Student:innen vom Verein ORTOLANdschaftspflege haben die kritische Lage der Trockenrasen erkannt. Sie haben nicht lange gezögert, um dem blühenden, flatternden und summenden Treiben wieder Einzug zu gebieten. Ihr erster Schützling ist ein sterbendes Naturjuwel am Spatzenberg, das sie wieder zum Leben erwecken.
Fast erloschen: die Hotspots am Spatzenberg
Weiche Silberscharte, Großes Windröschen, Schmalblättriger Lein, Groß-Kreuzblume, Flockenblumen-Scheckenfalter, Kleiner Schlehen-Zipfelfalter, Steppen-Sattelschrecke, Wendehals oder Östliche Smaragdeidechse machen die Trockenlebensräume am Spatzenberg zu einem wahren Schmelztiegel der Artenvielfalt.
„Den Spatzenberg als Hotspot der biologischen Vielfalt habe ich schon während meiner Masterarbeit kennen und schätzen gelernt. Dank Changemaker #nature erhielten wir eine unbürokratische Finanzspritze und ein wertvolles Netzwerk, um die Rettung der Trockenrasen voranzutreiben,“ freut sich Michael Binder über die Unterstützung für seinen Biotop-Schützling.
Durch die fehlende Nutzung in den letzten Jahrzehnten sind die Trockenrasen nämlich massiv unter Druck geraten. Büsche machten sich breit und verdrängten die Blühpflanzen – und mit ihnen verschwanden u.a. Wildbienen, Schmetterlinge und Smaragdeidechsen. Auf den letzten Trockenrasen-Resten wurden dennoch mehr als 220 Pflanzenarten sowie über 50 Tagfalterarten dokumentiert – fast ein Viertel aller in Österreich vorkommenden! Und diese gilt es mit allen Mitteln zu bewahren und zu fördern.
„Während Trockenrasen vor wenigen Jahrzehnten noch den höchsten Anteil am Südhang des Spatzenbergs hatten, sind es heute weniger als 5 % – wir müssen also dringend handeln! Einige Arten sind schon verschwunden, wie der Gelbe Zahntrost, die Sibirische Glockenblume oder der Weißdolch-Bläuling,“ alarmiert Michael Binder, Mitgründer des Vereins ORTOLANdschaftspflege, besorgt.
Volle Hufe voraus: die Maßnahmen zur Rettung der Trockenrasen
Seit 2021 arbeiten mehr als 50 Freiwillige daran, die Trockenlebensräume am Spatzenberg zu pflegen und zu verbessern. Zwei große Freiwilligen-Pflegeeinsätze finden im Frühjahr und Herbst statt, wo Neophyten und Wildwuchs entfernt werden. Je nach Wetter und Motivation der Freiwilligen gibt es auch spontane Einsätze, um das schlafende Naturjuwel zu wecken. Durch Maßnahmen wie Entbuschung und Mahd konnten bereits über 1 Hektar des wertvollen Lebensraums verbessert werden.
Dank Changemaker #nature nahm die Rettungsaktion noch mehr Fahrt auf: „Es ist schwierig, für solche Projekte Förderungen zu bekommen. Dank Changemaker #nature erhielten wir unkomplizierte Unterstützung und konnten so weitere wertvolle Flächen vor ihrem Untergang retten,“ betont Janina Morawek die Bedeutung dieser Hilfe.
„Es ist schwierig, für solche Projekte Förderungen zu bekommen. Dank Changemaker #nature erhielten wir unkomplizierte Unterstützung und konnten so weitere wertvolle Flächen vor ihrem Untergang retten.“ - Michael Binder
Mit Changemaker #nature kamen wollige Helfer ins Spiel: Geplant war anfänglich eine Kooperation mit einer Winzerin, die ihre Krainer Steinschafe als nachhaltige Beweider zur Verfügung stellen wollte. Der Plan hat leider noch nicht funktioniert. Bis die Krainer Steinschafe zum Einsatz kommen, helfen Ouessantschafe aus, die Trockenrasen durch ihren sanften Verbiss von Gehölz befreien und Platz für die sensible Pflanzen- und Tierwelt zu schaffen.
„Die Schafbeweidung zeigt bereits deutliche Unterschiede. Die Schafe haben dicke Stängel stehen gelassen, die den Wildbienen als Nistplatz dienen. Gehölze wurden verbissen, was neue Offenflächen für Trockenrasen schafft. Wir haben schon mehr Flächen entbuscht, als geplant,“ freut sich Michael Binder über den vielseitigen Pflegeeinsatz.
Zusätzlich wurden Nistkästen für Wendehals und Wiedehopf angebracht, jedoch gibt es bisher keine Brutpaare. Der Wiedehopf hat zwar gesungen, ist aber wieder verschwunden. Der Wendehals könnte bei besseren Populationen die Nistkästen für seine Brut annehmen.
Changemaker:innen tragen Früchte
Die Jugendlichen der Gewinnerprojekte werden von Blühendes Österreich zu einem zweitägigen Workshop eingeladen. Und der Austausch mit Gleichgesinnten trägt schon Früchte: „Das Networking während des Workshops war unbezahlbar! Man fühlt sich oft als Einzelkämpfer, aber es ist beruhigend zu sehen, dass es auch andere gibt. Mit ein paar Changemakern stehen wir in regelmäßigem Kontakt. Wir besuchen uns und lernen voneinander. Emanuel Wanas war schon am Spatzenberg und wir haben uns die Öko-Campus-Flächen in Wien angesehen,“ erzählt Binder.
Was ist die Vision von ORTOLANdschaftspflege? „Wir möchten im Traisental die verbliebenen Biotope fördern und ein Netzwerk an neuen Biotopen aufbauen. Dadurch sollen die Arten wieder wandern können, was in der Klimakrise dringend nötig ist,“ erklärt Michael Binder. Das sichert das Überleben zahlreicher seltener Pflanzen, Vögel, Insekten und Reptilien.
Interessierte und Changemaker:innen in Spe können ihr Projekt beim dritten Call von Changemaker #nature im Herbst 2024 einreichen!
Changemaker #nature wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.