Die 11. Vogel-Inventur von BirdLife fällt dieses Jahr bescheiden aus – vonseiten der Vögel. Knapp 14.000 VogelfreundInnen schaffen auf der anderen Seite einen Teilnahmerekord. Sie zählen insgesamt 337.752 gefiederte Individuen rund um das Vogelhaus in 11.012 Gärten.

Welche Vogelart heimst die meisten Sichtungen ein? Welche Art muss dieses Jahr Federn lassen? Wie sieht es in den einzelnen Bundesländern aus?

Leere am Futterhaus

Die Gesamtzahl der beobachteten Vögel am Futterhaus ging in allen Bundesländern (außer Kärnten) um 12 Prozent zurück. Im Westen Österreichs wurden heuer sogar um ein Viertel weniger Vögel pro Garten beobachtet (2020: 29,95 Vögel pro Garten, 2019: 40 Vögel pro Garten).

In Kärnten hingegen stieg die Anzahl der Vögel pro Garten um 14 Prozent auf rund 37. Der Grund dafür liegt in der ungleich verteilten Schneemenge zur Beobachtungszeit der „Stunde der Wintervögel“ von 4. bis 6. Jänner 2020.

Im Durchschnitt besuchten in Österreich knapp 31 Vögel pro Garten die Futterstelle trotz Teilnahmerekord  – so wenige wie nie. 

„Besonders im Westen Österreichs wurden heuer weniger Vögel beobachtet“,

erklärt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. „Obwohl auffallend viele Meisen, Gimpel und Bergfinken im Dezember in Österreich beobachtet wurden, besuchten diese am Zählwochenende die Futterhäuser unserer Gärten nicht. Im Gegenteil: Wesentlich weniger Finken wurden gezählt“, so Wichmann.

Weshalb das so ist?

„Das großflächige Ausbleiben des Schnees und die milden Temperaturen zu Jahresbeginn in weiten Teilen Österreichs beeinflussen ganz deutlich das Auftreten unserer heimischen Wintervögel“, erklärt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich.

„Gibt es weder Frost noch eine dicke Schneedecke, verbleiben die Vögel außerhalb der Siedlungsgebiete, wo ausreichend Nahrung für sie zugänglich ist. Finden die Vögel hingegen durch den Frost und Schnee weniger Nahrung, drängen sie in die Siedlungsräume.“

Selbst so häufige Arten wie der Buchfink oder Stieglitz ließen sich heuer witterungsbedingt nicht blicken.

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Meist gesehener Gast: Die Kohlmeise

Der häufigste Wintervogel in Österreichs Gärten ist die Kohlmeise. Sie wurde von den rund 14.000 Teilnehmern in neun von zehn Gärten gesehen und gezählt (90,7%). Auf Platz zwei und drei der häufigsten Vögel folgen dicht an dicht der Haussperling (in 45,8 Prozent der Gärten) und der Feldsperling (in 44,3 Prozent der Gärten).

Grünfink im Sturzflug

„Der Grünfink hat auch heuer wieder Federn lassen“,

erklärt der Ornithologe. Der Grünfink hat seit 2013 mit der Parasitenkrankheit Trichomoniasis zu kämpfen, die für die betroffenen Vögel tödlich endet. „Das zeigt auch unsere bisherige Datenauswertung der Stunde der Wintervögel“, so Wichmann. „Die diesjährige Zählung meldet die niedrigste Anzahl an Grünfinken pro Garten seit zehn Jahren.“ (2019 nur noch 1,2 Vögel pro Garten österreichweit; 2011 waren es noch 3,7).
 
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Milde Winter – weniger Vögel im Garten?

Im Vergleich zum letzten Jahr, in jenem Schneemassen die Wintervogelzählung dominierten, beeinflussen die milden Temperaturen und geringen Schneemengen das Leben der Wintervögel und ihren Besuch am Futterhaus. 

Auch der massive Einflug von Erlenzeisigen, wie er im vergangenen Jahr stattfand, blieb völlig aus und lag damit auch deutlich unter den Vorjahreswerten. Es dürfte ausreichend Nahrung in ihren Brutgebieten weiter im Norden vorhanden gewesen sein, der milde Winter im Norden und Osten trug sein Übriges dazu bei.

Die Eichelhäher, von denen im Herbst außergewöhnlich viele in Österreich aufhielten (im Vergleich 2018 und 2019 rund zehn Mal so viele Individuen), waren ebenso seltene Gäste am Futterhaus (sie wurden lediglich in 17 Prozent der Gärten gesehen).

