtbar sind.“ Zugleich zeigenaktuelle mitteleuropäische Studien Rückgangsraten der Insektenfauna von über 5 % pro Jahr 

Was ich mir von dir wünsche

In einer Zeit, in der selbst häufige Insekten wie das Tagpfauenauge rasant aus unserem Blickfeld verschwinden, und in einer Zeit, in der ein von uns erhitztes Klima unsere Felder und Wälder, unsere Wiesen, Weiden und Wohnstätten abwechselnd zu überschwemmen oder zu verdorren droht, wünsche ich mir etwas ganz besonders. Auch von dir.

Bitte, verliere nicht die Hoffnung! Begib dich an einen Ort, wo die Falter noch fliegen und halte beim Beobachten inne, um dich zu fragen, wo und wie du die lebendige Vielfalt um dich herum fördern kannst. Wo bist du keinem ökonomischen Druck ausgesetzt und brauchst dich lediglich befreien zu einer neuen Sicht auf das, was schön und lebenswert ist in deinem Leben und Garten “Eden“.  

Vielleicht kommst du wie ich zu dem Schluss, dass ein Garten oder Park nicht unbedingt dann schön sind, wenn man jedem Grashalm und Strauch ansieht, dass wir ihm unseren Willen aufgezwungen haben, sondern dann, wenn man darin beobachten kann, wie die Natur in ihrer Vielfalt auch unser Überleben sichert. Und dann kämpfe mit mir gemeinsam für das Schöne!

Die süßen Momente im Leben werden dadurch nicht weniger, sondern MEHR.

 

Über die Autorin: Marion Jaros arbeitet als Biotechnologin bei der Wiener Umweltanwaltschaft.

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