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Kohlmeise

Das Bundesländerergebnis 2020

Wien

In Wien zählten mit einem starken Plus von 35 Prozent insgesamt 1.153 Teilnehmer 19 Vögel pro Garten. Das waren gleich viele Vögel wie im Vorjahr, allerdings die wenigsten österreichweit. Alle wichtigen Wintervogelarten, außer der Haussperling, wurden bei der diesjährigen Wintervogelzählung seltener gesehen. Die Kohlmeise blieb trotz deutlichem Rückgang auf Platz 1, gefolgt vom Haussperling auf Platz 2 und der Blaumeise auf Platz 3.

Die Aaskrähen (Raben- und Nebelkrähen), die im vergangenen Jahr die Silbermedaille in Wien erreichten, wurden nur noch halb so häufig gesichtet (von Platz 2 auf Platz 7 ab). Die Gründe dafür werden die Ornithologen von BirdLife weiter untersuchen.

Die Saatkrähen werden in Wien als Wintergäste stetig weniger. Der Grünfink stürzte in Wien aufgrund seiner Parasitenerkrankung noch weiter ab (Platz 13). Überraschungsgast an den Wiener Futterhäuschen waren die Wacholderdrosseln, die aufgrund eines Einflugs aus dem Norden 16 Mal häufiger als im Vorjahr zu sehen waren und dadurch Rang 10 erreichten.

Niederösterreich

Rund 4.000 niederösterreichische TeilnehmerInnen (exakt 3.988, das entspricht einem Plus von 52 Prozent) meldeten heuer knapp weniger Vögel als im Österreichschnitt, nämlich nur rund 30 Vögel pro Garten: Das waren rund zehn Prozent Vögel pro Garten weniger im Vergleich zum Vorjahr, bedingt durch das schneearme und überdurchschnittlich warme Wetter rund um das Dreikönigswochenende. Die Plätze 1 bis 4 gingen stabil wie in den Vorjahren an: Kohlmeise, Feldsperling, Haussperling, Blaumeise.

Der Siegervogel Kohlmeise war diesmal deutlich häufiger zu sehen (rund ein Viertel häufiger). Der Grünfink flog als Verlierer Niederösterreichs, bedingt durch seine Parasitenerkrankung Trichomoniasis, in nur noch ein Drittel der Gärten (31 Prozent), das entspricht dem niedrigsten Wert sein Beginn der Wintervogelzählung.

Burgenland

Nur 34 Vögel pro Garten, das sind rund 10 Prozent weniger Vögel am Futterhaus als im Vorjahr (da waren es 38), beobachteten 661 BurgenländerInnen im Zuge der diesjährigen Wintervogelzählung. Entsprechend dem gesamtösterreichischen Ergebnis war die Kohlmeise Burgenlands häufigster Wintervogel, gefolgt von Haussperling (Spatz) und Feldsperling.

Deutlich mehr Kohlmeisen (eine Steigerung von knapp einem Viertel mehr Vögel pro Garten) als im Vorjahr besuchten die Futterhäuschen. Die Anzahl der Grünfinken nahm auch im östlichsten Bundesland ab: Während sie vor neun Jahren noch in 2/3 aller Gärten gesehen wurden, flogen sie dieses Jahr nur noch in 1/3 aller burgenländischen Gärten.

Steiermark

In der Steiermark flogen mit 35 Vögeln pro Garten um vier Vögel weniger ans Futterhaus als im Vorjahr. Dieser Wert liegt mit einem Plus von vier Vögeln jedoch deutlich über dem Österreich-Durchschnitt. Das zählten 2.332 SteirerInnen (fünf Prozent mehr als im vergangenen Jahr). Die Plätze 1 bis 3 gingen entsprechend des bundesweiten Trends an die Kohlmeise, gefolgt von Feldsperling und Haussperling (Spatz).

Die Amsel verzeichnete in der Steiermark neuerlich einen starken Einbruch: Knapp 1/3 weniger Amseln flogen heuer witterungsbedingt in die steirischen Gärten und erreichte damit den bisherigen Tiefststand. Der Grünfink flog als Verlierer der steirischen Wintervogelzählung, bedingt durch seine Parasitenerkrankung Trichomoniasis, den niedrigsten Wert an den Futterhäusern ein (im Schnitt nur 1 Vogel pro Garten).

Kärnten

1.342 TeilnehmerInnen aus Kärnten, das sind rund ein Drittel mehr als im Vorjahr, zählten bei der diesjährigen „Stunde der Wintervögel“ überdurchschnittliche 37 Vögel pro Garten. Dieser Wert lag um ein Viertel über dem bundesweiten Durchschnitt (31 Vögel pro Garten), aber unter dem langjährigen Wert. Deutlich mehr Meisen und Finken als im Vorjahr und als im restlichen Österreich fanden sich an bei Kärntens Futterhäusern ein.

Der Haussperling (Spatz) sicherte sich Platz 1, Platz 2 ging an die Kohlmeise, die einen Platz gegenüber dem Vorjahr gut machte, sowie Platz 3 an den Feldsperling. Auffällig war das mehr als doppelt so häufige Antreffen der Bergfinken in Kärntens Gärten, die witterungsbedingt in die Siedlungsräume einflogen. Der starke Rückgang des Grünfinken der vergangenen Jahre setzte sich bei der diesjährigen Zählung nicht weiter fort.

Tirol

Wenn die Vögel durch ausbleibenden Frost und Schnee ausreichend Nahrung finden, besteht für sie keine Notwendigkeit, in die Siedlungsräume zu den Futterstellen zu fliegen. Deutlich zu sehen war dieses Phänomen in Tirol, ebenso wie in Vorarlberg, Salzburg und Oberösterreich: Ein Drittel weniger Vögel gegenüber dem Vorjahr, vor allem die Finkenvögel mieden die Futterstellen und blieben eher außerhalb der Siedlungsgebiete.

In Zahlen bedeutete das: Nur 29 Vögel pro Garten in Tirol, das lag sogar unter dem Österreichschnitt von 31. 812 TirolerInnen meldeten die Kohlmeise als häufigsten Vogel Tirols, gefolgt vom Haussperling (Spatz) und der Amsel.

Vorarlberg

467 Teilnehmende zählten im Ländle nur 26 Vögel pro Garten, damit ein Viertel weniger als im Vorjahr (um 9 weniger als 2019 mit 35 Vögeln pro Garten). Der Haussperling behauptet ein weiteres Mal Platz 1 der Wintervogelzählung, gefolgt von Kohlmeise und Amsel.

Die Buchfinken, die im vergangenen Jahr den zweithäufigsten Wintervogel ausmachten, blieben heuer weitgehend dem Futterhaus fern. Sie fanden außerhalb der Siedlungen, bedingt durch die milden Temperaturen und das Ausbleiben des Schnees, ausreichend Nahrung. Der Bestand der Grünfinken verschlechterte sich in Vorarlberg nochmals deutlich (halb so viele Grünfinken pro Garten als im Vorjahr).

Salzburg

747 TeilnehmerInnen nahmen in Salzburg an der Wintervogelzählung teil und dokumentierten unterdurchschnittliche 27 Vögel pro Garten, das sind 12 weniger als im Vorjahr (das entspricht einem Minus von einem Drittel) und vier weniger als im Österreichdurchschnitt.

Im vergangenen Jahr flog der Erlenzeisig flog mit fünf Mal so vielen Vögeln pro Beobachtung auf Platz 1. Heuer blieben sie witterungsbedingt ebenso wie die Finkenvögel in den Siedlungsräumen aus. Im heurigen Jahr flog die Kohlmeise wieder auf Platz 1, der Haussperling (Spatz) rückte ebenso nach auf Platz 2, die Amsel auf Platz 3. Der Bestand der Grünfinken veränderte sich in Salzburg deutlich negativ um Minus 40 Prozent.

Oberösterreich

2.489 OberösterreicherInnen zählten bei der diesjährigen Stunde der Wintervögel insgesamt 63.846 Vögel, das waren 32 Vögel pro Garten und damit 20 Prozent weniger als im Vorjahr (40 Vögel pro Garten), aber ganz knapp über dem Österreichwert (31).

Dieser Rückgang war vor allem durch das Ausbleiben der Finkenvögel verursacht, die ihre Nahrung außerhalb der Siedlungsräume fanden und die Futterstellen seltener anflogen. Die Kohlmeise war Siegerin (mit 5,6 Vögel pro Garten), gefolgt von Feldsperling und Haussperling (Spatz), ganz dem bundesweiten Ranking entsprechend.

Detaillierte Ergebnisse zu den Vogelarten findest du hier. 

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Um über die Jahre weitere Erkenntnisse über Österreichs Wintervögel zu gewinnen, bleibt die Vogelzählung fixer Bestandteil des BirdLife-Programms. So sicher wie das Neue Jahr kommt auch die nächste „Stunde der Wintervögel“, diesmal von 8. bis 10. Jänner 2021, dann bereits zum zwölften Mal!

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